CasaPound auf Stippvisite in Paris

Die Grö­ße und die Stär­ke der Bewe­gung der „Gilets Jau­nes“ (Gelb­wes­ten), die trotz ihrer Kom­ple­xi­tät und Viel­fäl­tig­keit ein gemein­sa­mes Ziel — das Stre­ben nach sozia­ler Gerech­tig­keit — auf­weist und seit gut einem Monat Frank­reich in Atem hält, hat bei den unter­schied­li­chen Grup­pen, Orga­ni­sa­tio­nen und Par­tei­en — links wie rechts — Begehr­lich­kei­ten ausgelöst.

So nah­men neben Mit­glie­dern der rechts­ra­di­ka­len „Ras­sem­blem­ent Natio­nal“ (bis Juni 2018 „Front Natio­nal“) auch (Splitter-)Gruppen der fran­zö­si­schen Rech­ten wie „Bas­ti­on Social“, „Action Fran­çai­se“, „Civi­tas“, „Disse­dence Fran­çai­se“, „Par­ti Natio­na­lis­te Fran­çais“, „Divi­si­on Natio­na­lis­te Révo­lu­ti­on­n­aire“ und „Les Iden­ti­taires“ an den unter­schied­li­chen Demons­tra­tio­nen der „Gilets Jau­nes“ teil. Ihre Prä­senz bei den Pro­tes­ten stieß wie­der­um auf den Wider­stand von Tei­len der „Gilets Jau­nes“ und anwe­sen­der anti­fa­schis­ti­scher Lin­ker. Eini­ge Kon­fron­ta­tio­nen ende­ten mit­un­ter in hand­fes­ten Auseinandersetzungen.

Um das Aus­maß und den Ein­fuß der extre­men Rech­ten Frank­reichs auf die „Gilets Jau­nes“ oder den Cha­rak­ter der „Gilets Jau­nes“ an sich soll es aber in die­sem Arti­kel nicht gehen. Der Augen­merk die­ses Tex­tes liegt auf den faschis­ti­schen Begehr­lich­kei­ten und Hoff­nun­gen, den trans­na­tio­na­len Ambi­tio­nen und der anvi­sier­ten Bünd­nis­po­li­tik ange­sichts der anste­hen­den Euro­pa­wahl im Mai 2019, die die „Gilets Jau­nes“ bei der natio­nal-revo­lu­tio­nä­ren Bewe­gungs­par­tei „Casa­Pound Ita­lia“ auslösen.

Sucht man Infor­ma­tio­nen über rech­te Grup­pen auf den Demons­tra­tio­nen der „Gilets Jau­nes“ so wird man z.B. bei La Hor­de aus Paris fün­dig.

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Adria­no Sci­an­ca, Kul­tur­spre­cher der „Casa­Pound Ita­lia“ und Chef­re­dak­teur der „Il Pri­ma­to Nazionale“
Sor­ti­ment des Casa­Pound nahen Ver­lags „Altaf­or­te Edizioni“

Auch „Il Pri­ma­to Nazio­na­le“, die Online-Zei­tung von „Casa­Pound Ita­lia“, ver­folgt die Ent­wick­lung der „Gilets Jau­nes“ auf­merk­sam. Die seit eini­gen Jah­ren exis­tie­ren­de faschis­ti­sche Online-Platt­form „Il Pri­ma­to Nazio­na­le“ ist in ihrem Namen an die faschis­ti­sche Publi­ka­ti­on „Pri­ma­to“ von Giu­sep­pe Bot­tai aus den Jah­ren 1940 bis 1943 ange­lehnt. Sie ist ange­tre­ten eine täg­li­che Medi­en-Prä­senz zu unter­schied­li­chen The­men­be­rei­chen anzu­bie­ten und erscheint seit dem Okto­ber 2017 unter gleich­lau­ten­den Namen auch als Monats­aus­ga­be an den ita­lie­ni­schen Zeitungsständen.

