Pour notre camarade Volkmar

 „An unse­rem Revers tru­gen wir nicht das Emblem
von Ham­mer und Sichel, son­dern die ‚Antifa‘-Nadel — eine Aufforderung
zu einem gemein­sa­men Vor­ge­hen gegen den Faschis­mus
Eric Hobs­bawm: Gefähr­li­che Zei­ten. Ein Leben im 20. Jahr­hun­dert, 2003, S.89

Eine gol­de­ne Stun­de anti­fa­schis­ti­scher Intel­lek­tua­li­tät: der Jubi­lar mit sei­ner Fest­schrift — glücklich

Es ging um die Poli­tik, Theo­rie und His­to­ri­zi­tät der äußers­ten Rech­ten und eini­ge Reak­tio­nen dazu sei­tens der anti­fa­schis­ti­schen Lin­ken. Ende Janu­ar lud der renom­mier­te „Gesprächs­kreis rechts“ der Rosa-Luxem­burg-Stif­tung (RLS) in den Wil­li-Mün­zen­berg-Saal im alten Gebäu­de des „Neu­en Deutsch­lands“ zu einer Art Jour-Fixe ein. The­ma: „Rech­te Rän­der – Schlag­lich­ter auf Faschis­mus und Gesell­schaft“. Etwa 80 Anwe­sen­de folg­ten der Ein­la­dung und nach der Begrü­ßung durch die zustän­di­ge Refe­ren­tin der Stif­tung, Anika Tasch­ke, tru­gen vor: Die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Mar­ti­na Ren­ner, der Ham­bur­ger His­to­ri­ker Vol­ker Weiß, der Mag­de­bur­ger Theo­lo­ge und Gemein­we­sen­ar­bei­ter David Beg­rich, die Akti­vis­tin von NSU-Watch Caro Kel­ler und der Poli­tik­wis­sen­schaft­ler Felix Korsch. Ein guter Mix: Eine pro­fi­lier­te Anti­fa-Poli­ti­ke­rin, ein ver­sier­ter His­to­ri­ker zur intel­lek­tu­el­len Rech­ten, ein in der DDR auf­ge­wach­se­ner intel­lek­tu­el­ler Theo­lo­ge, eine Anti­fa-Akti­vis­tin und ein ein­schlä­gi­ger Promovent.

In ihrem Vor­trag beleuch­te­te Ren­ner unter ande­rem eini­ge Aspek­te der aktu­el­len Poli­tik der Sicher­heits­be­hör­den in Sachen Rech­ter Ter­ror. Hier wer­den bei der Gene­ral­bun­des­an­walt­schaft (GBA) mit Stand vom 30. Sep­tem­ber 2022 in 32 Ermitt­lun­gen gegen 122 nament­lich Beschul­dig­te Ver­fah­ren geführt. Ren­ner füg­te hier tro­cken hin­zu, das zu die­sen Beschul­dig­ten noch die nach der medi­al exzel­lent vor­be­rei­te­ten Raz­zia gegen „Reichs­bür­ger“ am 7. Dezem­ber 2022 „da noch 52 wei­te­re Beschul­dig­te oben drauf“ kom­men. Zwi­schen­zeit­lich hat sich in die­sem Kon­text die Zahl auf ins­ge­samt 55 Ver­däch­tig­te erhöht. Auch die­se enor­me Anzahl von Beschul­dig­ten in Ter­ro­ris­mus­ver­fah­ren mit Bezug rechts ver­deut­licht für die Zukunft die Dring­lich­keit anti­fa­schis­ti­schen Engagements.

