Mölln, NSU, Halle, Hanau

Rechtsterror, Kontinuität und deutsche (Nicht-) Erinnerung

Rech­te Gewalt hat eine lan­ge Geschich­te in Deutsch­land. Nicht zuletzt haben die Anschlä­ge von Hanau und Hal­le und der Mord an Wal­ter Lüb­cke die Kon­ti­nui­tät rech­ter Gewalt erneut schmerz­lich sicht­bar gemacht. Eben­so besteht jedoch auch eine lan­ge Geschich­te der Nicht-Erin­ne­rung rech­ter Taten, des Nicht-Zuhö­rens, wenn es um die Geschich­ten Betrof­fe­ner geht und der Nicht-Auf­klä­rung von Anschlä­gen. Eine umfas­sen­de Aus­ein­an­der­set­zung mit struk­tu­rel­lem Ras­sis­mus und sei­nen poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Impli­ka­tio­nen ist wei­ter­hin aus­ste­hend, glei­cher­ma­ßen die Rol­le von Poli­tik und Behör­den. Ras­sis­mus und rech­te Gewalt wer­den auch heu­te noch weit­ge­hend aus der all­ge­mei­nen deut­schen Geschichts­schrei­bung aus­ge­klam­mert, eben­falls die Aus­wir­kun­gen die­ser Taten auf Betrof­fe­ne rech­ter Gewalt. Doch wie kann eine Erin­ne­rungs­po­li­tik aus­se­hen, die die­se Geschich­ten erzählt, sie doku­men­tiert und dadurch sicht­bar macht?

Zahl­rei­che Ange­hö­ri­ge und Initia­ti­ven leis­ten seit Jahr­zehn­ten uner­müd­li­che Arbeit, damit die Geschich­ten Betrof­fe­ner gehört und Teil des deut­schen Erin­ne­rungs­nar­ra­tivs wer­den. Sie for­dern, wie die Initia­ti­ve 19. Febru­ar Hanau es immer wie­der betont «Erin­ne­rung, Gerech­tig­keit, Auf­klä­rung und Kon­se­quen­zen.»[2] Der fol­gen­de Bei­trag setzt sich mit der Kon­ti­nui­tät rech­ter Gewalt und der Nicht-Erin­ne­rung im offi­zi­el­len Nar­ra­tiv aus­ein­an­der, weist aber auch auf die Arbeit der­je­ni­gen hin, die ver­su­chen die­se Geschichts­schrei­bung zu verändern.

Den voll­stän­di­gen Arti­kel fin­det ihr auf der Web­site der Rosa-Luxem­burg-Stif­tung.

Er erscheint außer­dem als Teil des Sam­mel­ban­des: Erin­ne­rungs­kämp­fe. Neue deut­sche Identität(en), neu­es deut­sches Geschichts­be­wusst­sein, Her­aus­ge­ge­ben von Jür­gen Zim­me­rer
Das Buch erscheint am 5. Sep­tem­ber 2023 im Reclam Verlag.

Bericht eines russischen Genossen: „Wie ich Antifa wurde“

Van­ja „Kno­chen­bre­cher“ Chu­t­or­skij und allen getö­te­ten Antifaschist*innen gewidmet

Im Jahr 2020 wur­de das Wort „Anti­fa“ zu einem hei­ßen The­ma. Im Som­mer ver­sprach US-Prä­si­dent Donald Trump, die Anti­fa zu ver­bie­ten, die er beschul­dig­te, Unru­hen im Land zu orga­ni­sie­ren. Die inter­na­tio­na­len Medi­en beeil­ten sich, den in Ver­ges­sen­heit gera­te­nen Begriff zu erklä­ren. Im Herbst erin­ner­te man sich in Russ­land an die Antifaschist*innen. Am 1. Sep­tem­ber ver­starb Alek­sej „Sokra­tes“ Sutu­ga in Mos­kau nach einem Kampf. Am 16. Novem­ber jähr­te sich die Ermor­dung von Van­ja Kno­chen­bre­cher zum elf­ten Mal. Ich habe nie über ihn geschrie­ben, obwohl wir der­sel­ben Gang angehörten.