 

Der ita­lie­ni­sche Innen­mi­nis­ter Matteo Sal­vi­ni zeigt sich erfreut über die letz­te Publi­ka­ti­on des faschis­ti­schen Ver­lags „Altaf­or­te Edizioni“

Flan­kiert wird das Flagg­schiff der „CasaPound“-Medien seit dem Juli die­sen Jah­res durch einen eige­nen „sou­ve­rä­nis­ti­schen“ Ver­lag mit dem Namen „Altaf­or­te Edi­zio­ni“. Fran­ces­co Pol­ac­chi von der „CasaPound“-eigenen Mode­mar­ke „Pivert“ tritt offi­zi­ell als Initia­tor des Ver­la­ges, aber auch Her­aus­ge­ber der Monats­zeit­schrift „Il Pri­ma­to Nazio­na­le“ auf. Bis­her sind in dem Ver­lag vier Bücher erschie­nen. Unter ande­rem auch ein Buch von Adria­no Sci­an­ca mit dem Titel „La nazio­ne fat­i­di­ca“. Der stu­dier­te Phi­lo­soph und Alain de Benoist-Ver­eh­rer Adria­no Sci­an­ca ist der Kul­tur­spre­cher „Casa­Pounds“ und Chef­re­dak­teur bei „Il Pri­ma­to Nazionale“.

 

 

Eine „schwar­ze Rei­se­ge­sell­schaft“ — una comi­ti­va nera

Paris, Dezem­ber 2018: Die Faschis­ten Anto­nio Pal­la­di­no, Luca Mar­sel­la, Davi­de di Ste­fa­no und Anto­nio Mele auf der Suche nach dem „Natio­nal-revo­lu­tio­nä­ren Subjekt“

Für die Pari­ser Groß­de­mons­tra­ti­on der „Gilets Jau­nes“ am 2. Advent­wo­chen­en­de 2018 waren aus Rom Luca Mar­sel­la, Anto­nio Mele, Alber­to Pal­la­di­no und Davi­de di Ste­fa­no ange­reist. Der 33jährige Luca Mar­sel­la aus Ostia-Lido ist der gewähl­te Rats­ver­tre­ter „Casa­Pounds“ im Muni­ci­pio X in Rom. wo Mar­sel­la am 5. Novem­ber 2017 mit 9,08 Pro­zent der abge­ge­be­nen Stim­men in den Gemein­de­rat gewählt wur­de. Der Berufs­fo­to­graf Anto­nio Mele ist seit Jah­ren der Haus- und Hof­fo­to­graf der „Casa­Pound“ in Rom. Zusam­men mit Alber­to Pal­la­di­no ist er Mit­glied im „Obi­et­tivo Inde­pen­dent Pho­to­graph­ers Coll­ec­ti­ve“. Der 31 jäh­ri­ge Alber­to Pal­la­di­no, ali­as Zip­po, ver­dingt sich als Foto­graf und Repor­ter. Vor allem in der Aus­lands­re­dak­ti­on von „Il Pri­ma­to Nazio­na­le“ und als Bericht­erstat­ter über die Ukrai­ne, den Koso­vo, Bir­ma, den Liba­non und Syri­en ist er unent­wegt auf Rei­sen. Dabei ist er oft für die „CasaPound“-nahe NGO „Soli­da­ri­té Iden­ti­tés“ (Sol​.Id) und die rech­te NGO „Comu­ni­tà Soli­d­aris­ta Popo­li“ von Fran­co Neroz­zi aus Vero­na unter­wegs. Das Enga­ge­ment Pal­la­di­nos für „Sol​.Id“ ver­wun­dert nicht, wur­de er doch für die 2011 gegrün­de­te Orga­ni­sa­ti­on noch im Jahr 2017 als Vize-Prä­si­dent genannt. Aber auch in Deutsch­land war Pal­la­di­no schon unter­wegs. Anfang August die­sen Jah­res war er auf einer Tagung des rech­ten „Jun­g­eu­ro­pa Ver­lags“. Bei Dres­den konn­te sich eine klei­ne Schar rech­ter Getreu­er Vor­trä­ge u.a. von Dr. Vale­rio Bene­det­ti aus Ita­li­en, Ole­na Seme­n­ya­ka aus der Ukrai­ne, Till-Lucas Wes­sels von den „Iden­ti­tä­ren“ aus Hal­le (Saa­le), Bene­dikt Kai­ser von der Zeit­schrift „Sezes­si­on“ und dem Pro­jekt­lei­ter von „Ein Pro­zent für unser Land“ und Ver­lags­lei­ter des „Jun­g­eu­ro­pa Ver­lags“ Phil­ip Stein anhö­ren. Zuletzt war Alber­to Pal­la­di­no auf der „2. Pan­eu­ro­pa Kon­fe­renz“ der soge­nann­ten „All Euro­pean Recon­quis­ta Move­ment“ in Kiev als Ver­tre­ter Casa­Pounds anwe­send. Hier hielt er neben Ver­tre­tern aus Deutsch­land und Nor­we­gen, Schwe­den und den USA, sowie Reprä­sen­tan­ten rechts­ra­di­ka­ler ukrai­ni­scher Par­tei­en wie „Natio­nal Corps“, „Svo­bo­da“ und „Kar­pats­ka Sich“ eine Anspra­che im „Recon­quis­ta Club“. Jen­seits faschis­ti­scher Par­al­lel­wel­ten ver­kauft sich Alber­to Pal­la­di­no in der Öffent­lich­keit ger­ne als inves­ti­ga­ti­ver Jour­na­list und Foto­graf mit Street Cre­di­bi­li­ty. Was Pal­la­di­no in sei­nem Por­to­fo­lio jedoch ver­schweigt ist der Umstand, dass er län­ge­re Zeit inhaf­tiert war, weil ein Gericht ihm vor­warf zusam­men mit ande­ren Faschis­ten meh­re­re Mit­glie­der der sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Jugend der „Par­ti­to Demo­cra­ti­co“ in Pra­ti Fis­ca­li am 3. Novem­ber 2011 zusam­men­ge­schla­gen zu haben. Für die­se Tat wur­de Pal­la­di­no schluss­end­lich im April 2016 zu zwei Jah­ren und zwei Mona­ten Gefäng­nis ver­ur­teilt. Eben­so ver­schweigt er, dass er im Juni 2017 wegen der auf­se­hen­er­re­gen­den Mas­sen­schlä­ge­rei zwi­schen dem „Bloc­co Stu­den­tes­co“ und lin­ken Student*innen am 29. Okto­ber 2008 auf der Piaz­za Navo­na in Rom zu 1 Jahr und 9 Mona­ten Gefäng­nis ver­ur­teilt wor­den ist.