Jünger mit Sternhell verstehen

Nach Ren­ner ergriff Vol­ker Weiß das Wort und inter­pre­tier­te das Werk von Ernst Jün­ger mit eini­gen Über­le­gun­gen des 2020 ver­stor­be­nen, israe­li­schen Faschis­mus­for­schers Zeev Stern­hell. Stern­hells Schrif­ten wur­den im deut­schen Sprach­raum erst spät ent­deckt. Nach Stern­hell wur­de der euro­päi­sche Faschis­mus gera­de nicht in den Schlacht­fel­dern des ers­ten Welt­krie­ges gebo­ren und ende­te auch nicht in den Rui­nen der Reichs­haupt­stadt Ber­lin am 8. Mai 1945. Es habe sich hier nach Stern­hell um eine Bewe­gung gehan­delt, die in ihrer kom­pro­miss­lo­sen Ableh­nung des Erbes der Auf­klä­rung von Uni­ver­sa­lis­mus und der Idee des Fort­schritts schon zur Jahr­hun­dert­wen­de in ihr „Rei­fe­sta­di­um“ getre­ten sei. Und eben noch heu­te sei „die­se Rech­te (…) immer noch Bestand­teil unse­rer Welt“. In sei­nem gelehr­ten Vor­trag nutz­te Weiß die­se Über­le­gun­gen für eine Re-Lek­tü­re von Moti­ven im Den­ken von Ernst Jün­ger. Weiß zeig­te hier an eini­gen von Geor­ge Sor­el inspi­rier­ten Tex­ten von Jün­ger auf, wie es der äußers­ten Rech­ten in der Zwi­schen­kriegs­zeit gelang „Zugriff auf die revo­lu­tio­nä­re Dyna­mik (zu) bekom­men, die im 19. Jahr­hun­dert das Kenn­zei­chen lin­ker Bewe­gun­gen gewe­sen war“. Und die­ses Den­ken von Jün­ger, so Weiß, ent­fal­tet bis in die Gegen­wart Wir­kung. Bis heu­te beru­fen sich Zög­lin­ge der Neu­en Rech­ten auf den von ihnen ver­ehr­ten „Prot­ago­nis­ten des Wei­ma­rer Ultra­na­tio­na­lis­mus“. Sie ope­rier­ten „ganz im Sti­le jenes Par­ti­sa­nen­tums, daß Jün­ger nach 1945 unter dem Begriff ‚Wald­gän­ger‘ zur Ergän­zung der Gestal­ten ‚Sol­dat‘ und ‚Arbei­ter‘ lehrte.“

David Beg­rich spür­te in sei­nem Vor­trag neu­rech­ter intel­lek­tu­el­ler Ten­den­zen so unter­schied­li­cher AutorIn­nen wie Uwe Tell­kamp, Moni­ka Maron, Jörg Ber­nig und Micha­el Klo­novs­ky, aber auch Uwe Steim­le nach. Die­se las­sen, so Beg­rich, „kei­ne Gele­gen­heit aus, ihrem Publi­kum offen und ver­schlüs­selt zu bedeu­ten, der gegen­wär­ti­ge Dis­kurs ver­en­ge nicht nur die Mei­nungs­kor­ri­do­re der öffent­li­cher Debat­ten, son­dern sei schlicht durch offe­ne Zen­sur und rabia­te Repres­si­on gekenn­zeich­net.“ Bedeu­tend hier die Insze­nie­rung eines schein­re­bel­li­schen Sami­s­dat mit expli­zier­ter Refe­renz auf die oppo­si­tio­nel­le Dis­si­denz in der Zeit der DDR. Die­ser sei „irgend­wo zwi­schen Mili­tär­bun­ker, Her­ren­zim­mer und spi­ri­tis­ti­schen Glä­ser­rü­cken ange­sie­delt“, so Beg­rich. Hier rei­he sich „Eli­tis­mus, Kul­tur­pes­si­mis­mus und ein in Sze­ne gesetz­tes und über­höh­tes Außen­sei­ter­tum mit dem Ziel anein­an­der, eine Form der Dis­si­denz zu rekla­mie­ren, die sich unab­hän­gig von den Dis­kurs-Kon­junk­tu­ren des ver­hass­ten Kul­tur­be­triebs des Main­streams wähnt“. Dabei sei­en die For­men­spra­che und Ästhe­ti­ken der intel­lek­tu­el­len Dis­si­denz Ost­eu­ro­pas für eine intel­lek­tu­el­le Rech­te anschluss­fä­hig, gera­de weil ihre Strahl­kraft von inhalt­li­cher Unein­deu­tig­keit, dem Ges­tus der Rebel­li­on und des Wider­spruchs leb­te. Nach Beg­rich gäbe es auch nicht den gerings­ten Grund dafür das rechts­in­tel­lek­tu­el­le Milieu in irgend einer Form exo­ti­sie­rend zu ver­harm­lo­sen oder ihm mit Fas­zi­na­ti­on gegen­über zu tre­ten, wie dies in eini­gen Berei­chen des bür­ger­li­chen Feuil­le­tons zu beob­ach­ten sei. Über­all dort, wo sich rechts­in­tel­lek­tu­el­le Akteu­rIn­nen als Dis­si­den­tIn­nen auf­füh­ren, soll­te das Wis­sen und die Instru­men­ta­ri­en der Ana­ly­se genutzt wer­den, dies zu dekon­stru­ie­ren, for­dert er.

