Lange hat es gedauert. 15 Jahre nach der Besetzung der „Casa Pound“ in der Via Napoleone III im Dezember 2003 durch die neofaschistische Bewegung der „CasaPound Italia” hat sich der Stadtrat von Rom entschlossen, eine Resolution zur Räumung der Zentrale der „Faschisten des 3. Jahrtausends“ zu verabschieden. Ende Januar votierten dreißig Abgeordnete der Parteien „Partito Democratico“ und „Movimento5Stelle“ (Fünf-Sterne-Bewegung) für die Räumung in dem Stadtteil Esquelino. Vier Stimmen von der rechtspopulistischen „Lega“ und der (post-)faschistischen „Fratelli d‚Italia“ wandten sich gegen die Resolution. Weiterlesen „Nach 15 Jahren Besetzung: Räumung der „Casa Pound“ in Rom beschlossen“
Schlagwort: Europäischer Faschismus
Braune Wallfahrten nach Rom
Auch in diesem Jahr fand im römischen Stadtteil Tuscolano der jährliche Gedenkmarsch für die drei faschistischen Jugendlichen Franco Bigonzetti, Francesco Ciavatta und Stefano Recchioni in der Via Acca Larentia statt. Sie waren dort im Januar 1978 erschossen worden. Und wie im vergangenen Jahr waren auch in diesem Jahr viele italienische Faschist*innen aus unterschiedlichen Gruppen erschienen, um den drei Toten den römischen Gruß und ein „Presente!“ zu entbieten. Die Bedeutung des jährlichen Totenkults hat unter der Hegemonie von „CasaPound Italia“ in den letzten 10 Jahren stetig zugenommen und ist für die extreme Rechte Italiens immer weiter ins Zentrum gerückt. Unter den zahlreichen Delegationen waren auch Mitglieder ausländischer Gruppierungen aus Kanada, Griechenland, Polen, Schweden, der Ukraine usw. angereist. Auch eine illustre Mischung teutonischer Rechter hatte sich eingefunden, um am historischen Sitz der faschistischen Partei Nachkriegs-Italiens, des „Movimento Sociale Italiano“ (MSI) den längst Verstorbenen einen letzten Gruß nachzubrüllen. Die Runde der Deutschen spannte sich dabei von der neonazistischen Kleinstpartei Der III. Weg, dem Leiter des völkisch-nationalistischen Projekts „Ein Prozent für unser Land“ und Chef des „Jungeuropa Verlags“, Philip Stein, einigen Anhängern der Identitären Bewegung (IB) bis hin zu einem Autor, der für das Online-Portal „Philosophia Perennis“ des AfD-nahen Theologen David Berger über (neu-rechte) Ereignisse in Italien schreibt. Weiterlesen „Braune Wallfahrten nach Rom“
CasaPound auf Stippvisite in Paris
Die Größe und die Stärke der Bewegung der „Gilets Jaunes“ (Gelbwesten), die trotz ihrer Komplexität und Vielfältigkeit ein gemeinsames Ziel — das Streben nach sozialer Gerechtigkeit — aufweist und seit gut einem Monat Frankreich in Atem hält, hat bei den unterschiedlichen Gruppen, Organisationen und Parteien — links wie rechts — Begehrlichkeiten ausgelöst.
So nahmen neben Mitgliedern der rechtsradikalen „Rassemblement National“ (bis Juni 2018 „Front National“) auch (Splitter-)Gruppen der französischen Rechten wie „Bastion Social“, „Action Française“, „Civitas“, „Dissedence Française“, „Parti Nationaliste Français“, „Division Nationaliste Révolutionnaire“ und „Les Identitaires“ an den unterschiedlichen Demonstrationen der „Gilets Jaunes“ teil. Ihre Präsenz bei den Protesten stieß wiederum auf den Widerstand von Teilen der „Gilets Jaunes“ und anwesender antifaschistischer Linker. Einige Konfrontationen endeten mitunter in handfesten Auseinandersetzungen. Weiterlesen „CasaPound auf Stippvisite in Paris“
Stadtteil-Antifa „Quarticciolo Ribelle“: „Wir schaffen es nur in der Tragödie zusammenzuhalten“
„Wir befinden uns zur Zeit an einem kritischen Punkt – einem entscheidenden Moment. ‚CasaPound Italia‘ verfügt über eine sehr große Bewegung. Aber wir können sie stoppen, wenn wir es schaffen mit anderen Genoss*innen koordiniert zusammen zu arbeiten. Wenn wir aber warten, werden sie weiter wachsen und es wird sehr schwer für uns werden.“ So Pietro, ein Mitglied des antifaschistischen Kollektivs „Quarticciolo Ribelle“ aus Rom.
Am 25. September diesen Jahres traf sich antifra*-Korrespondent Heiko Koch mit Pietro und Marco in dem von ihrem Kollektiv besetzten Haus an der Piazza Quarticciolo in Rom. Er befragte sie zu der politischen Situation in Italien, sowie zu der Stadtteilarbeit ihre Kollektivs. Im Anschluss an das Interview zeigten sie mir den von ihnen betriebenen „Palestra Popolare Quarticciolo“, der sich unweit des Piazza in der Via Ostuni 4 befindet und wo gerade ein Boxtraining für Teenager stattfand. Weiterlesen „Stadtteil-Antifa „Quarticciolo Ribelle“: „Wir schaffen es nur in der Tragödie zusammenzuhalten““
Bauhaus und Antifaschismus: Aktion beim „Feine Sahne Fischfilet“-Konzert in Dessau
Das Bauhaus in Dessau, hochprätentiöses UNESCO-Kulturerbe, hat sich dieses Vermächtnisses als unwürdig gezeigt: Die Direktorin der geschichtsträchtigen Einrichtung verwies nach etwa 100 Konzerten in Kooperation mit dem ZDF den öffentlich-rechtlichen Sender des Hauses, als die Rostocker Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ auf dem Programm stand. Die Begründung war unpolitisch, dumm und geschichtslos, der im Grunde antifaschistischen Geschichte des Bauhauses in keiner Weise angemessen. Man hatte allen Ernstes argumentiert, die Design- und Architekturschule als Unesco-Weltkulturerbestätte solle nicht zum Austragungsort politischer Agitation und Aggression werden. Weiterlesen „Bauhaus und Antifaschismus: Aktion beim „Feine Sahne Fischfilet“-Konzert in Dessau“