Bildungsangebote

Hier fin­den Sie eine Aus­wahl aktu­el­ler Bil­dungs­an­ge­bo­te der Rosa-Luxem­burg-Stif­tung. Wenn für Sie nicht das pas­sen­de dabei ist oder Sie eige­ne Ideen ver­wirk­li­chen wol­len, spre­chen Sie uns an! Wir kön­nen Sie bei der inhalt­li­chen und metho­di­schen Kon­zi­pie­rung unter­stüt­zen oder pas­sen­de Referent_innen, Trainer_innen oder Moderator_innen aus Ihrer Regi­on vermitteln.

Fried­rich Bur­schel: Neo­na­zis­mus und Ideologien/Strukturen der Ungleichwertigkeit

Koray Yıl­maz-Gün­ay: Migra­ti­on und Migrationspolitik

Eva-Bea­trix Kuhn: Wei­ter­bil­dung für Politik

«Nicht vom Klein-Klein einer Gerichtsverhandlung, ablenkendem Medienhype und den Lügen der Verantwortlichen dumm machen lassen»

Ein grund­le­gen­des Inter­view, das alle Fra­gen beant­wor­tet, die im Zusam­men­hang mit dem Akkre­di­tie­rungs­ver­fah­ren für den NSU-Pro­zess, das Mul­ti­tas­king unse­res Autors Fried­rich Bur­schel als Frei­er Jour­na­list, Kor­re­spon­dent für Radio LOTTE Wei­mar und ande­re Medi­en sowie als Refe­rent und Mit­ar­bei­ter der Rosa Luxem­burg Stif­tung in Ber­lin auf­ge­taucht sind. Das Inter­view führ­te Chris­toph Far­kas vom Wei­ma­rer Stu­die­ren­dern-Maga­zin Lem­ma 

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Je nach Zugangs­be­rech­ti­gung und Akkre­di­tie­rung: zu über­win­den­de Bar­rie­ren vor dem Jus­tiz­zen­trum in Mün­chen Foto: NSU-Watch

Ich kom­me klas­sisch aus der Anti­fa, von Jugend­zei­ten an; dabei waren von Beginn an sehr kon­kre­te Pro­ble­me mit mehr oder min­der orga­ni­sier­ten Alt- und Neo­na­zis oder – anfangs noch häu­fi­ger – maro­die­ren­den Suff-Nazis im Vor­der­grund, erst über die Jah­re ent­wi­ckel­te sich das The­ma mit allen Facet­ten zu mei­nem wis­sen­schaft­li­chen, publi­zis­ti­schen und bild­ne­ri­schen Schwer­punkt. Ins­be­son­de­re mein Enga­ge­ment im Bereich des Anti­ras­sis­mus in den Jah­ren um die Jahr­tau­send­wen­de – etwa in der Kam­pa­gne «kein mensch ist ille­gal» – hat mir deut­lich gemacht, dass ein rei­ner Abwehr-Anti­fa­schis­mus, der sich nur mit den Nazis, ihrem Den­ken, ihrer Gewalt, der Musik und der Far­be der Schnür­sen­kel aus­ein­an­der­setzt, zu kurz greift. Mit einer Pro­zess­be­ob­ach­tungs­grup­pe, mit der ich heu­te noch eng zusam­men­ar­bei­te und aktu­ell den Erin­ne­rungs-Blog RE:Guben betrei­be, habe ich 1999/2000 den sog. Gube­ner Hetz­jagd­pro­zess vor dem Land­ge­richt Cott­bus über 83 Ver­hand­lungs­ta­ge ver­folgt und doku­men­tiert.  Uns ist damals noch ein­mal sehr klar gewor­den, was für ein tra­gi­scher Irr­tum dar­in liegt, Nazi-Umtrie­be und gesell­schaft­li­chen, aber auch staat­li­chen Ras­sis­mus getrennt zu den­ken: bis heu­te sind das im Grun­de unter­schied­li­che Sze­nen, die sich um die The­men küm­mern, was dann ja auch dazu geführt hat, dass etwa der Blick für die Hin­ter­grün­de der NSU-Mor­de und der dar­in wal­ten­de haar­sträu­ben­de Ras­sis­mus gegen­über den Betrof­fe­nen der Anschlä­ge und den Hin­ter­blie­be­nen der Erschos­se­nen auch für vie­le von «uns» ver­stellt gewe­sen ist…

Wei­ter­le­sen«Nicht vom Klein-Klein einer Gerichts­ver­hand­lung, ablen­ken­dem Medi­en­hype und den Lügen der Ver­ant­wort­li­chen dumm machen lassen»“

In die Abgründe staatlicher Verstrickung blicken

Die RLS im NSU-Prozess: Stiftungsreferent Friedrich Burschel hat einen festen Platz im Gerichtssaal in München

 

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Geden­ken zur Pro­zess­eröff­nung am 6. Mai 2013: Abdur­ra­him Özüd­oğru wur­de am 13. Juni 2001 in Nürn­berg erschos­sen Foto: NSU-Watch

In den Jah­ren 2000 – 2007 hat der «Natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Unter­grund» (NSU) einem 2011 auf­ge­tauch­ten Beken­ner-Video zufol­ge neun Men­schen mit tür­ki­schen, kur­di­schem und grie­chi­schem Hin­ter­grund aus ras­sis­ti­schen Moti­ven und eine Poli­zis­tin ermor­det: Enver Şimşek, Abdur­ra­him Özüd­oğru, Süley­man Taş­köprü, Habil Kılıç, Yunus Tur­gut, İsm­ail Yaşar, Theo­do­ros Boul­ga­ri­des, Meh­met Kubaşık, Halit Yoz­gat, Miché­le Kiesewetter.

