CasaPound Italia“ on the rise: „Faschisten des Dritten Jahrtausends“ marschieren mit 5.000 Leuten durch Rom

Geball­te Ladung ita­lie­ni­scher Faschos beim „römi­schen Gruß“ zum Geden­ken an „gefal­le­ne Kame­ra­den“ Anfang Janu­ar in Rom : Gru­sel-Screen­shot auf Youtube

Rund 5.000 Mit­glie­der und Anhänger_innen der faschis­ti­schen Par­tei „Casa­Pound Ita­lia“ zogen am Sonn­tag, 7. Janu­ar 2018, in einem Gedenk­marsch von der Piaz­za San Gio­van­ni zur Via Acca Laren­tia. Anlass des Gedenk­mar­sches durch den römi­schen Stadt­teil Tus­co­la­no war der Jah­res­tag eines Atten­tats aus den 1970er Jah­ren, aus den „Anni di Piom­bo“ — der „blei­er­nen Zeit“ — wie man auch in Ita­li­en die Zeit der poli­tisch sehr gewalt­tä­ti­gen Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen den ver­schie­de­nen poli­ti­schen Lagern der 1970er nennt. Bei dem Atten­tat han­del­te es sich um den Mord an zwei bzw. drei rech­ten Jugend­li­chen vor dem Sitz der faschis­ti­schen Par­tei „Movi­men­to Socia­le Ita­lia­no“ (MSI) in der Via Acca Laren­tia am 7. Janu­ar 1978.

 

Italien/Rom in den 1970er Jahre

Die Vor­ge­schich­te: Am Abend des 7. Janu­ar 1978 hat­ten fünf Jugend­li­che der „Fron­te del­la Gio­ven­tù“, der Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on der 1946 gegrün­de­ten faschis­ti­schen Tra­di­ti­ons­par­tei MSI, den Par­tei­sitz in der Via Acca Laren­tia ver­las­sen, um Flug­blät­ter für ein Kon­zert der rech­ten Musik­grup­pe „Amici del Ven­to“ zu ver­tei­len, als sie von einer etwa gleich gro­ßen Grup­pe mit auto­ma­ti­schen Waf­fen unter Beschuss genom­men wur­den. Dabei kamen der neun­zehngjäh­ri­ge Fran­co Bigon­zet­ti und der acht­zehn­jäh­ri­ge Fran­ces­co Ciava­tta ums Leben. Die Angrei­fer auf den MSI-Sitz in der Acca Laren­tia wur­den spä­ter einer Grup­pe Namens „Nuclei Arma­ti per il Con­tro­po­te­re Ter­ri­to­ria­le“ (deutsch: „Bewaff­ne­ter Kern der ter­ri­to­ria­len Gegen­macht“) zuge­ord­net. Eine der vie­len Grup­pen der ita­lie­ni­schen Lin­ken jener Zeit, die sich ent­we­der im Zuge bewaff­ne­ter Revo­lu­ti­ons­vor­stel­lun­gen und/oder als Reak­ti­on auf die zahl­rei­chen Anschlä­ge und Mor­de der extre­men Rech­ten bewaff­ne­ten und Glei­ches mit Glei­chen ver­gal­ten. Über einen sol­chen Pro­zess gegen­sei­ti­ger Angrif­fe hin­aus wur­de in den 1970er Jah­ren das poli­ti­sche Kli­ma in Ita­li­en gezielt von Stra­te­gen aus den Geheim­diens­ten und Mili­tärs, in Ver­bund mit aus­füh­ren­den Rechts­ter­ro­ris­ten, ange­heizt. Mit Bom­ben­an­schlä­gen auf Ban­ken, Plät­ze und Züge wur­de in einer „Stra­te­gie der Span­nung“ Angst und Unru­he in der Bevöl­ke­rung geschaffen.

Als Bei­spie­le sei­en hier die Bom­ben­an­schlä­ge auf die Mai­län­der Land­wirt­schafts­bank an der Piaz­za Fon­ta­na vom 12. Dezem­ber 1969 mit sieb­zehn Toten, auf den Fern­zug Rom-Mes­si­na am 22. Juli 1970 mit sechs Todes­op­fern, auf die 1.-Mai-Demonstration 1974 in Bre­scia mit acht Toten und der Anschlag auf den Haupt­bahn­hof von Bolo­gna am 2. August 1980 mit fünf­und­acht­zig Todes­op­fern genannt. Tei­le der Behör­den und der Pres­se ord­ne­ten die­se Ter­ror­an­schlä­ge auf belie­bi­ge Men­schen­an­samm­lun­gen der poli­ti­schen Lin­ken zu und woll­ten so den Ruf nach einem auto­ri­tä­ren Staat und gegen die star­ke par­la­men­ta­ri­sche wie außer­par­la­men­ta­risch Lin­ke in der Bevöl­ke­rung her­vor­ru­fen. Die­se Stra­te­gie wur­de von Tei­len der NATO in einem gehei­men, euro­pa­wei­ten „Stay Behind“-Programm gestützt. In Ita­li­en trug das Pro­gramm bzw. die aus­füh­ren­de Struk­tur den Namen „Gla­dio“ und kos­te­te rund 200 will­kür­lich aus­ge­such­te Italiener_innen das Leben und ver­letz­te mehr als 600 schwer.

Unter die­sen Umstän­den war poli­ti­sche Gewalt und sogar Schuss­waf­fen­ein­satz der Poli­zei gegen Demonstrant_innen im Ita­li­en jener Jah­re all­täg­lich – auch gegen rech­te Demonstrant_innen. Als meh­re­re Stun­den nach dem Atten­tat auf den MSI-Sitz ein Sit-In jugend­li­cher Faschist_innen aus bis heu­te unge­klär­ten Grün­den eska­lier­te und es ihrer­seits zu Gewalt­tä­tig­kei­ten gegen­über Journalist_innen und der ein­schrei­ten­den Poli­zei kam, setz­ten die Cara­bi­nie­ri Schlag­stö­cke, Trä­nen­gas und Feu­er­waf­fen gegen die Jugend­li­chen ein. Dabei schoss ein Haupt­mann die­ser para­mi­li­tä­ri­schen Poli­zei­kräf­te auf den zwan­zig­jäh­ri­gen Ste­fa­no Rec­chio­ni. Das Mit­glied der rech­ten Musik­grup­pe „Janus“ starb zwei Tage spä­ter an den Fol­gen der Schussverletzung.

