Wirklich Willkommen? Anmerkungen zum Thema deutsche «Willkommenskultur»

Refu­gees Wel­co­me Ban­ner sind in jeder Stadt zu sehen. Pho­to: seven resist (Flickr)

Seit die kata­stro­pha­le Lage an den euro­päi­schen Gren­zen im Som­mer 2015 die Bun­des­re­gie­rung dazu nötig­te, mehr Geflüch­te­te auf­zu­neh­men, ist die Zahl der Asyl­su­chen­den in Deutsch­land stark gestie­gen. Als Reak­ti­on dar­auf erhal­ten einer­seits Pegi­da & Co. ver­stärkt Zulauf und es ereig­nen sich bei­na­he täg­lich Angrif­fe auf Flücht­lin­ge. Ande­rer­seits enga­gie­ren sich vie­le Men­schen, um die neu ankom­men­den Geflüch­te­ten zu unter­stüt­zen. Die Bil­der der beju­bel­ten Ankunft von syri­schen Geflüch­te­ten am Münch­ner Haupt­bahn­hof oder der unzäh­li­gen Frei­wil­li­gen, die Klei­der­kam­mern in Ham­burg orga­ni­sie­ren, gin­gen nicht nur in Deutsch­land, son­dern auch inter­na­tio­nal durch die Medi­en. Bald ent­stand der Begriff der «Will­kom­mens­kul­tur». Doch was genau steht hin­ter die­sem Begriff und wie ist er zu bewer­ten? Wei­ter­le­sen „Wirk­lich Will­kom­men? Anmer­kun­gen zum The­ma deut­sche «Will­kom­mens­kul­tur»“

Rassistischer Gimmick

Rewe_Werbung_groß_20.9.2015Der renom­mier­te Schul­buch­ver­lag Klett soll sei­ne ras­sis­ti­sche Schul­buch­rei­he «Mei­ne India­ner­hef­te» ein­stel­len. Das zumin­dest for­dert der Ver­ein glo­kal e.V.  in einem offe­nen Brief. Die kri­ti­sier­ten Hef­te sind Lern­ma­te­ria­li­en für Grund­schul­kin­der, die mit Anoki, einem klei­nen «India­ner» illus­triert sind. Der Klett-Ver­lag hat reagiert und glo­kal e.V. ein Gesprächs­an­ge­bot gemacht.

glo­kal kri­ti­siert die Schul­hef­te dafür, dass sie Nati­ve Ame­ri­cans als Mas­kott­chen für Wer­be­zwe­cke miss­brau­chen und sie kli­schee­haft dar­stel­len wür­den. Die­se Kri­tik wird von Orga­ni­sa­tio­nen der Nati­ve Ame­ri­cans und 200 ande­ren Unterzeichner_innen aus Schu­le, Poli­tik und Wis­sen­schaft unter­stützt. Sei­tens Vertreter_innen der Nati­ve Ame­ri­cans in den USA wer­den seit Jah­ren Kam­pa­gnen wie «We are a cul­tu­re, not a cos­tu­me» und «Not your mas­cot» betrie­ben, um auf die ras­sis­ti­sche Dis­kri­mi­nie­rung auf­merk­sam zu machen.

Ein Inter­view mit glo­kal e.V. Wei­ter­le­sen „Ras­sis­ti­scher Gimmick“

«Unfassbare Geschichtsvergessenheit»

Unser Koope­ra­ti­ons­part­ner Ama­ro Foro e.V. ver­öf­fent­licht aus Anlass des Gedenk­ta­ges an den Geno­zid an Sin­ti und Roma wäh­rend des Natio­nal­so­zia­lis­mus eine Pres­se­mit­tei­lung zu den aktu­ell im Zuge der aggres­si­ven, von der CSU eska­lier­ten «Zuwan­de­rungs­de­bat­te» gefor­der­ten Son­der­la­gern für «Bal­kan­flücht­lin­ge». Der von Horst See­ho­fer ein­ge­brach­te Vor­schlag, die Geflüch­te­ten aus Staa­ten wie Maze­do­ni­en und Koso­vo in Son­der­la­ger unter­zu­brin­gen, wird von Ama­ro Foro auf das Schärfs­te kri­ti­siert. Vie­le der «Bal­kan­flücht­lin­ge» sei­en Roma, wes­halb der ras­sis­ti­sche Vor­schlag des baye­ri­schen Minis­ter­prä­si­den­ten von einer «unfassbare[n] Geschichts­ver­ges­sen­heit» zeu­ge. Der Vor­sit­zen­de Merd­jan Jaku­pov, selbst Rom aus Maze­do­ni­en, erklärt dazu: «Anläss­lich des 2. August wird in Deutsch­land von Sin­ti und Roma des Geno­zids im Natio­nal­so­zia­lis­mus gedacht. In der Nacht zum 2. August wur­den in Ausch­witz fast 3000 Men­schen im soge­nann­ten Zigeu­ner­la­ger ermor­det. Es ist unfass­bar, dass heu­te ein Minis­ter­prä­si­dent in Deutsch­land tat­säch­lich Son­der­la­ger für eine bestimm­te Grup­pe von Flücht­lin­gen vor­schla­gen kann, ohne sofort zurück­tre­ten zu müssen.»

Wei­ter­le­sen«Unfass­ba­re Geschichtsvergessenheit»“

Im Zweifel für Racial Profiling

Vor dem Amts­ge­richt Tier­gar­ten ist ein 55-jäh­ri­ger Mann ange­klagt. Er weint. Nicht nach dem Urteil oder wenn er sich gegen die Vor­wür­fe sei­tens der Staats­an­walt­schaft wehrt, son­dern immer dann, wenn er schil­dert, wie es sich für ihn anfühlt, ras­sis­tisch behan­delt zu wer­den. Wenn er von einem Poli­zist als Affe bezeich­net wird – zwei Mal. Auch auf Nach­fra­ge, ob er ihn gera­de rich­tig ver­stan­den habe. Und wenn er beim Jog­gen im Park von Polizist_innen über Wochen auf­fäl­lig beob­ach­tet wird, wenn sie ganz lang­sam mit dem Strei­fen­wa­gen neben ihm her fah­ren. »That’s a tra­ves­ty!«, das sei eine Tra­ves­tie, so beur­teilt der Ange­klag­te das Ver­fah­ren, nach­dem die Rich­te­rin ihr Urteil ver­kün­det hat. Mit die­ser Aus­sa­ge ver­ab­schie­det er sich, als er aus Pro­test den Saal ver­lässt: »I can’t lis­ten to this any­mo­re«, er kön­ne das nicht mehr hören.

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Racial Profiling

 

Ver­wal­tungs­ge­richt Dres­den erkennt in Racial Pro­fil­ing kei­ne Grundrechtsverletzung

racial profiling

Für das Ver­wal­tungs­ge­richt Dres­den stellt eine öffent­li­che Stig­ma­ti­sie­rung durch die Poli­zei kei­ne »tief­grei­fen­de spe­zi­fi­sche Grund­rechts­ver­let­zung« für die betrof­fe­nen Men­schen dar. Racial Pro­fil­ing wur­de nicht als ras­sis­ti­sche Struk­tur in der Poli­zei­ar­beit erkannt.

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