Den falschen Erzählungen widersprechen

Als nächs­tes ergriff die Anti­fa-Akti­vis­tin Caro Kel­ler das Wort. Sie arbei­tet als Inter­net-Redak­teu­rin für „NSU-Watch“. Die­se Anti­fa-Initia­ti­ve wur­de im April 2013 zu Beginn des Straf­pro­zes­ses gegen weni­ge Aktivs­tIn­nen des NSU vor dem OLG Mün­chen gegrün­det. In ihrem Vor­trag beleuch­te­te Kel­ler die Her­aus­for­de­run­gen, die ent­ste­hen, wenn man den Ver­such unter­nimmt die Auf­klä­rung über den rech­ten Ter­ror und das Geden­ken an die Opfer selbst in die Hand zu neh­men: „Den fal­schen Erzäh­lun­gen wider­spre­chen!“ über­schrieb sie ihre Über­le­gun­gen und wider­sprach deut­lich der immer wie­der in der Öffent­lich­keit geäu­ßer­ten Ansicht, dass man doch in Sachen rech­te Gewalt und rech­ter Ter­ror „ein­fach erst ein­mal in Ruhe die Ermitt­lun­gen der Poli­zei abwar­ten“ sol­le. Immer wie­der sei­en es doch Antifaschist*innen gewe­sen, die dem staat­li­chen Inter­es­se an Baga­tel­li­sie­rung und inter­es­sier­ter Ent­po­li­ti­sie­rung rech­ter Gewalt ihre gründ­li­chen Recher­chen und Ana­ly­sen ent­ge­gen­ge­setzt hät­ten. Ohne Antifaschist*innen wür­de man heu­te bei dem NSU-Netz­werk noch immer von einem „sozi­al iso­lier­ten Trio von Wen­de­ver­lie­rern“ in einem „töd­li­chen Lie­bes­drei­eck“ spre­chen. So sei­en auch die ras­sis­ti­schen Mor­de wie z.B. das Mas­sa­ker im Olym­pia-Ein­kaufs-Zen­trum in Mün­chen 2016 und der anti­se­mi­ti­sche und ras­sis­ti­sche Anschlag in Hal­le 2019 unter dem fata­len Stich­wort „Amok­lauf“ weg­ge­bucht wor­den. Kel­ler fokus­sier­te und pro­fi­lier­te hier eine kon­ti­nu­ier­li­che anti­fa­schis­ti­sche Pra­xis unter den Stich­wor­ten: Auf­klä­ren / Beob­ach­ten / Benen­nen / Ein­mi­schen / Geden­ken / War­nen und Verhindern.

Dann kam Felix Korsch: Und er ent­hüll­te den Sinn und Zweck der gan­zen Ver­an­stal­tung. Es ging um eine Wür­di­gung des poli­ti­schen Lebens­we­ges des Anti­fa­schis­ten Volk­mar Wölk. Und der war ein paar Tage zuvor 70 Jah­re alt gewor­den. In sei­nem Enga­ge­ment gegen Nazis, so Korsch, habe er in der Zusam­men­ar­beit mit Wölk die­sem immer so man­ches und vor allem immer wie­der Lite­ra­tur­hin­wei­se auf nur schwer erreich­bar graue Lite­ra­tur zu ver­dan­ken. Als es um die Jahr­tau­send­wen­de in der Öffent­lich­keit um die Aus­ein­an­der­set­zung mit der Nazi-Skin­head-Grup­pe „Blood & Honour“ (BH) ging, war es für Wölk ein leich­tes ihm die Fan­zines von BH auf den Schreib­tisch zu legen. Und BH war eine Grup­pie­rung, von der Antifaschist*innen schon damals — zur Zeit des Ver­bots durch das Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um am 12. Sep­tem­ber 2000 — in Erfah­rung gebracht hat­ten, dass sie wesent­lich durch Ste­phan Lan­ge, Tho­mas Star­ke, Jan Wer­ner, Mar­cel Degner und Man­dy Struck betrie­ben wur­de – alle­samt pro­mi­nen­te Unter­stüt­ze­rIn­nen der damals poli­zei­lich gesuch­ten soge­nann­ten „Jena­er Bom­ben­bast­ler“, die sich dann mit eini­gen wei­te­ren „Kame­ra­den“ in und um den NSU tum­mel­ten, was im Mün­che­ner Pro­zess zuta­ge trat.