Ita­li­en heute

You­tube-Screen­shot: „Hel­den­ge­den­ken“ in mili­tä­ri­scher For­ma­ti­on, 7. Janu­ar 2018 in Rom

Vier­zig Jah­re spä­ter. Die Zei­ten haben sich geän­dert. Die einst­mals größ­te und ein­fluss­reichs­te kom­mu­nis­ti­sche Par­tei West­eu­ro­pas, die Par­ti­to Comu­nis­ta Ita­lia­na (PCI), exis­tiert nicht mehr. Und selbst die 1991 gegrün­de­te Nach­fol­ge­or­ga­ni­sa­ti­on, die „Par­ti­to del­la Rif­on­da­zio­ne Comu­nis­ta” sitzt seit 10 Jah­ren in kei­ner der bei­den Par­la­ments­kam­mern — weder im Abge­ord­ne­ten­haus, noch im Senat. Auch auf den Stra­ßen, in den Betrie­ben und an den Uni­ver­si­tä­ten Ita­li­ens ist es sehr ruhig gewor­den. Die einst­mals so star­ke ita­lie­ni­sche Lin­ke ist ein Schat­ten ihrer selbst. Das vom West­bünd­nis in den 1970er Jah­ren befürch­te­te Aus­sche­ren Ita­li­ens aus der NATO ist aus­ge­blie­ben und steht für nie­man­den mehr zur Dis­kus­si­on. Für ein „Stay behind”-Programm scheint es vor­erst kei­ne Not­wen­dig­keit mehr zu geben.

Die Faschist_innen hin­ge­gen gibt es wei­ter­hin – auf den Stra­ßen und in den Par­la­men­ten. Auf den Stra­ßen, Plät­zen und in den Fuß­ball­sta­di­en, wo sie immer mehr Raum für sich ein­neh­men. Sie sind der aggres­sivs­te und gewalt­tä­tigs­te Part in der ras­sis­ti­schen Mobi­li­sie­rung gegen Flücht­lings­un­ter­künf­te, Roma­sied­lun­gen und das „Ius Soli“ (Geburts­recht = Kin­der, die auf ita­lie­ni­schem Boden gebo­ren wer­den, sind auto­ma­tisch Italiener_innen), die von Jahr zu Jahr in Ita­li­en zunimmt. Pogro­me und Gewalt­ex­zes­se gegen Flücht­lin­ge und Roma sind mitt­ler­wei­le All­tag und nor­ma­ti­ve Rea­li­tät im Bel Pae­se (deutsch: schö­nes Land). Die Zei­tung “Il Giorn­a­le” ver­öf­fent­lich­te Anfang Sep­tem­ber 2017 eine kur­ze Auf­lis­tung ras­sis­ti­scher Aus­ein­an­der­set­zun­gen, Angrif­fe und Pogro­me der letz­ten Jah­re: Tor Sapi­en­za, Roma (2014); Casa­le San Nico­la, Roma (2015); Quin­to di Tre­vi­so (2015); Acer­ra, Napo­li (2015); Goro, Fer­ra­ra (2016); Ex Moi, Tori­no (2016); San Basi­lio, Roma (2016); Vitu­la­no, Beneven­to (2017); Castell‘Umberto, Mes­si­na (2017); Bagno­li di Sopra, Pado­va (2017); Bor­go­no­vo Val Tido­ne, Pia­cen­za (2017); Tibur­ti­no Ter­zo, Roma (2017).

Und die Faschist_innen mor­den. Nicht im gro­ßen Stil wie in den 1970er Jah­ren, son­dern immer wie­der mal – so ermor­de­ten sie z.B. Davi­de Cesa­re am 26.03.2003 in Mai­land, Rena­to Bia­get­ti am 27.08.2006 in Roma, Nico­la Tom­ma­so­li am 30.04.2008 in Vero­na, Samb Modou und Diop Mor am 13.12.2011 in Flo­renz, Ciro Espo­si­to am 03.05.2014 in Rom und Emma­nu­el Nam­di am 06.07.2016. Kaum zu zäh­len sind die zahl­rei­chen leicht und schwer Ver­letz­ten von klei­nen und gro­ßen Angrif­fen und Brand­stif­tun­gen durch die Faschist_innen.

Und sie sit­zen in den Par­la­men­ten. Hier haben sie ihren Namen gewech­selt und hei­ßen nicht mehr „Movi­men­to Sozia­le Ita­lia­no”, son­dern seit 1995 „Alle­an­za Nazio­na­le” (AN). Seit 1994 bil­de­ten sie zu unter­schied­li­chen Zei­ten, in ver­schie­de­nen Kon­stel­la­tio­nen und unter diver­sen Bünd­nis­na­men als dritt­stärks­ter Part­ner mit der ras­sis­ti­schen „Lega Nord“ und der neo­li­be­ra­len „For­za Ita­lia“ die so genann­ten Mit­te-Rechts-Regie­run­gen, besetz­ten dabei lokal, regio­nal und natio­nal Pos­ten und Posi­tio­nen – bis hin zu Bür­ger­meis­ter- und Minis­ter­äm­tern. So gestal­te­ten sich in dem ver­gan­ge­nen Vier­tel-Jahr­hun­dert fast zwei­drit­tel der Regie­rungs­zeit Ita­li­ens. An der Spit­ze die­ses Mit­te-Rechts-Bünd­nis­ses und des ita­lie­ni­schen Staa­tes stand dabei Sil­vio Ber­lus­co­ni – einer der reichs­ten Män­ner Ita­li­ens und in den 1970er Jah­ren Mit­glied der Geheim­lo­ge „Pro­pa­gan­da Due“ (P2). Die P2-Loge war eine jener klan­des­ti­nen Struk­tu­ren, die hin­ter den zahl­rei­chen rech­ten Bom­ben­an­schlä­gen und Atten­ta­ten zur Desta­bi­li­sie­rung Ita­li­ens in den 1960er- und 1970er Jah­re die Fäden zog. In den Jah­ren der Mit­te-Rechts-Regie­run­gen seit 1994 wur­den diver­se arbeit­neh­mer­feind­li­che und repres­si­ve Ver­ord­nun­gen, sowie ras­sis­ti­sche Geset­ze erlas­sen. Frau­en­feind­lich­keit und Sexis­mus, anti-ega­li­tä­re Rhe­to­rik und den Faschis­mus rela­ti­vie­ren­de Tabu­brü­che kamen von den höchs­ten Wür­den­trä­gern des Staa­tes und stan­den auf der media­len Tages­ord­nung. Ita­li­en beweg­te sich gesell­schaft­lich — sozi­al wie poli­tisch — nach rechts.

