Rezi: Strammstehen vor der Demokratie.

Maxi­mi­li­an Fuhr­mann / Sarah Schulz: Stramm­ste­hen vor der Demo­kra­tie. Extre­mis­mus­kon­zept und Staats­schutz in der Bun­des­re­pu­blik. Stutt­gart 2021.

Pro­vin­zi­el­ler Extre­mis­mus: Selbst in Sachsen

»Im Unter­schied zum Rechts­extre­mis­mus tei­len sozia­lis­ti­sche und kom­mu­nis­ti­sche Bewe­gun­gen die libe­ra­len Ideen von Frei­heit, Gleich­heit, Brü­der­lich­keit – inter­pre­tie­ren sie aber auf ihre Wei­se um.« Die­ser Satz war zehn Jah­re lang in einem Dos­sier der Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung (bpb) über soge­nann­ten Links­extre­mis­mus zu lesen und stand in die­sem Zeit­raum unbe­ach­tet im Web. Ein Tweet im Janu­ar 2021 lös­te einen Shit­s­torm von Kon­ser­va­ti­ven und extrem Rech­ten aus. Die Ideen des Libe­ra­lis­mus könn­ten nicht in einen Bezug zu „links­extre­men“ Bewe­gun­gen gesetzt wer­den, so der Tenor. Dar­auf­hin inter­ve­nier­te das Bun­des­mi­nis­te­ri­um des Innern, dem die bpb unter­ge­ord­net ist, und ver­lang­te eine Ände­rung des Tex­tes zuguns­ten einer For­mu­lie­rung des Ver­fas­sungs­schut­zes. Wei­ter­le­sen „Rezi: Stramm­ste­hen vor der Demokratie.“

Debatte: Antisemitismuskritik in der Pädagogik

Anti­se­mi­ti­sche Ideen und Äuße­run­gen sind gera­de wie­der erschre­ckend aktu­ell (hier Teilnehmer*innen einer „Hygie­ne­de­mos“). Die Fra­ge des päd­ago­gi­schen Umgangs damit natür­lich auch. Foto: Privat

Das Feld von Anti­se­mi­tis­mus­kri­tik und ‑bekämp­fung ist emo­tio­nal und poli­tisch hoch auf­ge­la­den. Im poli­ti­schen Dis­kurs sind man­che Ver­eindeu­ti­gun­gen und nor­ma­ti­ve Aus­sa­gen nach­voll­zieh­bar und in ein­zel­nen Fäl­len sogar not­wen­dig. Anti­se­mi­tis­mus kann durch Bil­dungs­maß­nah­men nicht abge­schafft wer­den. Was aber im Rah­men der Mög­lich­kei­ten liegt, ist Anti­se­mi­tis­mus „zu erken­nen, Empa­thie mit den Opfern her(zu)stellen sowie Gegen­stra­te­gien (zu) erpro­ben.“ (S.9) Ein sol­ches Bewusst­sein über die Gren­zen des­sen, was Bil­dungs­ar­beit leis­ten kann, liegt quer zu öffent­li­chen und poli­ti­schen Erwar­tun­gen an die Päd­ago­gik, wenn im Anschluss an als anti­se­mi­tisch wahr­ge­nom­me­ne Vor­fäl­le nach der päd­ago­gi­schen Feu­er­wehr geru­fen wird. Wei­ter­le­sen „Debat­te: Anti­se­mi­tis­mus­kri­tik in der Pädagogik“

Rezension: Antiextremismus und wehrhafte Demokratie

Ich glaub, mich trifft ein Huf­ei­sen: Ist das schon links­extre­mis­tisch? Foto: Burschel

Max Fuhr­mann: Anti­ex­tre­mis­mus und wehr­haf­te Demo­kra­tie. Kri­tik am poli­ti­schen Selbst­ver­ständ­nis der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, Nomos, Baden-Baden 2019. 353 S., bro­schiert, ISBN 978−3−8487−5744−2

Wehr­haf­te Demo­kra­tie und Anti­ex­tre­mis­mus, es sind zwei schil­lern­de Begrif­fe, die den Kern des Selbst­ver­ständ­nis­ses der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land aus­ma­chen. Bei­de gehen davon aus, dass sämt­li­che For­men von ver­meint­li­chem poli­ti­schen Extre­mis­mus mit sei­nen ange­nom­me­nen Unter­for­men ‚Links­extre­mis­mus‘, Rechts­extre­mis­mus und dem spä­ter hin­zu­ge­kom­me­nen Isla­mis­mus, glei­cher­ma­ßen demo­kra­tie­ge­fähr­dend wären. Das erst­ge­nann­te Kon­zept fußt auf den Kon­se­quen­zen, die ver­meint­lich auf dem Schei­tern der Wei­ma­rer Repu­blik beru­hen, wäh­rend das zwei­te vor allem durch eine nor­ma­ti­ve Extre­mis­mus­for­schung, die Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung sowie durch den Inlands­ge­heim­dienst ‚Ver­fas­sungs­schutz‘ ver­tre­ten und popu­la­ri­siert wird. Wei­ter­le­sen „Rezen­si­on: Anti­ex­tre­mis­mus und wehr­haf­te Demokratie“

Aufklären und Einmischen

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Kup­pel des Gerichts­saals des NSU Pro­zess in Mün­chen. Foto von Fritz Burschel

Eine Ver­an­stal­tung ver­sucht das auf­klä­re­ri­sche Gehalt des Frank­fur­ter Ausch­witz Pro­zess und dem Münch­ner NSU-Pro­zess herausarbeiten

Das Leben von Fritz Bau­er, der Gene­ral­bun­des­an­walt, der die Ver­bre­chen in Ausch­witz vor Gericht brach­te, erfreut sich neu­er cine­as­ti­scher Auf­merk­sam­keit. Nach einer Ver­fil­mung aus dem Jahr 2014 erschien am 01.10.2015 eine neu­er Film über den „Nazi­jä­ger“ Fritz Bau­er. Aber auch absei­tes von Spiel­fil­men ist das Leben und Werk von Fritz Bau­er durch­aus inter­es­sant für die aktu­el­le Zeit. Eine Ver­an­stal­tung in Ber­lin ergrün­det Fritz Bau­ers Ver­ständ­nis des Frank­fur­ter Ausch­witz-Pro­zes­se als mög­li­che Per­spek­ti­ve auf das Münch­ner NSU- Ver­fah­ren. Ein Gast­bei­trag von Ingolf Seidel.

 

Wei­ter­le­sen „Auf­klä­ren und Einmischen“