Schnittstelle von akribischer Recherche, fachkundiger Analyse und streitbarer Publizistik

Korsch über­reich­te Wölk dann eine ihm zuge­eig­ne­te Fest­schrift: „Rech­te Rän­der. Faschis­mus, Gesell­schaft und Staat“, druck­frisch aus dem Hau­se Ver­bre­cher­ver­lag. Sie umfasst rund 500 Sei­ten und 17 Autor*nnen sind dar­in mit Auf­sät­zen ver­tre­ten, die die gan­ze Band­brei­te anti­fa­schis­ti­scher Neu­gier, Recher­che und Ana­ly­se abde­cken: Unter ande­ren Gideon Botsch wirft dar­in einen quel­len­ge­sät­tig­ten Blick auf die Orga­ni­sie­rungs­be­stre­bun­gen der Neu­en Rech­ten in der Pro­vinz der Bun­des­re­pu­blik der frü­hen 1960er Jah­re; Korsch ist dar­in mit einem Bei­trag zu der Bewe­gung der sozi­al­re­vo­lu­tio­nä­ren Volks­tüm­ler, der „Narod­ni­ki“, im Russ­land des 19. Jahr­hun­derts ver­tre­ten. Gut belegt wen­det er dar­in gegen das „Fehl­ur­teil“, sie heu­te als poli­tisch rechts zu lesen. Richard Geb­hardt setzt sich mit der poli­ti­schen Ideo­lo­gie des Hoo­li­ga­nis­mus in Deutsch­land aus­ein­an­der und Susan­ne Feus­tel dis­ku­tiert in ihrem Bei­trag dif­fe­ren­te Aspek­te eines in der anti­ras­sis­ti­schen „Black Lives Matter“-Bewegung zir­ku­lie­ren­den Poli­zeiaboli­tio­nis­mus. Und selbst­re­dend fin­den sich auch Bei­trä­ge von Weiß, Kel­ler und Beg­rich in dem Band.

In sei­ner Anspra­che bedank­te sich Korsch für die gute Koope­ra­ti­on mit dem Ver­bre­cher-Ver­lag, der das Buch­pro­jekt bis zu die­sem Moment habe geheim hal­ten müs­sen. Der Grund: Die Her­aus­ge­ber hat­ten die begrün­de­te Befürch­tung, dass der in Sachen Recher­che und Lite­ra­tur­be­schaf­fung außer­or­dent­lich umtrie­bi­ge wie ver­sier­te Jubi­lar sich sonst das Buch schon lan­ge vor­be­stellt hät­te. In ihrer Ein­lei­tung wür­di­gen die Her­aus­ge­ber Wölk als einen „enga­gier­ten Anti­fa­schis­ten“, der seit Jahr­zehn­ten „jen­seits insti­tu­tio­nel­ler Bah­nen, doch nicht min­der ver­siert und stets pro­duk­tiv an der Schnitt­stel­le von akri­bi­scher Recher­che, fach­kun­di­ger Ana­ly­se und streit­ba­rer Publi­zis­tik“ enga­giert ist. Wer sich mit rech­ten Strö­mun­gen in der euro­päi­schen Geschich­te und Gegen­wart befas­se, sto­ße „frü­her oder spä­ter auf sei­ne Bei­trä­ge.“ Am Ende der Fest­schrift wer­den in dem Kapi­tel „Aus­wahl­bi­blio­gra­phie“ für Wölk mehr als 30 Mono­gra­fien und Her­aus­ge­ber­schaf­ten, Kon­fe­renz­schrif­ten und Bro­schü­ren, Fach­auf­sät­ze und Über­set­zun­gen, dar­un­ter eini­ge Schrif­ten von Zeev Stern­hell, aus­ge­wie­sen. Das war natür­lich bei wei­tem nicht alles, was Wölk in sei­nem Leben publi­zis­tisch zustan­de gebracht hat. Wer ein­mal in „Data­space“, der „Daten­bank für lin­ke, alter­na­ti­ve, graue Lite­ra­tur“ aus Leip­zig, unter sei­nem Namen oder unter dem von Wölk immer mal wie­der benut­zen Pseud­onym Jean Cremet recher­chiert, kommt für die Zeit seit den 1990er Jah­ren auf weit über 100 Bei­trä­ge, vor­zugs­wei­se in der anti­fa­schis­ti­schen Zeit­schrift Der Rech­te Rand, aber auch in der Jungle World sowie in ana­ly­se & kri­tik (AK), dem Nach­fol­ge­pro­jekt der Orga­ni­sa­ti­ons­zei­tung des Kom­mu­nis­ti­schen Bun­des, dem eins­ti­gen „arbei­ter­kampf“. Aber auch in der Jun­gen Welt und der zwi­schen­zeit­lich ein­ge­stell­ten Zeit­schrift blick nach rechts fin­den sich eine Viel­zahl von wei­te­ren Bei­trä­gen des Jubilars.