Auf der Par­tei­ene­be­ne hat­te die Poli­tik Sil­vio Ber­lus­co­nis die Fol­ge, dass ein Teil der „Alle­an­za Nazio­na­le” über den Umweg des Par­tei­bünd­nis­ses „Il Popo­lo del­la Liber­tà” von 2009 bis 2013 in die „For­za Ita­lia” absor­biert wur­de. Wäh­rend ein ande­rer Teil der „Alle­an­za Nazio­na­le” 2012 eine neue Par­tei mit dem Namen „Fratel­li d’Italia” grün­de­te und heu­te unter dem ehe­ma­li­gen MSI-Mit­glied Gior­gia Melo­ni zur Wahl antritt. Gene­rell ent­ta­bui­sier­te die Poli­tik Sil­vio Ber­lus­co­nis den (his­to­ri­schen) Faschis­mus und mach­te des­sen Ideen hono­ra­bel. Heu­te stellt sich für vie­le Italiener_innen die faschis­ti­sche Dik­ta­tur unter Beni­to Mus­so­li­ni als eine Epo­che unter vie­len und die faschis­ti­sche Ideo­lo­gie als gleich­wer­tig zu demo­kra­ti­schen oder lin­ken Ideo­lo­ge­men dar. Unter die­sen Bedin­gun­gen konn­te die extre­me Rech­te Ita­li­ens in den letz­ten 25 Jah­ren unge­stört agie­ren und unge­hemmt wach­sen. Sei­en es die diver­sen Skin­head-Grup­pie­run­gen, die Rechts­rock­sze­ne oder die rech­ten Ultra­grup­pen auf den Rän­gen der Fuß­ball­sta­di­en. Aber auch Par­tei­en wie die „For­za Nuo­va” unter Rober­to Fio­re, die 1997 gegrün­det wur­de. Oder „Casa­Pound Ita­lia“ unter Gian­lu­ca Ianon­ne, die 2003 ent­stand und seit 2013 als Par­tei zu Wah­len antritt.

Acca Laren­tia – 7. Janu­ar 2018

Und aktu­ell: Bis heu­te gehört die „Stra­ge di Acca Laren­tia” — der „Anschlag von Acca Laren­tia” — zum Gedenk­ka­non der Rech­ten in Ita­li­en. Die drei Jugend­li­chen wur­den zu Mär­ty­rern ver­klärt und jähr­lich wird von den ver­schie­de­nen rech­ten Frak­tio­nen mit Demons­tra­tio­nen, Kund­ge­bun­gen und Kon­zer­ten ihrer gedacht. Dabei kommt es obli­ga­to­risch jeden Janu­ar zu Kund­ge­bun­gen und Kranz­nie­der­le­gun­gen vor dem ehe­ma­li­gen Sitz der MSI in der Via Acca Laren­tia. Der dies­jäh­ri­ge Auf­marsch von „Casa­Pound“ mit rund 5.000 Anhänger_innen gehört unbe­strit­ten zu den größ­ten Demons­tra­tio­nen, den die extre­me Rech­te in vier­zig Jah­ren zu die­sem Anlass orga­ni­sie­ren konn­te. Bemer­kens­wert ist, dass „Casa­Pound Ita­lia“ die­sen Auf­marsch allein orga­ni­sier­te. Zwar waren diver­se Skin­head-Grup­pen aus ganz Ita­li­en ange­reist. Dar­un­ter auch die offen neo-nazis­ti­sche „Comu­ni­tà mili­tan­te dei dodi­ci rag­giaus der Pro­vinz Vare­se, gegen die erst im Dezem­ber die poli­ti­sche Poli­zei Digos eine Raz­zia und Beschlag­nah­mun­gen anstreng­te. (Die „Gemein­schaft der zwölf Strah­len” benennt sich nach den zwölf Strah­len der so genann­ten „Schwar­zen Son­ne” aus dem „Ober­grup­pen­füh­rer­saal der SS” der Wewels­burg). Den­noch rie­fen zu dem Gedenk­marsch „Acca Laren­tia 2018” weder die Par­tei „For­za Nuo­va”, noch ande­re extrem rech­te Kleinst­par­tei­en auf. Und auch die Par­tei „Fratel­li di Ita­lia” betei­lig­te sich nicht. Der Marsch stand allein in der Ver­ant­wor­tung von „Casa­pound“, die 80 Pro­zent der Teilnehmer_innen stellte.

So zogen 5.000 Faschist_innen — „Casa­Pound“ gibt 6.000 Per­so­nen an – schwei­gend und mili­tä­risch geord­net durch den Stadt­teil Tus­co­la­no. Dem Marsch wur­de ein Kranz­ge­bin­de für die „gefal­le­nen Kame­ra­den” und eine mit Kel­ten­kreuz ver­zier­te schwar­ze Stan­dar­te mit dem sil­ber­nen Schrift­zug „Acca Laren­tia” vor­weg getra­gen. Gefolgt von einer gro­ßen ita­lie­ni­schen Tri­co­lo­re und elf unter­schied­li­chen Län­der­fah­nen Argen­ti­ni­ens, Por­tu­gals, Spa­ni­ens, Frank­reichs, Schott­lands, Irlands, Finn­lands, Polens, Rumä­ni­ens, Russ­lands und Syri­ens, die von Mit­glie­dern ver­schie­de­ner aus­län­di­scher Dele­ga­tio­nen getra­gen wur­den. Dem anschlie­ßen­den rie­si­gen Trans­pa­rent mit der Auf­schrift „Ono­re ai came­ra­ti cadu­ti„ — „Ehre den gefal­le­nen Kame­ra­den” folg­ten die Rei­hen der Mar­schie­ren­den. Orga­ni­sa­ti­ons­fah­nen, Ban­ner und Trans­pa­ren­te fan­den sich eben­so wenig wie­der, wie auf Paro­len, Gesän­ge und Musik ver­zich­tet wur­de. Die Men­ge zog schwei­gend zu dem jetzt „Auto­no­men Sitz” an der Via Acca Laren­tia. Die­ser faschis­ti­sche Treff befin­det sich unweit des 104ten Par­tei­sit­zes, den „Casa­Pound“ in der Via Evan­dro 12 im letz­ten Novem­ber eröff­ne­te. Der „Auto­no­men Sitz” Acca Laren­tia selbst befin­det sich an einem klei­nen, von einer Trep­pe und meh­re­ren Miets­häu­sern ein­ge­fass­ten Platz und ist mit einem rie­si­gen Kel­ten­kreuz ver­se­hen. An der Wand befin­det sich eine Tafel mit den Namen der ermor­de­ten Jugend­li­chen und dem Zusatz “Ass­as­si­na­ti dall‚odio comu­nis­ta e dai ser­vi del­lo sta­to — i came­ra­ti” — “Ermor­det vom kom­mu­nis­ti­schen Hass und den Scher­gen des Staats — die Kameraden”.