Mit die­sem Text möch­te ich unse­ren getö­te­ten Genoss*innen Tri­but zol­len und ihr Andenken ehren. Es ist an der Zeit, die Gespens­ter der Ver­gan­gen­heit wie­der auf­er­ste­hen zu las­sen. Es ist an der Zeit, sich an die Anti­fa zu erin­nern. Wei­ter­le­sen „Bericht eines rus­si­schen Genos­sen: „Wie ich Anti­fa wurde““

Oury Jalloh — Das war Mord!

«Wir fordern nicht, wir klären selbst auf.»

State­ment der Initia­ti­ve in Geden­ken an Oury Jal­loh über die Not­wen­dig­keit unab­hän­gi­ger Aufklärungsarbeit

Mit die­sem Text möch­ten wir erklä­ren, war­um wir staat­li­chen Behör­den nicht ver­trau­en kön­nen und war­um kon­ti­nu­ier­li­che, selbst­or­ga­ni­sier­te Auf­klä­rungs­ar­beit nicht nur sinn­voll, son­dern abso­lut not­wen­dig ist. Unse­re Hal­tung resul­tiert aus unse­ren jah­re­lan­gen Erfah­run­gen mit der Poli­zei, diver­sen Staats­an­walt­schaf­ten und Gerich­ten aber auch mit Sach­ver­stän­di­gen und ande­ren Expert*innen, die den Mord an Oury Jal­loh mit allen Mit­teln ver­tu­schen und ver­schlei­ern woll­ten. Unse­re Auf­ga­be sehen wir unter ande­rem dar­in, durch Gedenk- und Auf­klä­rungs­ar­beit Ourys Wür­de wie­der­her­zu­stel­len, indem wir die staat­li­che Deu­tungs­ho­heit durch­bre­chen und die wah­ren Täter ent­lar­ven. Zum einen hat Ourys Fami­lie ein Recht auf die Wahr­heit. Zum ande­ren steht die­ser Fall stell­ver­tre­tend für den juris­ti­schen Umgang mit Poli­zei­ge­walt, wel­cher dar­auf aus­ge­rich­tet ist, die Täter*innen in Poli­zei­uni­form zu schüt­zen und die Opfer zu kri­mi­na­li­sie­ren. Wei­ter­le­sen „Oury Jal­loh — Das war Mord!“

Baseballschlägerjahre in der Uckermark

Überfall BusBase­ball­schlä­ger­jah­re — mitt­ler­wei­le ein Epo­chen­be­griff für Anti­fa, wenn sie an die frü­hen 1990er Jah­re denkt. Dazu gibts in Groß eine Dokuse­r­ie beim rbb — und noch viel bes­ser: in Klein und von Unten in der Online-Serie „Gegen uns. Betrof­fe­ne im Gespräch über rech­te Gewalt nach 1990 und die Ver­tei­di­gung der soli­da­ri­schen Gesell­schaft“ die Abtei­lung „Base­ball­schlä­ger­jah­re in der Ucker­mark: Rech­te Gewalt und Gegen­wehr“.

 

 

120 Tage nach Hanau: Räume für Solidarität

Gedenk­stät­te vor der ehe­ma­li­gen Shi­sha-Lounge „Mid­night“ am Heu­markt. (Foto: Hei­ko Koch)

Ver­sio­ne italiana

Tra­duc­ción espaniola

Neun Men­schen mit (fami­liä­rer) Migra­ti­ons­ge­schich­te fan­den am 19. Febru­ar in Hanau einen gewalt­sa­men Tod. Ein 43-jäh­ri­ge Ras­sist erschoss sie und ver­wun­de­te zahl­rei­che wei­te­re Per­so­nen — zum Teil schwer. Am 19. Febru­ar betrat der Täter in der Hanau­er Innen­stadt gegen 22 Uhr zwei Loka­le in der Stra­ße „Am Heu­markt“ und erschoss drei Män­ner. In der Bar „La Vot­re“ den 33-jäh­ri­gen Wirt Kaloyan Vel­kov, in der Shi­sa-Lounge „Mid­night“ den 30-jäh­ri­gen Inha­ber Sedat Gür­büz und auf der Stra­ße den 34-jäh­ri­gen Fatih Sara­çoğ­lu. Anschlie­ßend fuhr er in den benach­bar­ten Stadt­teil Kes­sel­stadt. Auf dem Park­platz vor einem Hoch­haus am Kurt-Schu­ma­cher-Platz erschoss er Vili Vio­rel Păun. Wei­ter­le­sen „120 Tage nach Hanau: Räu­me für Solidarität“