Mit bei die­ser faschis­ti­schen Gewalt­or­gie anläss­lich einer stu­den­ti­schen Groß­de­mons­tra­ti­on gegen die Bil­dungs­re­form unter Maria­stel­la Gel­mi­ni in Rom 2008 war der heu­te 32-jäh­ri­ge Davi­de di Ste­fa­no. Damals war er füh­rend im „Bloc­co Stu­den­tes­co“, der Schü­ler- und Stu­die­ren­de­mor­ga­ni­sa­ti­on von „Casa­Pound“, aktiv. In dem­sel­ben Ver­fah­ren in dem auch Pal­la­di­no und wei­te­re 13 „CasaPound“-Anhänger ver­ur­teilt wur­den, war Davi­de di Ste­fa­no zu einem Jahr und vier Mona­ten Haft ver­ur­teilt wor­den. Davi­de di Ste­fa­no ist der Bru­der des jet­zi­gen „CasaPound“-Parteisekretärs Simo­ne di Ste­fa­no und der der­zei­ti­ge Ver­ant­wort­li­che für „Casa­Pound Rom“. Neben sei­ner Tätig­keit als Repor­ter für „Il Pri­ma­to Nazio­na­le“ betä­tigt sich Davi­de di Ste­fa­no als Regis­seur bei „Alta Pro­du­zi­o­ni“ und erstellt Vide­os für die faschis­ti­sche Mode­mar­ke „Pivert“ und Video­clips für das „CasaPound“-nahe Musik­la­bel „Rupe Tar­pea Pro­du­zi­o­ni“. So z.B. die Vide­os für die „CasaPound“-Band „Bron­son“ zu ihren Songs „Sei solo tu (e la tua crew)“ (d: Sei nur Du (und Dei­ne Crew)) und „Quel­li come noi“ (d: Sol­che wie wir), die mitt­ler­wei­le auf You­tube auf über 1 Mil­lio­nen Clicks kom­men. Das Davi­de di Ste­fa­no das Prü­geln nicht sein las­sen kann, beweist eine neu­er­li­che Ver­ur­tei­lung im Dezem­ber 2017. Zusam­men mit acht wei­te­ren „CasaPound“-Mitgliedern erging gegen ihn am 11.12.2017 eine Gerichts­spruch wegen einer mas­si­ven Gewalt­ak­ti­on am 17. Juli 2015. „CasaPound“-Mitglieder waren behelmt und bewaff­net gegen Poli­zei­be­am­te im römi­schen Stadt­teil Casa­le San Nico­la vor­ge­gan­gen. Mit die­sen Angriff woll­ten sie die Anrei­se und Unter­brin­gung von 19 Flücht­lin­gen in der ehe­ma­li­gen Schu­le „Sokra­tes“ ver­hin­dern. Ver­ur­teilt wur­den neben Andrea Anto­ni­ni, dem zwei­ten Vize­prä­si­dent von „Casa­Pound“, Fran­ces­co Ama­to von der „CasaPound“-eigenen Kampf­sport­or­ga­ni­sa­ti­on „Il Cir­cui­to“, der Täto­wie­rer Loren­zo Di Cred­ico vom „Roma Clas­sic Tat­too­ing“, sowie Ales­san­dro Cata­ni, Dami­a­no Ber­ti, Feder­i­co Mat­tio­ni, Luca Ver­di­ni und Fabio Di Mar­ti­no. Acht Urtei­le wur­den in der Höhe von drei Jah­ren und sie­ben Mona­te aus­ge­spro­chen. Allein Fabio Di Mar­ti­no erhielt eine Stra­fe von 2 Jah­ren und 7 Monaten.