Bevor die Ver­samm­lung auf dem Platz auf­ge­löst wur­de nahm der Prä­si­dent von „Casa­Pound Ita­lia“, Gian­lu­ca Ianon­ne, in einer mili­tä­ri­schen Zere­mo­nie von den Anwe­sen­den die faschis­ti­sche Ehren­be­zeu­gung für die Toten, den Ruf „Pre­sen­te” samt römi­schem Gruß ent­ge­gen. Ord­ner hat­te zuvor ver­sucht die Jounalist_innen abzu­drän­gen, um die­se an der Doku­men­ta­ti­on des Gesche­hens zu hin­dern. Ist doch der faschis­ti­sche Gruß auch in Ita­li­en ver­bo­ten. Erst Mit­te des letz­ten Jah­res gab es den Ver­such sei­tens des Abge­ord­ne­ten Ema­nue­le Fia­no und der „Part­ido Demo­cra­ti­co” eine neu­es, ein drit­tes Gesetz neben dem „Leg­ge Scel­ba” aus dem Jahr 1952 und „Leg­ge Man­ci­no” aus dem Jahr 1993 gegen die Apo­lo­gie des Faschis­mus und die aus­ufern­de Pra­xis der faschis­ti­schen Pro­pa­gan­da in Ita­li­en der letz­ten Jah­ren im Par­la­ment zu beschlie­ßen. Am Abend des Auf­mar­sches fand an einem unbe­kann­ten Ort noch ein Kon­zert mit dem Titel „Ono­re al san­gue dei mar­ti­ri“ — „Ehre dem Blut der Mär­ty­rer“ — zu Ehren der „gefal­le­nen Kame­ra­den“ statt. Neben der bekann­ten Casa­Pound Band „Zeta­Ze­ro­Al­fa“ um den Front­mann und „CasaPound“-Präsidenten Gian­lu­ca Ianon­ne und den römi­schen Bands „Bron­son“ und „SPQR“ tra­ten die Band „Fan­tas­mi del Pas­sa­to“ aus Lec­ce auf, die seit 2016 revi­ta­li­sier­te NS-Hard­core-Band „Hate for Break­fast“ aus Viter­bo und die fran­zö­si­sche Band „In Memo­ri­am“. Kamerad_innen aus den ver­schie­de­nen extrem rech­ten Frak­tio­nen und Grup­pie­run­gen waren auf dem Kon­zert anwe­send. Sie kamen aus den schon genann­ten Län­dern wie auch aus Kana­da, der Ukrai­ne, Bul­ga­ri­en und Grie­chen­land. Die Ange­reis­ten fei­er­ten ihre „inter­na­zio­na­le nera“ — ihre „schwar­ze Internationale“.

In den rech­ten Medi­en wur­de der Auf­marsch zu Acca Laren­tia am 7. Janu­ar breit prä­sen­tiert und doku­men­tiert, in ande­ren Medi­en ver­hal­ten. Das gan­ze letz­te Jahr waren die Medi­en voll gewe­sen von Berich­ten und Hin­ter­grund­ar­ti­keln über Pro­pa­gan­da­de­lik­te und Auf­mär­sche der extre­men Rech­ten. So etwa über den Marsch von „Casa­Pound“ am 25. März in L’Aquila mit 5.000 Faschist_innen unter dem Mot­to „Ita­lia Sov­ra­na” — „Sou­ve­rä­nes Ita­li­en”. Über den Auf­marsch von 2.000 Faschist_innen in Mai­land am 29. April 2017 zu Ehren von Ser­gio Ramel­li, Car­lo Bor­sa­ni und Enri­co Pede­no­vi. „Casa­Pound“ demons­trier­te zusam­men mit den Ham­merskin­heads von „Leal­tà e Azio­ne” zum Mai­län­der Haupt­fried­hof, wo unge­fähr 1.000 von ihnen den römi­schen Gruß ent­rich­te­ten. Über den „CasaPound“-Aufmarsch vom 24. Juni 2017 unter dem Mot­to „Mar­cia per i dirit­ti degli ita­lia­ni“ — „Marsch für die Rech­te der Ita­lie­ner“ — gegen ein „Ius Soli“, mit rund 5.000 Anhänger_innen. Oder die Demons­tra­ti­on an Mus­so­li­nis Geburts­ort zu dem 95sten Jah­res­tag des „Mar­sches auf Rom” von Mus­so­li­nis Schwarz­hem­den im Okto­ber 1922. Der Auf­marsch am 28. Okto­ber letz­ten Jah­res mutier­te zu dem bis­her größ­ten Geden­ken, den der klei­ne Ort Pred­ap­pio zu die­sem Anlass bis­her erlebt hat. Aus dem glei­chen Anlass demons­trier­ten Rober­to Fio­re und eini­ge tau­send Anhänger_innen und Mit­glie­der sei­ner Par­tei „For­za Nuo­va” ein Woche spä­ter am 4. Novem­ber 2017 durch den 1938 für die Welt­aus­stel­lung erbau­ten Stadt­teil „Espo­si­zio­ne Uni­ver­sa­le di Roma” (EUR).

