EDEWA: Berlins erster widerständiger Supermarkt

IMG_20151115_173814
Regal des EDEWA, Foto: Mar­co Schott

EDEWA: Ber­lins ers­ter wider­stän­di­ger Supermarkt

Inter­es­siert beugt sich eine „Kun­din“ über eine Packung „Super­blöd­manns“, ein an die „Scho­ko­küs­se“ ange­lehn­tes Pro­dukt im ers­ten anti­ras­sis­ti­schen und wider­stän­di­gen Super­markt Ber­lins, kurz EDEWA. Nach dem Öff­nen erwar­ten die Besucher_innen kei­ne süßen Lecke­rei­en, son­dern wei­ße und schwar­ze Scho­ko­küs­se aus Papp­ma­sche, auf deren Unter­sei­te Gedich­te der schwar­zen Femi­nis­tin May Ayim geklebt sind. Die­se und wei­te­re anti­ras­sis­ti­sche und anti­se­xis­ti­sche Pro­dukt-Adap­tio­nen las­sen sich in der EDE­WA-Filia­le in Neu­kölln bestau­nen. EDEWA steht für „Ein­kaufs­ge­nos­sen­schaft anti­ras­sis­ti­schen Wider­stan­des“, eine inter­ak­ti­ve Wan­der­aus­stel­lung, die ihre Besucher_innen auf Ras­sis­men und Sexis­men, sowie ande­ren Unter­drü­ckungs­for­men inner­halb der Mehr­heits­ge­sell­schaft auf­merk­sam machen will.

Dabei haben die Initiator_innen eine Kulis­se gewählt, die jede_r von uns kennt. In Form eines Super­mark­tes zei­gen sie die Dis­kri­mi­nie­rung anhand einer brei­ten Palet­te von Pro­duk­ten, die uns im täg­li­chen Leben so oder so ähn­lich begeg­nen. Am 15.11.2015 fand die Eröff­nung inklu­si­ve Füh­rung durch die „Filia­le“ statt. Dazu kamen etwa 60 Per­so­nen in die klei­ne, namen­lo­se Gale­rie in die Weser­stra­ße 176 in Berlin-Neukölln.

Wei­ter­le­senEDEWA: Ber­lins ers­ter wider­stän­di­ger Supermarkt“

Antifa heißt Arbeitskampf“

kongresstag_logo
Anti­fa Kon­gress­tag Quel­le: http://​anti​fa​kon​gress​.blog​sport​.eu/

Auf einem Kon­gress in Mün­chen dis­ku­tiert die Anti­fa­schis­ti­sche Bewe­gung neue Politikstrategien

Was heißt Anti­fa? Vier Jah­re nach dem Auf­flie­gen des NSU, nach über zwei Jah­ren ras­sis­tisch- völ­ki­scher Eska­la­ti­on, pogrom­ar­ti­ger Aus­schrei­tun­gen in Hei­den­au, Frei­tal und ande­ren Orten, täg­li­chen Angrif­fen auf Geflüch­te­te und ihre Supporter*innen und dem (Wieder-)Erstarken der AfD scheint die­se Fra­ge zur­zeit dra­ma­ti­sche Rele­vanz zu haben. Zu tun gäbe es genug für die anti­fa­schis­ti­sche Bewe­gung in Deutsch­land, befän­de die­se sich nicht seit meh­re­ren Jah­ren in einer struk­tu­rel­len Kri­se. Daher müs­sen neue Orga­ni­sie­rungs- und Poli­tik­kon­zep­te her. Raus aus der Defen­si­ve, hin zu einer hand­lungs­fä­hi­gen Bewe­gung, die Ant­wor­ten parat hat. Der Anti­fa-Kon­gress in Mün­chen hat die­se Dis­kus­si­on nun erneut in den Mit­tel­punkt gestellt.

Wei­ter­le­senAnti­fa heißt Arbeitskampf““

Töten zur Entspannung

Rezen­si­on: Klaus The­we­leit: Das Lachen der Täter: Brei­vik u.a. Psy­cho­gramm der Tötungs­lust. Wien: Resi­denz Ver­lag, 2015.

Das Lachen der Täter. Breivik u.a. (2015)
Das Lachen der Täter. Brei­vik u.a. (2015)

«Das Lachen der Täter» und nicht der Täte­rin­nen. Das gene­ri­sche Mas­ku­li­num ver­wen­det The­we­leit nicht wie so vie­le um der leich­te­ren Les­bar­keit wil­len. Es ist das Lachen der Täter: der Män­ner und nicht der Frau­en. Denn es gibt kei­ne Täte­rin­nen. Die Kern­the­se des Buchs steckt damit bereits im Titel.