Auf der natio­nal-revo­lu­tio­nä­ren Road­map: die EU-Wah­len 2019

Im Dezem­ber 2018 steigt Casa­Pound Ita­lia in den Wahl­kampf­mo­dus zu den EU-Wah­len im Mai 2019 ein und folgt ihrem gro­ßen Bru­der: der Lega unter Matteo Sal­vi­ni. (screen­shot)

Die­se vier Mit­glie­der aus dem inne­ren Bereich der „Casa­Pound“ mach­ten sich am zwei­ten Dezem­ber­wo­chen­en­de 2018 als faschis­ti­sche Repor­ter­crew nach Paris auf, um Ein­drü­cke zu gewin­nen und O‑Töne, Bil­der und Fil­me für die „Il Pri­ma­to Nazio­na­le“ zu sam­meln. Mit ihrem Equi­pe­ment zogen sie über den Champs-Ély­sées und durch die angren­zen­den Stadt­tei­le. Dabei waren sie immer auf der Suche nach geeig­ne­ten Mate­ri­al zu ihren The­sen über den „popu­lis­ti­schen Wind“, der die euro­päi­schen Völ­ker erfasst haben soll, und den angeb­li­chen Kampf des fran­zö­si­schen Vol­kes gegen die Globalist*innen und für ein sou­ve­rä­nes Land — jen­seits der „dik­ta­to­ri­schen EU“ und der „Zwangs­wäh­rung“ des Euro. Wie „Il Pri­ma­to Nazio­na­le“ die­se Vor­stel­lun­gen als Wer­be­clip mit dem Titel „Qua­le sov­ra­nis­mo?“ (d: Wel­che Sou­ve­rä­ni­tät?) für ihre neu­es­te Aus­ga­be in Sze­ne gesetzt hat, konn­te man schon am 4. Dezem­ber auf ihrer­Inter­net-Site sehen. Unter­legt ist der faschis­ti­sche Video­clip „Qua­le sov­ra­nis­mo?“ mit Film­ma­te­ri­al über die „Gilets Jau­nes“ aus Frank­reich, „Pegi­da“ aus Deutsch­land, Demons­tra­tio­nen in Spa­ni­en und von „Casa­Pound“-, „Lega“- und „Movi­men­to 5 Stelle/5‑Sterne-Bewegung“-Kundgebungen aus Ita­li­en. Die Absich­ten Casa­Pounds, den Dis­kurs der Rechtspopulist*innen „natio­nal-revo­lu­tio­när“ auf­zu­la­den und radi­ka­le Ver­än­de­run­gen in ihrem Inter­es­se zu errei­chen, wer­den in dem Clip offen genannt. Dabei spricht „Casa­Pound“ von einer ent­schei­den­den Schlacht im kom­men­den Jahr und zeigt mit der Ein­blen­dun­gen Matteo Sal­vi­nis, Mari­ne Le Pens und Vic­tor Orb­ans, dass es sich hier­bei nur um die Wahl zum EU-Par­la­ment im nächs­ten Mai han­deln kann. Die­ses Video kann man glei­cher­ma­ßen als Ver­spre­chen und als Dro­hung auffassen.