Zudem häuf­ten sich in den letz­ten Mona­ten die Berich­te über rech­te Über­grif­fe und Bedro­hun­gen aus ganz Ita­li­en. So bei­spiels­wei­se die Bedro­hung der anti­ras­sis­ti­schen Grup­pe „Como sen­za Fron­tie­re” — „Como ohne Gren­zen”, die in der ita­lie­ni­schen Grenz­stadt zur Schweiz gestran­de­te Geflüch­te­te unter­stützt. Am Abend des 28. Novem­ber waren ein gutes Dut­zend Nazi-Skin­heads der „Vene­to Fron­te Skin­head“ in deren Ver­samm­lungs­raum ein­ge­drun­gen und ver­la­sen dort vor den ein­ge­schüch­ter­ten Mit­glie­dern der Initia­ti­ve eine an sie adres­sier­te Feind­er­klä­rung. Die­se und ande­re Aktio­nen wur­den lan­des­weit ver­gli­chen mit der Gewalt und dem Ter­ror von Mus­so­li­nis Schwarz­hem­den der 1920iger Jah­re, dem so genann­ten Squa­dris­mus, und führ­te dazu, dass sich im Nach­gang neben der poli­ti­schen Poli­zei auch die Anti-Ter­ror-Ein­heit der rech­ten Skin­heads aus Como, Bre­scia, Man­to­va und Vicen­za annahm.

Wie „um einen drauf zu legen“ demons­trier­te kurz dar­auf am 6. Dezem­ber eine Grup­pe mas­kier­ter Mit­glie­der von For­za Nuo­va mit Ben­ga­los vor dem römi­schen Ver­lags­haus, das „L‘ Espres­so“ und „La Repubbli­ca“ her­aus­gibt. Sie for­der­ten den Boy­kott der bei­den Zei­tun­gen, die für vie­le kri­ti­sche Hin­ter­grund­be­rich­te, Recher­chen und Ana­ly­sen über die extre­me Rech­te in Ita­li­en bekannt sind. Als Reak­ti­on zu all die­sen Ereig­nis­sen rie­fen Par­tei­en, Gewerk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen zu einer Demons­tra­ti­on am 9. Dezem­ber in Como auf. Es kamen eini­ge tau­send Antifaschist_innen in die Grenz­stadt. Selbst die Minister_innen Mari­an­na Madia, Vale­ria Fede­li, Gra­zia­no Del­rio, Mau­ri­zio Mar­ti­na, Rober­ta Pinot­ti und Andrea Orlan­do erschie­nen. Eben­falls waren die Kam­mer­prä­si­den­tin des Par­la­ments, Lau­ra Bold­ri­ni, die natio­na­le Sekre­tä­rin der Gewerk­schaft Cgil, Susan­na Camus­so, und der Par­tei­se­kre­tär der Par­ti­to Demo­cra­ti­co (Pd), Matteo Ren­zi, gekommen.

Das Jahr 2017 been­de­te die Zei­tung „L‘ Espres­so“ mit einem sehr kri­ti­schen Blick auf die poli­ti­sche Situa­ti­on bezüg­lich der extre­men Rech­ten in Ita­li­en und titel­te „Un anno di vio­len­za fascis­ta“ — „Ein Jahr der faschis­ti­schen Gewalt“. Es liegt die Ver­mu­tung nahe, dass sich die nicht-rech­ten Medi­en mit einer Bericht­erstat­tung über den Auf­marsch am 7. Janu­ar zurück­hiel­ten, um der extre­men Rech­ten nicht über Gebühr media­len Beach­tung einzuräumen.

Wahl­kampf­auf­takt

„CasaPound“-Chef und Kan­di­dat für die Par­la­ments­wah­len: Gian­lu­ca Ian­no­ne Foto: Koch

Für „Casa­Pound“ war der Auf­marsch eine Macht­de­mons­tra­ti­on und ein gelun­ge­ner Auf­takt zu den anste­hen­den Par­la­ments­wah­len auf Regio­nal- und Lan­des­ebe­ne im kom­men­den März. Sie erhofft sich den Ein­zug in das ita­lie­ni­sche Par­la­ment. Dabei tritt „Casa­Pound Ita­lia“ erst seit fünf Jah­ren als Par­tei an. 2003 ent­stand „Casa­Pound“ mit der Beset­zung der Via Napo­leo­ne III Nr. 8 als Bewe­gung. Bis 2008 war sie eng ver­bun­den mit der „Movi­men­to Socia­le — Fiam­ma Tri­co­lo­re“, die 1995 die Umbe­nen­nung der „Movi­men­to Socia­le Ita­lia­no“ in „Alle­an­za Nazio­na­le“ nicht hat­te mit­ma­chen wol­len, son­dern dem Tra­di­ti­ons­fa­schis­mus ver­haf­tet blieb. So trat auch der Prä­si­dent von „Casa­Pound“, Gian­lu­ca Ianon­ne, im Jahr 2008 für das Wahl­bünd­nis „Fiam­ma Tri­co­lo­re“ und „La Des­tra“ als Kan­di­dat an. Ianon­ne wur­de den Füh­rern der „Fiam­ma Tri­co­lo­re“ zu mäch­tig und sie kata­pul­tier­ten ihn aus der Par­tei­füh­rung her­aus. Dar­auf grün­de­te Ianon­ne mit den Sei­nen einen Sozi­al­ver­band für die Bewe­gung „Casa­Pound“. Ende 2012 erhielt „Casa­Pound“ den Par­tei­en­sta­tus und gab sich in der Namens­nen­nung den Zusatz Ita­lia. Seit 2013 nimmt „Casa­Pound Ita­lia“ an Wah­len teil.

(Kur­ze Anmer­kung des Autors: Hät­te sich damals Ianon­ne in der „Fiam­ma Tri­co­lo­re“ durch­ge­setzt, wür­den man heu­te bei „Casa­Pound“ bzw. der „Fiam­ma Tri­co­lo­re“ von einem Moder­ni­sie­rungs­schub des Neo-Faschis­mus unter Zuhil­fe­nah­me der theo­re­ti­schen Grund­an­nah­men, anvi­sier­ten Tak­ti­ken und Dis­kurs­stra­te­gien der so genann­ten „Neu­en Rech­ten“ spre­chen und nicht auf die irre­füh­ren­de und unhis­to­ri­sche Idee kom­men und „Casa­Pound“ in den Kanon der so genann­ten „Iden­ti­tä­ren Bewe­gun­gen“ ein­bau­en wol­len. „Casa­Pound Ita­lia“ ist eine faschis­ti­sche Bewegungspartei.)