Die Tat, bei der die Män­ner lachen, ist Töten in Form von Mord und Tot­schlag, das Quä­len, Fol­tern und Ver­ge­wal­ti­gen. Die Fra­ge, die sich The­we­leit stellt: War­um lachen Täter dabei? War­um emp­fin­den sie Lust wäh­rend­des­sen oder wenn sie hin­ter­her von ihren Taten berich­ten? Wei­ter­le­sen „Töten zur Entspannung“

Rezension: „Tiefer Staat“ oder doch Wachkoma?

591-0
Buch­co­ver zu „Rechts­staat im Unter­grund“ von Wolf Wetzel

Wet­zel, Wolf: Der Rechts­staat im Unter­grund. Big Brot­her, der NSU-Kom­plex und die not­wen­di­ge Illoya­li­tät, Papy­ros­sa Ver­lag, 219 Sei­ten, 14,90 Euro, ISBN 978−3−89438−591−0

Er hat ja so recht, der Wolf Wet­zel! Nein, im Ernst, wenn er schreibt: „Neh­men wir ein­mal an, dass die Geheim­diens­te 13 Jah­re von der Exis­tenz des NSU nichts gewusst haben und Jahr­zehn­te nichts von den sys­te­ma­ti­schen Aus­spä­hun­gen bri­ti­scher und US-ame­ri­ka­ni­scher Geheim­diens­te … Für die­se sys­te­ma­ti­sche Ahnungs­lo­sig­keit muss man kei­ne Mil­li­ar­den Euro aus­ge­ben!“ (S. 25), dann hat er ein­fach recht. Er hat über­haupt fast durch­ge­hend recht, auch wenn nicht viel neu­es in sei­nem jüngs­ten Kom­pen­di­um „Der Rechts­staat im Unter­grund. Big Brot­her, der NSU-Kom­plex und die not­wen­di­ge Illoya­li­tät“ zu fin­den ist.

Wei­ter­le­sen „Rezen­si­on: „Tie­fer Staat“ oder doch Wachkoma?“

Deutschrock: Ausdruck gesellschaftlichen Rollbacks

Die Doku­men­ta­ti­on „Deut­sche Pop Zustän­de — eine Geschich­te rech­ter Musik in Deutsch­land“ widemt sich der Ent­wick­lung neo­na­zis­ti­scher Musik in Deutschland

152261
Neo­na­zi-Kon­zert in Mai­land 2015 Foto: indymedia

Für Uwe Mund­los, Uwe Böhn­hard und Bea­te Zsch­ä­pe, die Rechts­ter­ro­ris­ten des NSU (Natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Unter­grund), spiel­te neo­na­zis­ti­sche Musik immer eine wich­ti­ge Rol­le. So ist das ers­te Beken­ner­vi­deo der Mor­de und Bom­ben­an­schlä­ge mit den Lie­dern „Am Puls der Zeit“ und „Kraft für Deutsch­land“ der Band „Noie Wer­te“, Urge­stein der neo­na­zis­ti­schen Rock­mu­sik in Deutsch­land, unter­legt. Eine neue Doku­men­tai­on, „Deut­sche Pop Zustän­de“, widemt sich genau die­ser neo­na­zis­ti­schen Musik­sze­ne. Dabei wird aber auch die Sze­ne dies­seits des Rechts­Rocks in den Blick genom­men und Pop­mu­sik all­ge­mein in Deutsch­land betrach­tet. Die Doku­men­ta­ti­on geht nicht nur der Fra­ge nach, wie sich die neo­na­zis­ti­sche Musik­sze­ne seit den Sieb­zi­ger­jah­ren ent­wi­ckelt hat, son­dern auch in wel­chem gesell­schaft­li­chen Kli­ma dies gesche­hen ist.

Mar­co Schott hat sich mit Thors­ten Hind­richs, Musik­wis­sen­schaft­ler aus Mainz, über die Doku­men­ta­ti­on und sei­ne Mit­ar­beit dar­an­der unter­hal­ten. Hind­richs beschäf­tigt sich seit län­ge­rer Zeit wis­sen­schaft­lich mit neo­na­zis­ti­scher Musik und — wie er es nennt — „neu­er Deutsch­rock-Sze­ne“ wie „Frei­Wild“.

Die Doku­me­na­ti­on fin­det sich noch bis zum 10.11.2015 immer von 22 — 6 Uhr in der Media­thek von 3Sat.

Wei­ter­le­sen „Deutsch­rock: Aus­druck gesell­schaft­li­chen Rollbacks“