Es kommt echt nicht häufig vor, dass ich eine Zeitschrift von der ersten bis zur letzten Seite durchlese: Die aktuelle ARCH+ Nr. 235 zu „Rechten Räumen“ habe ich atemlos durchgelesen, entsetzt vom faschistischen Panorama eines Europas auf dem Weg in die Barbarei, das das Heft abschreitet. Und diese Ausgabe einer renommierten Architektur-Zeitschrift ist durchaus nicht nur für Baumeister*innen und Architekturkritiker*innen (Sind wir das nicht alle?) interessant und schafft es „Rechte Räume“ zu definieren, die dahinter liegende Städtebaupolitik, die bauliche geschichtsrevisionistische Erinnerungskultur und den rechten Rekonstruktionswahn freizulegen und den Zusammenhang herzustellen zur aktuellen völkisch-nationalistischen Renaissance und zum offenen Faschismus in Europa.

Besonders krass ist mir übrigens der Skandal des Walter-Benjamin-Platzes in Berlin in die Glieder gefahren, der in der ARCH+ in aller Drastik beschrieben wird: Dabei geht es nicht nur um die ästhetischen Anleihen bei Mussolinis Lieblingsarchitekten und eine zumindest fragwürdige Gestaltung der Kolonnaden. Der Baumeister dieses Platzes, Hans Kollhoff, hat ausgerechnet auf dem Platz, der dem jüdischen Philosophen Walter Benjamin gewidmet ist, der auf der Flucht vor den Nazis umgekommen ist, ein Zitat des fanatischen Mussolini-Bewunderers und glühenden Antisemiten Ezra Pound in Granit meißeln lassen und auf der Freifläche platziert. Ezra Pound, der während des Zweiten Weltkrieges faschistische Propaganda über den italienischen Rundfunk verbreitete, ist heute Idol von CasaPound Italia, die sich selbst „Faschisten den 21. Jahrhunderts“ nennen. Eine solche dreiste und perfide Schändung des Andenkens Benjamins blieb bis heute weitgehend unbeanstandet und der Schöpfer dieser widerlichen Baupropaganda ist so angesehen wie vorher. Diese Bodenplatte muss verschwinden!