„Bas­ta Euro“ Pla­kat der Casa­Pound Ita­lia (screen­shot)

Ihrem gro­ßen Bru­der — der „Lega“ — in des­sen Wahl­kampf­am­bi­tio­nen fol­gend, hat die „Casa­Pound Ita­lia“ Füh­rung ab Dezem­ber 2018 auch wie­der die eige­nen „Anti — EU“ — und „Bas­ta Euro“-Kampagnen auf die poli­ti­sche Agen­da gesetzt, die­se ent­staubt, aktua­li­siert und in die eige­nen Sozia­len Medi­en eingespeist.

Nun kommt auch Simo­ne di Ste­fa­nos Repres­si­ons-Per­for­mance zum Zuge. Wäh­rend vie­le aus der Füh­rungs­crew „Casa­Pounds“ für rudi­men­tä­re Gewalt­de­lik­te vor­be­straft sind, bei denen ande­re Men­schen ver­letzt, ein­schüch­tert und mund­tot gemacht wer­den soll­ten, lie­gen den Straf­ver­fah­ren, in denen der natio­na­le Sekre­tär der Bewe­gungs­par­tei ver­ur­teilt wur­de, ein genau anvi­sier­tes Polit-Pro­fil zu Grun­de. Mit aus­ge­such­ten Geset­zes­über­trit­ten ver­pass­te sich Simo­ne di Ste­fa­no gezielt das Image eines Poli­ti­kers, der sich mit Mut und Kohä­renz für die Sache von „Volk und Nati­on“ ein­setzt und dafür von der herr­schen­den poli­ti­schen Klas­se ver­folgt wird.

Zum einen klet­ter­te er am 14. Dezem­ber 2013 auf den Bal­kon des EU-Sit­zes in Rom und schmiss die EU-Fah­ne als Zei­chen einer Besat­zungs­macht auf die Stra­ße. Die­se Akti­on fand zur Hoch­zeit der Bewe­gung der „For­co­ni“, einer länd­lich gepräg­ten und popu­lis­tisch aus­ge­rich­te­ten Bewe­gung statt, die sich vor allem gegen Geset­ze und Vor­ga­ben rich­te­te, die sie als exis­tenz­ge­fähr­den­de Finanz­dik­ta­te der EU ansa­hen. An die Spit­ze die­ser Bewe­gung woll­te sich „Casa­Pound“ u.a. mit die­ser sym­bo­li­schen Akti­on set­zen – was aber miss­lang. Für die­se Akti­on erhielt Simo­ne di Ste­fa­no eine drei­mo­na­ti­ge Bewährungsstrafe.

Sep­tem­ber 2016, Simo­ne di Ste­fa­no insze­niert sei­ne Ver­haf­tung nach einer Zwangs­räu­mung (screen­shot)

Eine wei­te­re Akti­on fand am 29.09.2016 in der via del Colos­seo 73 in Rom statt. Hier wur­den zwei Fami­li­en von den Behör­den zwangs­ge­räumt. Unter dem Mot­to „Difen­de­vo le fami­g­lie ita­lia­ne“ besetz­te Simo­ne di Ste­fa­no mit einer Hand­voll sei­ner Anhän­ger das Haus, ließ sich medi­en­wirk­sam räu­men und inhaf­tie­ren. Sei­nen anschlie­ßen­den zwei­mo­na­ti­gen Haus­ar­rest ver­kauf­te er als schwe­re Repres­si­on und ver­fiel in den typisch faschis­ti­schen Opfermodus.