Zerstörungsfreier Werkstoffprüfer

Nach der Über­rei­chung der Fest­schrift, die Wölk sofort auf­schlug, um auf die Schnel­le das Inhalts­ver­zeich­nis zu che­cken, erho­ben sich alle Anwe­sen­den: Stan­ding ova­tions für Volk­mar Wölk, der Applaus hielt minu­ten­lang an. Der sicht­lich beweg­te Jubi­lar trat dann auf das Podi­um. Dort stand ein Podest, das mit einem roten Ban­ner geschmückt war. Es zeig­te einen ver­gnügt grin­sen­den roten Ele­fan­ten mit hoch erho­be­nen Rüs­sel, der zu einer Faust geballt ist. Zugleich zer­tritt die­ses sym­pa­thi­sche Tier ein Haken­kreuz. Der gelern­te „Zer­stö­rungs­freie Werk­stoff­prü­fer“ Wölk ergriff das Wort und hob zunächst her­vor, dass er von den deut­schen Uni­ver­si­tä­ten eigent­lich nur die Men­sen ken­ne – und die sei­en „alle schreck­lich“ gewe­sen. Doch nun befin­de er sich inmit­ten einer Ver­an­stal­tung, bei der es sich wohl um das ers­te Kol­lo­qui­um in der aka­de­mi­schen Geschich­te der Bun­des­re­pu­blik nach 1945 han­de­le, das einem sol­chen Werk­stoff­prü­fer gewid­met sei. Dafür dan­ke er sehr und beschenk­te die Anwe­sen­den mit dem bio­gra­phi­schen Hin­weis, in dem er das Rät­sel auf­lös­te, was es eigent­lich mit dem roten Ele­fan­ten auf sich hat, mit dem das Podest geschmückt war. Wölk infor­mier­te die Anwe­sen­den, dass er in jun­gen Jah­ren sei­ne ers­ten Spo­ren im Anti­fa-Hand­werk beim KB erlernt habe. Eben dafür ste­he auch der rote Ele­fant. Wei­ter führ­te er so kennt­nis­reich wie lek­tü­re­ge­übt aus, dass doch in der Regel Fest­schrif­ten und ent­spre­chen­de Fest­ak­te für ver­dien­te Professor*innen meist dazu dien­ten, dem oder der so Geehrte*n gewis­ser­ma­ßen durch die Blu­me zu bedeu­ten, dass es nun ein­mal gut sein soll mit wei­te­ren Publi­ka­tio­nen von ihnen. Von einer der­ar­tig ver­deck­ten Inten­ti­on habe er jedoch bei dem Ver­lauf der Vor­trä­ge auf die­ser Ver­an­stal­tung auch nicht das gerings­te ver­spürt. Er wol­le und wür­de dem auch gewiß nicht will­fah­ren. Für ihn gel­te in Zukunft in Bezug auch auf den Anti­fa­schis­mus das Mot­to, dass sich Her­bert Mar­cu­se auf den Grab­stein habe mei­ßeln las­sen: „wei­ter­ma­chen!

Was bleibt noch zu die­ser Ver­an­stal­tung zu sagen? Alle Anwe­sen­den hat­ten das gro­ße Glück an einer gol­de­nen Stun­de anti­fa­schis­ti­scher Intel­lek­tua­li­tät teilzunehmen.

Gideon Botsch, Fried­rich Bur­schel, Chris­toph Kop­ke und Felix Korsch (Hg): Rech­te Rän­der / Faschis­mus, Gesell­schaft und Staat, (Ver­bre­cher-Ver­lag) Ber­lin 2023