Im November 2021 jährt sich die Selbstenttarnung des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) zum zehnten Mal. Das durch eine Vielzahl von „Vertrauensleuten“ der Sicherheitsbehörden flankierte Terrornetzwerk der Nazi-KameradInnen hatte in der Zeit zwischen 1999 bis 2011 wenigstens neun Morde an Migranten und einen weiteren an einer Polizistin, drei Bombenanschläge und 15 Raub- und Banküberfälle mit zahlreichen zum Teil lebensgefährlich Verletzten in der Bundesrepublik verübt. Nach einem misslungenen Banküberfall von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in Eisenach am 4. November 2011 wurde das berüchtigte sogenannte Paulchen-Panther-Bekennervideo im Namen des NSU verbreitet. Ihre Kombattantin noch aus den Tagen der Jenaer Kameradschaft in den 1990er Jahren, Beate Zschäpe, verschickte es gemeinsam mit bislang noch unbekannten UnterstützerInnen an wenigstens 15 Adressen – darunter eines direkt im Kuvert ohne Briefmarken, eingeworfen in den Briefkasten der Nürnberger Nachrichten, adressiert an den Redakteur Herbert Führ.
Er setzt sich gerne in Szene, soviel steht fest. Bereits vor Prozessbeginn in einem langen Interview mit dem russischen Propagandasender RT Deutsch hatte Franco Albrecht die Möglichkeit sich als Opfer vieler Zufälle und Sachzwänge darzustellen. Und auch im Prozess, der nun fast 4 Jahre nach seiner Verhaftung endlich startet, sieht es so aus, als ob er diese unglaubliche Verharmlosung weiter durchziehen will.
Verstrickungen transparent machen und unhaltbare Narrative herausfordern: Gedenkdemo am 20. Februar 2021 in Neukölln zum Jahrestag des rassistischen Mordanschlags in Hanau
Nur wenige Monate nach der Aufdeckung des NSU, im Februar 2012 beschimpften in der Kleinstadt Mücheln (Sachsen-Anhalt) drei Neonazis ein Imbiss betreibendes Ehepaar in deren Restaurant rassistisch, während die zwölfjährige Tochter der beiden sich in einem Lagerraum versteckte. Die Täter drohten damit: sollte der Gastwirt den Imbiss nicht bis zu „Führers Geburtstag“ geschlossen haben, würde er als weiteres Opfer (im Kontext der Mordopfer des NSU in der Presse stehen. Dann brachten sie den Mann zu Boden und schlugen und traten auf ihn ein.
Eine Stimme, die begleitet von sanftem Wellenrauschen über die Bedeutung von Demokratie philosophiert, blutige Gewalt von Nazis und roher Sex. Der Film „Kriegerin“ liefert schon in den ersten fünf Minuten alles, was einen Hollywoodstreifen so richtig erfolgreich macht. Der rasante Einstieg ist der Auftakt für 100 Minuten Schockeinblick in die ostdeutsche Neonaziszene. Es sind Bilder die Gänsehaut verursachen, aber ob der holprigen Storyline auch ein wenig plakativ wirken. Und am Ende bleibt vor allem die Frage: Was soll ich daraus mitnehmen?
Leroy, die titelgebende Hauptfigur des Films, ist 17 Jahre alt, schwarz, gebürtiger Deutscher und hat einen coolen Afro. Auf die wohl platteste Weise (sie stoßen „aus Versehen“ auf der Straße zusammen) kommt er mit der hübschen Eva zusammen. Das Problem: Evas Familie besteht aus den übelsten Nazis, die natürlich nicht unbedingt begeistert von dem neuen Freund ihrer Schwester sind. Soviel zum Plot.
In der Phase des Überganges von der Apartheid in die Post-Apartheid-Ära nahmen gewalttätige rechte Aktionen in Südafrika zu. Bekanntes Beispiel ist die Ermordung von Chris Hani, Generalsekretär der Südafrikanischen Kommunistischen Partei (SACP) und Stabschef des Umkhonto weSizwe, dem bewaffneten Arm des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC). Am 10. April 1993 erschoss Janusz Waluś, ein 1986 in Südafrika eingebürgerter Pole, Hani vor seinem Wohnhaus in Boksburg. Mitten in der grundstürzenden Übergangsphase zu einem demokratischen Südafrika war es der Mord an Hani, der das Land an den Rand eines Bürgerkriegs brachte. Nur eine Fernsehansprache des nachmaligen Präsidenten Nelson Mandela und die relativ schnelle Aufklärung des Mordes konnten die aufgeheizten Gemüter nach dem Mord an dem populären Politiker beruhigen.
Mo Asumang wurde 1963 in Kassel als Tochter einer Deutschen und eines Ghanaers geboren. Sie wuchs bei ihrer Großmutter mütterlicherseits auf und findet später heraus, dass diese im Krieg als Schreiberin bei der Waffen-SS tätig war. Damit beginnt die Erzählung, die Asumang 2014 als persönliche Realität und eine Art auto-ethnographischen Dokumentarfilm auf die Leinwand bringt. Es ist ihre eigene Reise, eine symboltrunkene, die letztendlich mehr Fragen beantwortet als sie sich zu Anfang stellt: Was sind Arier und wo findet man sie?
Das brennende Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen 1992: Screenshot aus „Wir sind jung. Wir sind stark.“
Das Drama „Wir sind jung. Wir sind stark.“ (Regie: Burhan Qurbani) beleuchtet vor allem aus Sicht einer jugendlichen Clique die pogromartigen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen. Der stark besetzte deutsche Spielfilm beschränkt sich dabei auf die Darstellung eines einzigen Tages, des 24. August 1992, dessen Ereignisse relativ realitätsgetreu (aber mit fiktiven Personen) wiedergegeben werden.
Strammstehen zur Urteilsverkündung: André M. (Mitte) zwischen seinen Verteidigern Penneke (rechts) und Koch Foto: Gerichow
Vier Jahre Freiheitsstrafe lautet das Urteil im Prozess gegen André M., der seit April dieses Jahres auf der Anklagebank im Landgericht Berlin-Tiergarten saß. Zusätzlich wird die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet.
Blumen für die Holocaustleugnerin: Ursula Haverbeck ist in der „politischen Erwachsenenbildung“ tätig. Vor Gericht vertritt sie der notorische Wolfram Nahrath. Foto: Kim Winkler
92 Jahre und kein bisschen weise: Vor dem Amtsgericht Tiergarten begann Mitte November der Prozess gegen die notorische Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck. Angeklagt ist die Hochbetagte wegen Volksverhetzung. Sie muss sich nicht das erste Mal wegen eines solchen Vorwurfs verantworten. Erst Anfang November wurde sie aus einer zweijährigen Haft entlassen, die sie wegen mehrmaliger Leugnung des Holocaust antreten musste.