CasaPound tritt in Südtirol zur Wahl an

Ripu­li­re L‚Alto Adi­ge“ — „Süd­ti­rol Rei­ni­gen“: Wahl­pla­kat von Casa­Pound im Jahr 2018

Rin inne Kart­üb­beln, rut ut de Kart­üb­beln“: Seit über 140 Jah­ren steht die­ser Spruch in Deutsch­land für einen unge­ord­ne­ten mili­tä­ri­schen Manö­ver­ein­satz. Und die­ser Spruch fällt einem auch ange­sichts der Pres­se­mit­tei­lung vom 26. Juli von Casa­Pound in Bozen ein. Die kom­mu­na­le Sek­ti­on der faschis­ti­schen Par­tei näm­lich will im Sep­tem­ber die­sen Jah­res - trotz der Ein­stel­lung der Par­tei­en­ak­ti­vi­tä­ten der Gesamt­par­tei — an den Kom­mu­nal­wah­len in Süd­ti­rol teil­neh­men.

Ihren ers­ten Wahl­auf­tritt hat­ten die „Faschis­ten des 3. Jahr­tau­sends“ in Bozen im Febru­ar 2013. Schon damals erziel­te ihr Kan­di­dat, der 52jährige Immo­bi­li­en­mak­ler Mau­ri­zio Pug­li­si Ghiz­zi, mit 1,7 Pro­zent der abge­ge­be­nen Stim­men das bes­te Ergeb­nis im gesamt­ita­lie­ni­schen Ver­gleich der neu gegrün­de­ten Par­tei Casa­Pound Ita­lia. Im Mai 2015 errang der damals 34jährige Andrea Bonaz­za mit 2,4 Pro­zent einen Sitz im Kom­mu­nal­par­la­ment der größ­ten Kom­mu­ne Süd­ti­rols. Und im Mai 2016 schaff­ten die Faschist*innen die neu ein­ge­führ­te 3‑Pro­zent-Hür­de pro­blem­los: Casa­Pound Ita­lia erhielt mit 6,7 Pro­zent der abge­ge­be­nen Stim­men drei Sit­ze, die seit­dem Mau­ri­zio Pug­li­si Ghiz­zi, Andrea Bonaz­za und San­dro Tri­go­lo im Stadt­par­la­ment inne haben.

Allein im römi­schen Stadt­be­zirk Ostia erziel­te die faschis­ti­sche Par­tei im Novem­ber 2017 mit 9,08 Pro­zent der abge­ge­be­nen Stim­men ein bes­se­res Ergeb­nis als in Bozen, konn­te aber nur einen Kan­di­da­ten, Luca Mar­sel­la, in das Par­la­ment des Stadt­wahl­be­zirks Muni­ci­pio X schi­cken. Somit stellt die Sek­ti­on von Bozen einen der erfolg­reichs­ten Able­ger der Casa­Pound dar.
Was die Betei­li­gung der kom­mu­na­len Sek­ti­on für die Bewe­gung Casa­Pound heißt, ist frag­lich. Dient der Wahl­an­tritt als Test­bal­lon und läu­tet bei Erfolg ein gene­rel­les Umden­ken der römi­schen Füh­rung der „Faschis­ten des Drit­ten Jahr­tau­sends“ ein? Oder ist die Betei­li­gung am Urnen­gang nur dem loka­len Macht­ge­lüs­ten von Bonaz­za und Co geschul­det?
Gene­rell befin­det sich Casa­Pound immer noch in einer Kri­se. Zur gene­rel­len Kri­sen­si­tua­ti­on trat seit dem 9 Sep­tem­ber 2019 die Sper­rung eini­ger hun­dert Inter­net-Sei­ten regio­na­ler und loka­ler Stütz­punk­te und Vertreter*innen von Casa­Pound durch Face­book Ire­land Limi­t­ed hin­zu. Zwar hat­te Mit­te Dezem­ber 2019 die Rich­te­rin Ste­fa­nia Gar­ri­si vom römi­schen Zivil­ge­richt die Frei­schal­tung der Sei­ten der Asso­cia­zio­ne di Pro­mo­zio­ne Socia­le Casa­Pound ange­ord­net. (1, 2, 3) Aber Face­book hat­te die Sei­ten nicht frei­ge­schal­tet und war vor die nächs­te juris­ti­sche Instanz gezo­gen.
Auch die Aus­sich­ten auf eine Räu­mung des seit Jah­ren besetz­ten CP-Haupt­quar­tiers in der Via Napo­le­on III sind kon­kre­ter gewor­den. Im Juni erging ein Beschlag­nah­me­de­kret eines Ermitt­lungs­rich­ters gegen­über Casa­Pound. (4, 5) Damit wird die Luft für die faschis­ti­sche Beset­zung dort immer enger. Eine Räu­mung könn­te viel­leicht noch die­ses Jahr stattfinden.

Es heißt wei­ter­hin: Quo vadis CasaPound?

 


Kein Erfolg für Casa­Pound bei den Wah­len in Süd-Tirol

Zur Über­ra­schung vie­ler war die faschis­ti­sche Bewe­gung Casa­Pound in Süd­ti­rol zu den Kom­mu­nal­wah­len ange­tre­ten, obwohl sie Mit­te 2019 ange­kün­digt hat­te, ihr Akti­vi­tä­ten als Wahl­par­tei ein­zu­stel­len. Ob die­se Ent­schei­dung den loka­len Bedürf­nis­sen der Boze­ner Faschist*innen um Andrea Bonaz­za ent­sprach oder ein Expe­ri­ment der Casa­Pound-Füh­rung bezüg­lich Rück­kehr an die Wahl­ur­ne dar­stell­te, ist unklar. Das Ergeb­nis ist um so kla­rer: ein Miss­erfolg. Casa­Pound konn­te ledig­lich 2,8 Pro­zent der abge­ge­be­nen Stim­men (1.184 Wahl­be­rech­tig­te) auf sich ver­ei­nen und blieb weit hin­ter ihrem Ergeb­nis mit 6,7 Pro­zent der abge­ge­be­nen Stim­men im Jahr 2016 zurück. Ein Ein­zug in das Boze­ner Rat­haus wird auf Grund der loka­len 3 Pro­zent-Hür­de nicht statt­fin­den. Soweit, so gut. Schaut man aber genau­er auf die süd­ti­ro­ler Kom­mu­nal­wah­len, so ist deut­lich zu erken­nen, dass die ita­lie­ni­sche Rech­te auch hier auf dem Vor­marsch ist. (1, 2)

(29.09.2020)