Verstrickungen transparent machen und unhaltbare Narrative herausfordern: Gedenkdemo am 20. Februar 2021 in Neukölln zum Jahrestag des rassistischen Mordanschlags in Hanau
Nur wenige Monate nach der Aufdeckung des NSU, im Februar 2012 beschimpften in der Kleinstadt Mücheln (Sachsen-Anhalt) drei Neonazis ein Imbiss betreibendes Ehepaar in deren Restaurant rassistisch, während die zwölfjährige Tochter der beiden sich in einem Lagerraum versteckte. Die Täter drohten damit: sollte der Gastwirt den Imbiss nicht bis zu „Führers Geburtstag“ geschlossen haben, würde er als weiteres Opfer (im Kontext der Mordopfer des NSU in der Presse stehen. Dann brachten sie den Mann zu Boden und schlugen und traten auf ihn ein.
Eine Stimme, die begleitet von sanftem Wellenrauschen über die Bedeutung von Demokratie philosophiert, blutige Gewalt von Nazis und roher Sex. Der Film „Kriegerin“ liefert schon in den ersten fünf Minuten alles, was einen Hollywoodstreifen so richtig erfolgreich macht. Der rasante Einstieg ist der Auftakt für 100 Minuten Schockeinblick in die ostdeutsche Neonaziszene. Es sind Bilder die Gänsehaut verursachen, aber ob der holprigen Storyline auch ein wenig plakativ wirken. Und am Ende bleibt vor allem die Frage: Was soll ich daraus mitnehmen?
Leroy, die titelgebende Hauptfigur des Films, ist 17 Jahre alt, schwarz, gebürtiger Deutscher und hat einen coolen Afro. Auf die wohl platteste Weise (sie stoßen „aus Versehen“ auf der Straße zusammen) kommt er mit der hübschen Eva zusammen. Das Problem: Evas Familie besteht aus den übelsten Nazis, die natürlich nicht unbedingt begeistert von dem neuen Freund ihrer Schwester sind. Soviel zum Plot.
In der Phase des Überganges von der Apartheid in die Post-Apartheid-Ära nahmen gewalttätige rechte Aktionen in Südafrika zu. Bekanntes Beispiel ist die Ermordung von Chris Hani, Generalsekretär der Südafrikanischen Kommunistischen Partei (SACP) und Stabschef des Umkhonto weSizwe, dem bewaffneten Arm des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC). Am 10. April 1993 erschoss Janusz Waluś, ein 1986 in Südafrika eingebürgerter Pole, Hani vor seinem Wohnhaus in Boksburg. Mitten in der grundstürzenden Übergangsphase zu einem demokratischen Südafrika war es der Mord an Hani, der das Land an den Rand eines Bürgerkriegs brachte. Nur eine Fernsehansprache des nachmaligen Präsidenten Nelson Mandela und die relativ schnelle Aufklärung des Mordes konnten die aufgeheizten Gemüter nach dem Mord an dem populären Politiker beruhigen.
Mo Asumang wurde 1963 in Kassel als Tochter einer Deutschen und eines Ghanaers geboren. Sie wuchs bei ihrer Großmutter mütterlicherseits auf und findet später heraus, dass diese im Krieg als Schreiberin bei der Waffen-SS tätig war. Damit beginnt die Erzählung, die Asumang 2014 als persönliche Realität und eine Art auto-ethnographischen Dokumentarfilm auf die Leinwand bringt. Es ist ihre eigene Reise, eine symboltrunkene, die letztendlich mehr Fragen beantwortet als sie sich zu Anfang stellt: Was sind Arier und wo findet man sie?
Das brennende Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen 1992: Screenshot aus „Wir sind jung. Wir sind stark.“
Das Drama „Wir sind jung. Wir sind stark.“ (Regie: Burhan Qurbani) beleuchtet vor allem aus Sicht einer jugendlichen Clique die pogromartigen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen. Der stark besetzte deutsche Spielfilm beschränkt sich dabei auf die Darstellung eines einzigen Tages, des 24. August 1992, dessen Ereignisse relativ realitätsgetreu (aber mit fiktiven Personen) wiedergegeben werden.
Strammstehen zur Urteilsverkündung: André M. (Mitte) zwischen seinen Verteidigern Penneke (rechts) und Koch Foto: Gerichow
Vier Jahre Freiheitsstrafe lautet das Urteil im Prozess gegen André M., der seit April dieses Jahres auf der Anklagebank im Landgericht Berlin-Tiergarten saß. Zusätzlich wird die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet.
Blumen für die Holocaustleugnerin: Ursula Haverbeck ist in der „politischen Erwachsenenbildung“ tätig. Vor Gericht vertritt sie der notorische Wolfram Nahrath. Foto: Kim Winkler
92 Jahre und kein bisschen weise: Vor dem Amtsgericht Tiergarten begann Mitte November der Prozess gegen die notorische Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck. Angeklagt ist die Hochbetagte wegen Volksverhetzung. Sie muss sich nicht das erste Mal wegen eines solchen Vorwurfs verantworten. Erst Anfang November wurde sie aus einer zweijährigen Haft entlassen, die sie wegen mehrmaliger Leugnung des Holocaust antreten musste.
Tagen im Provisorium: In der Biblioithek des Landgerichts Magdeburg wird das Attentat von Halle verhandelt Foto: Burschel
„Ich fühle mich in meiner Ehre als Antisemit verletzt, dass man mir das unterstellt!“ und „Ich glaube nicht an Verschwörungstheorien, die jüdische Weltverschwörung gibt es wirklich!“ So und ähnlich reagiert der Attentäter von Halle wütend auf die Vorstellung des psychiatrischen Gutachtens, dass am 18. Verhandlungstag des Halle-Prozesses der wichtigste Punkt auf der Tagesordnung ist.
Kundgebung vor dem Gerichtsgebäude in Frankfurt am Main, wo, das Oberlandesgericht den Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke verhandelt
Ahmed I. ist Nebenkläger im Prozess zum Mord an Walter Lübcke, der am 2. Juli 2019 im vergangenen Jahr von den beiden Angeklagten erschossen worden sein soll. Abends am 6. Januar 2016 stach mutmaßlich der Neo-Nazi Stephan E. dem aus dem Irak geflüchteten jungen Mann mit einem Messer in den Rücken. Ahmed I., zur Zeit des Anschlags auf sein Leben gerade einmal 20 Tage in Deutschland, vermutete damals schon einen rassistischen Tathintergrund. Die Polizei konnte jedoch damals keinen Täter ausfindig machen.