 

Bei­de Straf­ver­fah­ren sind kal­ku­lier­te Per­for­man­ces auf Grund­la­ge bewusst her­bei­ge­führ­ter Grenz­über­trit­te. Die jewei­li­ge Akti­on hät­te auch von jedem ande­ren „CasaPound“-Mitglied umge­setzt wer­den kön­nen. Es war nicht zwin­gend, dass Simo­ne di Ste­fa­no sich an die­sen Aktio­nen betei­lig­te. „Casa­Pound“ such­te sich für ihren obers­ten Wahl­kan­di­da­ten und natio­na­len Sekre­tär die­se medi­al in Sze­ne gesetz­ten Aktio­nen aus, um über die­se Sze­nen der „Direk­ten Akti­on“ dem sonst den Stra­ßen­ak­ti­vi­tä­ten eher fer­nen Simo­ne di Ste­fa­no eine poli­ti­sche Vita mit Stra­ßen­ak­ti­vis­mus und ein Bild von Kör­per­ein­satz und Wage­mut zu ver­pas­sen. Die­se Bil­der sol­len den obers­ten Wahl­kan­di­da­ten der „Casa­Pound“ als Kämp­fer für „Volk und Nati­on“ aus­wei­sen, einen Mann, der nicht nur redet, son­dern auch han­delt, der bereit ist in die rea­le Kon­fron­ta­ti­on zu gehen und per­sön­li­che Nach­tei­le für sei­ne Posi­tio­nen in Kauf zu neh­men. Das Simo­ne di Ste­fa­no medi­al Pro­fit aus die­sen Geschich­ten zieht, kann man jetzt schon bes­tens erken­nen. Die­ses Polit-Manö­ver und media­le Sche­ma­ta wird man bei ihm und ande­ren in Zukunft öfters sehen.

Vier Faschis­ten in Paris

Zurück in das Paris am 2. Advent­wo­chen­en­de 2018. An die­sem Wochen­en­de trie­ben sich in einer Art Polit-Adven­ture-Tour die vier Mit­ar­bei­ter des faschis­ti­schen Maga­zins „Il Pri­ma­to Nazio­na­le“ durch die Stra­ßen Paris, um mög­lichst authen­ti­sche Berich­te, Bil­der und Han­dy-Inter­views den daheim geblie­be­nen Ultra­na­tio­na­lis­ten zu lie­fern. So dra­pier­ten sich die Her­ren Faschis­ten in Radi­cal-Chic-Posen vor Trä­nen­gas­schwa­den für ihre Sel­fies und gaben sich in ihren Vide­os wie Bericht­erstat­ter mit vol­lem Body-Ein­satz aus einem toben­den Bür­ger­krieg. Das Schwen­ken von einer Anti-EU-Fah­ne und der ita­lie­ni­schen Tri­ko­lo­re ver­stand sich für die ita­lie­ni­schen Faschis­ten dabei von selbst. Nur für das Zei­gen einer „CasaPound“-Fahne schien es ihnen an Mut zu feh­len. Ein sol­ches Outing barg anschei­nend die Gefahr in sich, der Pari­ser Anti­fa in die Arme zu lau­fen, wie es z.B. eini­gen Mit­glie­dern der rechts­ra­di­ka­len Roya­lis­ten der „Action Fran­çai­se“ erging..

Auch For­za Nuo­va sieht posi­ti­ve Ten­den­zen in den fran­zö­si­schen „Gilets Jau­nes“. Das unte­re Bild auf dem FN-Pla­kat zeigt aber eine Atta­cke gegen den römi­schen Sitz der his­to­ri­schen Par­ti­sa­nen­or­ga­ni­sa­ti­on A.N.P.I. am 08.12.2018