Seit Anfang Mai 2013 wird in Mün­chen der «NSU-Kom­plex» vor Gericht ver­han­delt. Ange­klagt ist Bea­te Zsch­ä­pe, die ein­zi­ge Über­le­ben­de der so genann­ten Zwi­ckau­er Ter­ror­zel­le, sowie deren mut­maß­li­che Kom­pli­zen und Hel­fer Ralf Wohl­le­ben, André E., Cars­ten S. und Hol­ger G. der 6. Straf­kam­mer des Ober­lan­des­ge­rich­tes Mün­chen unter Vor­sitz des Rich­ters Man­fred Götzl begann der Pro­zess, bei dem es um 10-fachen Mord, min­des­tens drei Spreng­stoff­an­schlä­ge u.a. mit einer Nagel­bom­be und zahl­rei­chen zum Teil Schwer­ver­letz­ten, mit 15 Bank­über­fäl­len und um eine der größ­ten Bank­raub-Seri­en in der Geschich­te der Bun­des­re­pu­blik sowie um Mit­glied­schaft bzw. Unter­stüt­zung einer Ter­ro­ris­ti­schen Ver­ei­ni­gung nach § 129 a geht.

Wei­ter im Text, aktu­el­le Infos und alle Berich­te und Audio- und Print-Bei­trä­ge zum Pro­zess von Fried­rich Bur­schel fin­den Sie in unse­rem neu­en Online-Dos­sier zum NSU-Pro­zess.

 

#cross_solidarity: Internationalismus heute?

Wäh­rend sich inter­na­tioFoto Cross Solidaritynale Soli­da­ri­tät in den 1980er und 90er Jah­ren vor allem auf Län­der und Bewe­gun­gen des Glo­ba­len Südens bezog, enstan­den zu Beginn des 21. Jahr­hun­derts auch inner­eu­ro­päi­sche Akteu­re, die die tra­di­tio­nel­len Bewe­gun­gen vor Her­aus­for­de­run­gen stell­ten (etwa die Euro­päi­schen Mär­sche gegen Erwerbs­lo­sig­keit, M 15, Block­upy oder Occu­py Wall­street). Wie haben sie auf die­se Her­aus­for­de­run­gen reagiert? Mit den Ver­än­de­run­gen in Deutsch­land, in Euro­pa und welt­weit ist Cross-Soli­da­ri­ty heu­te auch in Euro­pa zum The­ma gewor­den. Spä­tens­tens mit der Defi­ni­ti­on von EU-Poli­tik­fel­dern (etwa Flucht/Asyl) und den Austeri­täts­pro­gram­men, die Grie­chen­land und ande­ren süd­eu­ro­päi­schen Län­dern auf­er­legt wur­den, sind her­kömm­li­che Gren­zen zwi­schen Natio­nal­staa­ten in der EU bzw. zwi­schen der EU und ande­ren Welt­re­gio­nen nicht mehr so ein­fach aus­zu­ma­chen. Wei­ter­le­sen „#cross_solidarity: Inter­na­tio­na­lis­mus heute?“

NSU, Frauen und DDR

«Ham­mer, die Frau!», bricht es aus Hol­ger G. her­aus, wenn er von sei­ner Lebens­ge­fähr­tin spricht. Hol­ger G. ist neben Cars­ten S. einer der Ange­klag­ten im NSU-Pro­zess vor dem OLG Mün­chen, der angeb­lich aus der rech­ten Sze­ne aus­ge­stie­gen und infol­ge­des­sen bereit ist, vor Gericht auch gegen sei­ne eins­ti­gen «Freun­de» aus­zu­sa­gen. Und in sei­nen Anga­ben zur Per­son und einer abge­le­se­nen Erklä­rung fal­len vor allem die Hin­wei­se auf die DDR und die Frau­en in sei­nem Leben auf. Über die Freund­schaft mit den mut­maß­li­chen NSU-Mör­der_in­nen etwa sagt er: «Unse­re gan­ze Sze­ne stell­te damals auf die­sen ver­meint­li­chen Kame­rad­schafts-Wert ab. Und aus mei­ner gan­zen Jugend­er­zie­hung – Jung­pio­nie­re, Thäl­mann­pio­nie­re, FDJ – hat­te ich gelernt, dass es wich­tig ist, für ande­re ein­zu­ste­hen.» Auch Cars­ten S., der zuletzt unter Trä­nen und emo­tio­na­len Auf­wal­lun­gen «aus­pack­te» und u.a. auch auf einen wei­te­ren NSU-Anschlag bereits im Jahr 1999 in Nürn­berg mit einer Spreng­fal­le in einer Taschen­lam­pe hin­wies, war begeis­tert von den Uni­for­men und dem roten Hals­tuch der Pio­nie­re. In Hol­ger G.s Leben spie­len vor allem die Frau­en eine ent­schei­den­de Rol­le: Sei­ne Mut­ter habe ihn, das «Nest­häk­chen», all­zu nach­sich­tig behan­delt und so abdrif­ten las­sen in die Nazi-Sze­ne, eine Freun­din habe ihn mit einem «Kame­ra­den» betro­gen, was ihn zum Aus­stieg aus der Sze­ne bewo­gen habe, und sei­ne aktu­el­le Freun­din, von der er gera­de durch das Zeu­gen­schutz­pro­gramm getrennt sei, sei genau die rich­ti­ge Art von Frau für einen wie ihn: Sie fas­se ihn hart an, zie­he ihn zur Ver­ant­wor­tung und sage, wo es lang­ge­he… Wes­halb er aber auch nach dem angeb­li­chen Aus­stieg aus der Sze­ne 2004 noch bis 2011 mit den NSU-Leu­ten in Kon­takt blieb und sie mit Hilfs­diens­ten (Rei­se­pass) unter­stütz­te, blieb bis­her unbeantwortet.