Das Bauhaus in Dessau, hochprätentiöses UNESCO-Kulturerbe, hat sich dieses Vermächtnisses als unwürdig gezeigt: Die Direktorin der geschichtsträchtigen Einrichtung verwies nach etwa 100 Konzerten in Kooperation mit dem ZDF den öffentlich-rechtlichen Sender des Hauses, als die Rostocker Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ auf dem Programm stand. Die Begründung war unpolitisch, dumm und geschichtslos, der im Grunde antifaschistischen Geschichte des Bauhauses in keiner Weise angemessen. Man hatte allen Ernstes argumentiert, die Design- und Architekturschule als Unesco-Weltkulturerbestätte solle nicht zum Austragungsort politischer Agitation und Aggression werden.
Das ZDF ließ sich zum Glück nicht beirren und fand nach einigem Rumgeeiere anderer Dessauer Einrichtungen im „Brauhaus“ in Dessau-Roßlau einen Ausweichort, wo dann am Dienstag tatsächlich knapp 800 Fans und Antifaschist_innen die Band begeistert feierten. Im Vorfeld hatten sich bei Bandleader Monchi besorgte Bauhäusler gemeldet, die auf den zwingenden Zusammenhang des Dessauer Bauhauses mit der Antifaschistischen Tradition hinwiesen. Das Orginal-Logo der „Antifaschistischen Aktion“ (AfA) stammt von dem Bauhäusler Max Gebhard, der es im Jahr 1932 gestaltete. Sie stifteten 600 T‑Shirts mit dem alten Logo und statteten auch die Band damit aus, die sich bereit erklärt hatte, auf den Zusammenhang von der Bühne aus aufmerksam machen wollten. Ein Info-Flyer zur Kunst-Aktion der „besorgten Bauhäusler“ liest sich so:
Wer vom Bauhaus redet ohne an die Shoa zu denken, soll bitte die Klappe halten!
Es wurden nicht nur das Bauhaus und seine Meister aus Weimar, Dessau und Berlin vertrieben, sondern auch die Schülerinnen und Schüler. Ihre Architektur, Kunst und Gestaltung wurde von den Deutschen als entartet oder als Kulturbolschewismus verunglimpft. Sie wurden verfolgt weil sie nicht in das Bild der Rechten passten — wegen ihres Glaubens, ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung, weil sie anderer Meinung waren oder weil sie einfach etwas gegen Nazis hatten.
Mindestens 60 Bauhäusler*innen wurden direkte Opfer rechter Ideologie, saßen in Knästen und Konzentrationslagern, viele konnten vor den Nazis fliehen. Es gab auch einige, die sich mit den Rechten arrangierten, ihnen gehorchten oder verstummten.“
17 Bauhäusler*innen wurden von den deutschen Faschisten ermordet.
Mehrere Bauhäusler*innen gingen in den Widerstand, manche in den Untergrund. Einer von ihnen, der Dessauer Bauhäusler Max Gebhard, gestaltete 1932 unter Regie von Max Keilson das Logo der Antifaschistischen Aktion. Die Einflüsse vom Bauhaus sind klar zu erkennen.
Bis heute gibt es unzählige Abwandlungen des ursprünglichen Logos. Es ist mittlerweile weltweit zu finden und gehört mit all seinen Variationen zu den bekanntesten politischen Zeichen.
Das Logo der Antifaschistischen Aktion ist somit wohl das berühmteste Werk eines Bauhäuslers.“
„Alerta antifascista!“ und Dank an die Besorgten Baushäusler*innen und „Feine Sahne Fischfilet“!