«Hammer, die Frau!», bricht es aus Holger G. heraus, wenn er von seiner Lebensgefährtin spricht. Holger G. ist neben Carsten S. einer der Angeklagten im NSU-Prozess vor dem OLG München, der angeblich aus der rechten Szene ausgestiegen und infolgedessen bereit ist, vor Gericht auch gegen seine einstigen «Freunde» auszusagen. Und in seinen Angaben zur Person und einer abgelesenen Erklärung fallen vor allem die Hinweise auf die DDR und die Frauen in seinem Leben auf. Über die Freundschaft mit den mutmaßlichen NSU-Mörder_innen etwa sagt er: «Unsere ganze Szene stellte damals auf diesen vermeintlichen Kameradschafts-Wert ab. Und aus meiner ganzen Jugenderziehung – Jungpioniere, Thälmannpioniere, FDJ – hatte ich gelernt, dass es wichtig ist, für andere einzustehen.» Auch Carsten S., der zuletzt unter Tränen und emotionalen Aufwallungen «auspackte» und u.a. auch auf einen weiteren NSU-Anschlag bereits im Jahr 1999 in Nürnberg mit einer Sprengfalle in einer Taschenlampe hinwies, war begeistert von den Uniformen und dem roten Halstuch der Pioniere. In Holger G.s Leben spielen vor allem die Frauen eine entscheidende Rolle: Seine Mutter habe ihn, das «Nesthäkchen», allzu nachsichtig behandelt und so abdriften lassen in die Nazi-Szene, eine Freundin habe ihn mit einem «Kameraden» betrogen, was ihn zum Ausstieg aus der Szene bewogen habe, und seine aktuelle Freundin, von der er gerade durch das Zeugenschutzprogramm getrennt sei, sei genau die richtige Art von Frau für einen wie ihn: Sie fasse ihn hart an, ziehe ihn zur Verantwortung und sage, wo es langgehe… Weshalb er aber auch nach dem angeblichen Ausstieg aus der Szene 2004 noch bis 2011 mit den NSU-Leuten in Kontakt blieb und sie mit Hilfsdiensten (Reisepass) unterstützte, blieb bisher unbeantwortet.