Wie gesagt erhofft sich „Casa­Pound Ita­lia“ den Ein­zug in das ita­lie­ni­sche Par­la­ment. Aus ihrer Sicht schei­nen die Chan­cen nicht schlecht zu ste­hen. Eine Mög­lich­keit bie­tet dabei die Sen­kung der Sperr­klau­sel von 4 Pro­zent auf 3 Pro­zent hin­sicht­lich des Ein­zugs klei­ner Par­tei­en in das ita­lie­ni­sche Par­la­ment. Die­se Wahl­re­form, „Ita­li­cum“ genannt, war auf Initia­ti­ve des Sozi­al­de­mo­kra­ten Matteo Ren­zi im Jahr 2015 beschlos­sen wor­den. Am 12. Dezem­ber 2017 ver­öf­fent­lich­te „L‚Espresso“ die Ergeb­nis­se einer eige­nen Umfra­ge bei 1.500 acht­zehn­jäh­ri­gen Erstwähler_innen. Laut die­ser Befra­gung wür­den 4,7 Pro­zent der Jugend­li­chen „Casa­Pound Ita­lia“ wäh­len. Und am 10. Janu­ar die­ses Jah­res mel­de­te das Online-Por­tal „Libe­ro Quo­ti­dia­no“, dass nach neue­ren Umfra­gen „Casa­Pound“ knapp über 2 Pro­zent lie­gen wür­de. Dies schürt Hoff­nun­gen bei den Faschist_innen. Aber auch die Ergeb­nis­se der Kom­mu­nal­wah­len seit 2015 las­sen „Casa­Pound“ hoffen.

Der im letz­ten Jahr aus der Par­tei gewor­fe­ne Mim­mo Gian­tur­co war schon 2015 für „Casa­Pound“ über das Bünd­nis „Sov­ra­ni­tà“ in den Stadt­rat von Lame­zia Ter­me gewählt wor­den. Im Mai 2016 zogen Andrea Bonaz­za, Mau­ri­zio Pug­li­si Ghiz­zi und San­dro Tri­go­lo mit 6,7 % der Stim­men für „Casa­Pound“ in den Stadt­rat von Bol­za­no. Einen Monat spä­ter erreich­ten die „CasaPound“-Kandidat_innen Gino Tor­nu­scio­lo in Gros­se­to, Fran­ce­s­ca Bru­no in Iser­nia und Andrea Miscia in Sant‘Oreste/Provincia Roma je ein Man­dat in den dor­ti­gen Kom­mu­nal­par­la­men­ten. Bei den Kom­mu­nal­wah­len in Luc­ca im Juni letz­ten Jah­res erziel­te Casa­Pound 8 % und schick­te Fabio Bars­an­ti und Loren­zo del Bar­ga in den Stadt­rat. In Todi brach­te es die Par­tei auf 4,8 % und ent­sand­te Andrea Nul­li als „Con­si­glie­re“ in das kom­mu­na­le Gre­mi­um und im römi­schen Stadt­teil Ostia wähl­ten im letz­ten Novem­ber 9% der Wahl­be­rech­tig­ten „Casa­Pound“ und schick­ten Luca Mar­sel­la als Abge­ord­ne­ter in das Kommunalparlament.

Zudem „rutsch­te“ Anfang August 2017 in der Kom­mu­ne Tre­puz­zi (Le) das „CasaPound“-Mitglied Fran­ces­co Pez­zu­to von der Lis­te „On-Accen­di Tre­puz­zi“ auf einen Stadt­rats­pos­ten nach. Mit­te Sep­tem­ber 2017 wech­sel­te der Vize-Bür­ger­meis­ter der klei­nen Gemein­de Mon­te­li­bret­ti, Giu­sep­pe Gioia, und Anfang Novem­ber der Bür­ger­meis­ter von Tren­za­no, Andrea Bian­chi, zu „Casa­Pound Ita­lia“. Und Mit­te Novem­ber ver­ließ das gewähl­te Rats­mit­glied Ales­san­dro Signo­ra­to aus Vil­lano­va di San Boni­fa­cio (Vero­na) die „Lega Nord“ und wech­sel­te eben­falls zu „Casa­Pound Ita­lia“. So ver­fügt „Casa­Pound“ über mehr als ein gutes Dut­zend Kom­mu­nal­sit­ze und über jede Men­ge „guter, alter Freun­de“ in den vie­len loka­len und regio­na­len Par­la­men­ten, die Mit­te des letz­ten Jah­res in die Hän­de der „Mit­te-Rechts-Bünd­nis­se“ gefal­len sind. So etwa in Geno­va, wo nach 42 Jah­ren nun eine rech­te Kom­mu­nal­ver­wal­tung unter dem Bür­ger­meis­ter Mar­co Buc­ci im Rat­haus das Sagen hat. In der ligu­ri­sche Hafen­stadt explo­diert der­zeit die faschis­ti­sche Gewalt – ohne das sich der Bür­ger­meis­ter dazu kri­tisch äußert. Oder die Auto­no­me Regi­on Sizi­li­en, die seit Anfang Novem­ber 2017 von einem Bünd­nis aus „For­za Ita­lia“, „Lega Nord“ und „Fratel­li d’Italia“ unter Sebas­tia­no Nel­lo Musu­me­ci regiert wird.

Wah­len 2018

Das Logo der faschis­ti­schen Stu­die­ren­den-Orga­ni­sa­ti­on von „Casa­Pound“, des „Bloc­co Stu­den­tes­co“ Foto: Koch

In die­sen Tagen sam­melt „Casa­Pound Ita­lia“ Unter­schrif­ten für die Wahl­zu­las­sung für die Wah­len am 4. März. Allein in den ers­ten zwei Tagen schaff­te sie es 30.000 Unter­schrif­ten bei­zu­brin­gen. Was nicht wei­ter ver­wun­der­lich ist, hat „Casa­Pound“ sei­ne Infra­struk­tur in den letz­ten Jah­ren doch kon­ti­nu­ier­lich aus­ge­baut. So eröff­ne­te „Casa­Pound Ita­lia“ seit 2013 fast jeden Monat einen neu­en Par­tei­sitz. Allein im letz­ten Jahr waren es 17 loka­le Sit­ze, die die Par­tei eröff­ne­te. In Sie­na, Gaeta, Gros­se­to, Reg­gio Cala­b­ria, Pesa­ro, Pescia, Riva del Gar­da, Ver­si­lia, Pie­tra­san­ta, Caglia­ri, Car­bo­nia, Val Vibra­ta, Geno­va, Fer­mo, Roma/Sud, La Spe­zia und Fro­si­no­ne. Dabei lie­gen außer Roma/Sud, Geno­va, Vero­na, Reg­gio Cala­b­ria und Caglia­ri alle Städ­te unter der 100.000 Einwohner_innenzahl. Gros­se­to, Pesa­ro und La Spe­zia brin­gen es annä­hernd auf die 100.000er-Marke. Alle ande­ren Städ­te aber lie­gen zwi­schen 12.000 und 54.000 Einwohner_innen. „Casa­Pound“ ist alles ande­re als ein „Groß­stadt­phä­no­men“. Die Par­tei brei­tet sich ita­li­en­weit und gezielt in struk­tur­schwa­chen und länd­li­chen Regio­nen aus.