Die jour­na­lis­ti­schen Resul­ta­te der Stipp­vi­si­te von Di Ste­fa­no, Pal­la­di­no, Mar­sel­la und Mele waren — wie so oft bei Gesin­nungs­auf­sät­zen — recht dürf­tig. Neben All­ge­mein­plät­zen und media­len Phra­sen kam was kom­men muss­te. In einer Art abschlie­ßen­dem Bericht wuss­ten Alber­to Pal­la­di­no und Davi­de di Ste­fa­no von einer bis­her von den Medi­en unver­öf­fent­lich­ten Tat­sa­che zu berich­ten. Und zwar, dass am Vor- und Nach­mit­tag „das ech­te Frank­reich aus der Peri­phe­rie, das wesent­lich aus ver­arm­ten wei­ßen Men­schen“ bestehen wür­de, pro­tes­tiert hät­te. Hin­ge­gen sei­en zu den Abend­stun­den „aus den ver­schie­de­nen mul­ti-eth­ni­schen Ban­lieues in der Umge­bung von Paris hun­der­te von Van­da­len in das Zen­trum geströmt, allein um zu zer­stö­ren und Läden und Super­märk­te zu plün­dern“. Aber was kann man schon von Faschis­ten erwar­ten, die sich als Jour­na­lis­ten geben und Repor­ta­gen schrei­ben. Damit die­ser Satz nicht als eine ideo­lo­gi­sche Plat­ti­tü­de erscheint, hier noch ein Link zu der Novem­ber Aus­ga­be 2017 von „Il Pri­ma­to Nazio­na­le“, wo über den Papst als sub­ver­si­ven Lin­ken schwa­dro­niert wird. Einen Kom­men­tar zu die­sem Mach­werk erspa­re ich mir.

Wäh­rend in Frank­reich die Pro­tes­te anhal­ten, baut „Casa­Pound Ita­lia“ sei­ne loka­le Prä­senz auf der Halb­in­sel wei­ter aus. Nach­dem in die­sem Monat schon in Vitto­rio Vene­to und Tusca­nia zwei Sek­tio­nen der Par­tei eröff­ne­ten, gab es an die­sem Wochen­en­de zum 3. Advent im tos­ka­ni­schen Pon­te­de­ra und den sizi­lia­ni­schen Gemein­den Syra­kus und Noto Eröff­nun­gen von Par­tei­sit­zen. Laut Gian­lu­ca Ianon­ne, der am 01.12.2018 in Vitto­rio Vene­to das „Il Tumul­to“ ein­weih­te, war die­se Eröff­nung der 130. Par­tei­sitz. Das sind seit der Ver­öf­fent­li­chung des Buches Casa Pound Ita­lia. Mus­so­li­nis Erben im Jahr 2013 im Durch­schnitt mehr als eine Eröff­nung eines „Casa­Pound“ — Par­tei­sit­zes pro Monat. Der natio­na­le Sekre­tär weih­te an die­sem Wochen­en­de das „Opli­tes“ in Syra­kus und das „Aero­poe­ma“ in Noto ein. Das „Aero­poe­ma“ ist gleich­zei­tig eine „Libre­ria non con­for­me“, eine „nicht-kon­for­me Buch­hand­lung“. Eine von vie­len Buch­hand­lun­gen, die Casa­Pound betreibt. Ob dies der 134. Par­tei­sitz „Casa­Pounds“ sein wird, ist frag­lich, droht doch dem Par­tei­sitz in Bari die Schlie­ßung per Gerichts­be­schluss. Eine gro­ße Zahl der dort ver­keh­ren­den „Casa­Pound“ — Mit­glie­der hat­ten am 21. Sep­tem­ber die­sen Jah­res Demonstrant*innen nach einer Anti-Sal­vi­ni — Demons­tra­ti­on ange­grif­fen und teils schwer ver­letzt. Mit unter den Ange­grif­fe­nen war die lin­ke Euro­pa­ab­ge­ord­ne­te Eleo­no­ra Foren­za. Ver­mut­lich ver­steht „Casa­Pound“ die­ses Vor­ge­hen als einen natio­nal-revo­lu­tio­nä­ren Impuls, den sie in die rechts­po­pu­lis­ti­schen Dis­kur­se ein­brin­gen will.

Arti­kel:

Roma, scon­tri con la poli­zia duran­te rivol­ta anti migran­ti: cond­an­na­ti 9 mili­tan­ti di CasaPound

2nd Pan­eu­ro­pa Con­fe­rence was held in Kyiv

Arti­kel zum „For­za Nuova“-Screenshot:

Soli­da­rie­tà all’ANPI dopo il blitz di For­za Nuova

 

Ein Gedanke zu “CasaPound auf Stippvisite in Paris

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