Nicht anders ver­läuft die Ent­wick­lung beim „Bloc­co Stu­den­tes­co“, der Schü­ler- und Stu­die­ren­den­or­ga­ni­sa­ti­on von „Casa­Pound“. Schon im Dezem­ber 2015 konn­te der „Bloc­co“ bei den Wah­len zur Schü­ler­ver­tre­tung lan­des­weit 27.000 Stim­men an den Schu­len auf sich ver­ei­nen. Allein in Rom und der angren­zen­den Pro­vinz 11.000 Stim­men. Im Novem­ber 2017 ver­dop­pel­te die faschis­ti­sche Schüler_innenorganisation ihre Stim­men und der „Bloc­co Stu­den­tes­co“ erziel­te lan­des­weit 56.000 Stim­men und konn­te diver­se Posi­tio­nen in den Schüler_innengremien von Asco­li, Fer­mo und Viter­bo über­neh­men. In der Stadt Asco­li Pice­no (Regi­on Mar­ken) mit rund 49.000 Einwohner_iInnen konn­te der „Bloc­co Stu­den­tes­co“ bei den Wah­len 58,3 Pro­zent der abge­ge­be­nen Stim­men errin­gen. Und in dem römi­schen Stadt­teil Ostia erziel­te er 85 Pro­zent der Stim­men an dem „Isti­tu­to Fara­day“. Schon im Sep­tem­ber 2017 hat­te die Lis­te 45 % der abge­ge­be­nen Stim­men an dem „Liceo sci­en­ti­fi­co Vin­cen­zo Pal­lot­ti“ in Ostia bekom­men. Ins­ge­samt konn­te der „Bloc­co Stu­den­tes­co“ an Osti­as Schu­len unge­fähr 2.000 Stim­men auf sich vereinen.

Ange­sichts die­ser Ent­wick­lung ver­wun­dert es nicht, dass Mit­te des ver­gan­ge­nen Jah­res „Casa­Pound“ angab, dass sich sei­ne Mit­glie­der­an­zahl ver­drei­facht habe. Ein Umstand, der wohl auch dazu führ­te, das „Casa­Pound“ im Okto­ber mit der Her­aus­ga­be einer Monats­zei­tung star­te­te. Seit zwei Jah­ren fun­gier­te das Online-Por­tal „Il Pri­ma­to Nazio­na­le“ als digi­ta­le Tages­zei­tung der „Casa­Pound“. Seit Okto­ber 2017 gibt es die Zei­tung auch in einer Auf­la­ge von 20.000 als Papier­aus­ga­be an den Kios­ken zu kau­fen. Der­art gewapp­net geht „Casa­Pound Ita­lia“ in den Wahl­kampf. Trotz­dem wagen zur Zeit nicht ein­mal alt­ge­dien­te Expert_innen und Kenner_innen der extre­men Rech­ten Ita­li­ens eine Pro­gno­se abzu­ge­ben, ob „Casa­Pound“ im kom­men­den März in das ita­lie­ni­sche Par­la­ment ein­zieht oder nicht.

Quel­len:

Bücher

Seni­or Ser­vice, Das Leben mei­nes Vaters Gian­gi­a­co­mo Fel­tri­nel­li; Car­lo Fel­tri­nel­li, Deut­scher Taschen­buch Ver­lag, 2003

Die gol­de­ne Hor­de; Nan­ni Bal­est­ri­ni und Pri­mo Moroni, Asso­zia­ti­on A, 1994

Bom­ben und Geheim­nis­se. Geschich­te des Mas­sa­kers von der Piaz­za Fon­ta­na; Lucia­no Lan­za und Egon Gün­ther, Edi­ti­on Nau­ti­lus GmbH, 1999

Gla­dio, Die gehei­me Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on der Nato; Hrsg.: Jens Meck­len­burg, Ele­fan­ten­press, 1997

Der zufäl­li­ge Tod eines Anar­chis­ten; Dario Fo, Rot­buch Ver­lag, 1997

Genua. Ita­li­en Geschich­te Per­spek­ti­ven; Dario Azzel­li­ni, Asso­zia­ti­on A, 2002

Es muss nicht immer Gla­dio sein; Zoom, 1996

»Viva Mus­so­li­ni«: Die Auf­wer­tung des Faschis­mus im Ita­li­en Ber­lus­co­nis; Aram Mat­tio­li, Ver­lag Schö­ningh, 2010

 

Inter­net-Arti­kel

Stra­te­gie der Span­nung (Ita­li­en): https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​S​t​r​a​t​e​g​i​e​_​d​e​r​_​S​p​a​n​n​u​n​g​_​(​I​t​a​l​ien)

Der Taschen-Mus­so­li­ni — Die Rück­kehr des Duce in Ita­li­ens Gesell­schaft (3Sat, 01.03.2010): http://​www​.3sat​.de/​p​a​g​e​/​?​s​o​u​r​c​e​=​/​k​u​l​t​u​r​z​e​i​t​/​t​h​e​m​e​n​/​1​4​2​3​6​4​/​i​n​d​e​x​.​h​tml

Tut­te le rivol­te dei migran­ti e gli scon­tri con gli ita­lia­ni (Il Giorn­a­le, 01.09.2017): http://​www​.ilgiorn​a​le​.it/​n​e​w​s​/​c​r​o​n​a​c​h​e​/​t​u​t​t​e​-​r​i​v​o​l​t​e​-​d​e​i​-​m​i​g​r​a​n​t​i​-​e​-​s​c​o​n​t​r​i​-​i​t​a​l​i​a​n​i​-​1​4​3​6​2​0​3​.​html

Svasti­che e mate­ria­le pro­pa­gan­di­sti­co nazis­ta, sequestra­ta la sede di Do.Ra.

http://​www​.vare​se​news​.it/​t​a​g​/​c​o​m​u​n​i​t​a​-​m​i​l​i​t​a​n​t​e​-​d​e​i​-​d​o​d​i​c​i​-​r​a​ggi

Vare­se, sigil­li alla sede dei neo­na­zis­ti di Do.ra: sequest­ra­te asce, pug­na­li e sva­sti­che: http://​mila​no​.repubbli​ca​.it/​c​r​o​n​a​c​a​/​2​0​1​7​/​1​2​/​1​2​/​n​e​w​s​/​n​a​z​i​s​k​i​n​_​v​a​r​e​s​e​_​p​o​l​i​z​i​a​_​p​e​r​q​u​i​s​i​z​i​o​n​i​-​1​8​3​8​5​6​7​6​1​/​#​g​a​l​l​e​r​y​-​s​l​i​d​e​r​=​1​8​3​8​8​9​195

Ita­li­en: Ren­zi drückt neu­es Wahl­recht gegen Par­tei­dis­si­den­ten durch (Die Pres­se, 05.05.2015): https://​die​pres​se​.com/​h​o​m​e​/​p​o​l​i​t​i​k​/​a​u​s​s​e​n​p​o​l​i​t​i​k​/​4​7​2​4​4​6​6​/​I​t​a​l​i​e​n​_​R​e​n​z​i​-​d​r​u​e​c​k​t​-​n​e​u​e​s​-​W​a​h​l​r​e​c​h​t​-​d​u​rch

56 mila voti al Bloc­co Stu­den­tes­co, così Casa Pound avan­za nel­le scuo­le (Cor­rie­re del­la Sera, 04.12.2017): http://​www​.cor​rie​re​.it/​s​c​u​o​l​a​/​s​e​c​o​n​d​a​r​i​a​/​1​7​_​d​i​c​e​m​b​r​e​_​0​4​/​5​6​-​m​i​l​a​-​v​o​t​i​-​b​l​o​c​c​o​-​s​t​u​d​e​n​t​e​s​c​o​-​c​o​s​i​-​c​a​s​a​-​p​o​u​n​d​-​a​v​a​n​z​a​-​s​c​u​o​l​e​-​d​5​8​3​9​6​7​a​-​d​9​1​4​-​1​1​e​7​-​a​3​a​8​-​4​4​c​4​2​9​c​a​2​3​5​a​.​s​h​tml

Son­dag­gi, Gior­gia Melo­ni al 5% e Casa­Pound vici­na al 3%: posso­no ent­ra­re in Par­la­men­to: http://​www​.libero​quo​ti​dia​no​.it/​n​e​w​s​/​p​o​l​i​t​i​c​a​/​1​3​2​9​7​5​8​6​/​s​o​n​d​a​g​g​i​o​-​g​i​o​r​g​i​a​-​m​e​l​o​n​i​-​c​a​s​a​p​o​u​n​d​-​p​d​-​f​o​r​z​a​-​i​t​a​l​i​a​.​h​tml

Per chi voteran­no i neom­ag­gio­ren­ni nel 2018? Inchies­ta esclu­si­va sul­la gene­ra­zio­ne zero („L‘ Espres­so“, 12.12.2017): http://espresso.repubblica.it/attualita/2017/12/11/news/per-chi-voteranno-i-neomaggiorenni-nel-2018-inchiesta-esclusiva-sulla-generazione-zero‑1.315770?ref=HEF_RULLO

Prä­si­dent Mat­tar­el­la löst Par­la­ment auf (Die Zeit, 28.12.2017): http://www.zeit.de/politik/ausland/2017–12/italien-neuwahl-sergio-mattarella

Un anno di vio­len­za fascis­ta („L‘ Espres­so“, 29.12.2017): http://espresso.repubblica.it/attualita/2017/12/01/news/un-anno-di-violenza-fascista‑1.315334

Aggres­sio­ne agli anti­fa­scis­ti, un atti­vis­ta: “Erano gio­va­nis­si­mi. Urla­va­no ‘daje’ e ave­va­no cing­hie e bot­tig­lie” (Geno­va 24, 15.01.2018): http://​www​.geno​va24​.it/​2​0​1​8​/​0​1​/​a​g​g​r​e​s​s​i​o​n​e​-​a​g​l​i​-​a​n​t​i​f​a​s​c​i​s​t​i​-​u​n​-​a​t​t​i​v​i​s​t​a​-​r​a​c​c​o​n​t​a​-​t​u​t​t​i​-​g​i​o​v​a​n​i​s​s​i​m​i​-​u​r​l​a​v​a​n​o​-​d​a​j​e​-​c​i​-​c​o​r​s​i​-​d​i​e​t​r​o​-​c​i​n​g​h​i​e​-​b​o​t​t​i​g​l​i​e​-​1​9​2​077

Mozio­ne su spa­zi pubbli­ci ai neo­fa­scis­ti, bagar­re in aula: la mag­gioran­za fa man­ca­re il nume­ro lega­le (Geno­va 24, 16.01.2018): http://​www​.geno​va24​.it/​2​0​1​8​/​0​1​/​m​o​z​i​o​n​e​-​s​p​a​z​i​-​p​u​b​b​l​i​c​i​-​a​i​-​n​e​o​f​a​s​c​i​s​t​i​-​b​a​g​a​r​r​e​-​a​u​l​a​-​l​a​-​m​a​g​g​i​o​r​a​n​z​a​-​m​a​n​c​a​r​e​-​n​u​m​e​r​o​-​l​e​g​a​l​e​-​1​9​2​135

 

Vide­os

Cor­teo in ricordo del­la stra­ge di Acca Laren­tia — 7 gen­naio 2018: https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​j​3​N​z​k​1​E​n​N0w

Acca Laren­tia, a Roma il cor­teo Casa­pound: https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​O​n​q​6​f​d​Q​z​Who

2 Gedanken zu “CasaPound Italia“ on the rise: „Faschisten des Dritten Jahrtausends“ marschieren mit 5.000 Leuten durch Rom

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