Die Forderungen der Hurenbewegung sind noch immer nicht umgesetzt

Von Mareen Heying

Zunächst möch­te ich PG Macio­ti für ihr sehr gutes Stand­punk­te-Papier dan­ken. Die Autorin ist äußerst gut infor­miert und weiß, wor­über sie schreibt – gera­de beim The­ma Sex­ar­beit ist das lei­der kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit. Im Gegen­teil. Men­schen lie­ben es, sich zu Pro­sti­tu­ti­on zu äußern, ohne auch nur im Ansatz zu wis­sen, wie sich das so genann­te «Rot­licht­mi­lieu» bestimmt und wie es den über­wie­gend weib­li­chen Sex­ar­bei­te­rin­nen geht. Und nein, es reicht nicht aus, einen Main­stream-Pres­se-Arti­kel gele­sen zu haben. Son­dern wer sich zu Sex­ar­beit äußert, soll­te sich mit den Posi­tio­nen der in der Pro­sti­tu­ti­on Täti­gen beschäf­ti­gen; durch Gesprä­che, das Lesen von Huren­zeit­schrif­ten und ‑büchern und durch genau­es Hin­hö­ren statt vor­schnel­ler mora­li­scher Bewer­tung. Wir Lin­ke glau­ben doch auch sonst nicht, was uns die Medi­en ver­kau­fen wol­len, war­um bei der Prostitution?

Wei­ter­le­sen „Die For­de­run­gen der Huren­be­we­gung sind noch immer nicht umgesetzt“

«Macht- und Gewaltausübung sind kein Kundenmerkmal»

Von Chris­tia­ne Howe

Pro­sti­tu­ti­on ist, wie auch PG Macio­ti in ihrem Bei­trag fest­stellt, ein sehr facet­ten­rei­ches und kom­ple­xes Feld. Nicht nur in Deutsch­land bestehen bis heu­te unter­schied­li­che ethi­sche Grund­hal­tun­gen zu die­ser Art der Tätig­keit. Kate­go­rien wie Men­schen­wür­de, indi­vi­du­el­le Hand­lungs­frei­heit, sexu­el­le Selbst­be­stim­mung sowie Gleich­be­rech­ti­gung von Mann und Frau wer­den hier in unter­schied­li­cher Wei­se inhalt­lich gefüllt und gegen­ein­an­der abgewogen.

Wei­ter­le­sen«Macht- und Gewalt­aus­übung sind kein Kundenmerkmal»“

Migration & Sexarbeit: Diskussionsforum

Die The­men Prostitution/Sexarbeit und Men­schen­han­del wer­den immer wie­der beson­ders erbit­tert dis­ku­tiert. Gleich­zei­tig ste­hen der­zeit auf meh­re­ren Ebe­nen poli­ti­sche Wei­chen­stel­lun­gen an. Das Euro­päi­sche Par­la­ment berät den Vor­schlag, nach dem Vor­bild Schwe­dens die Bestra­fung von Frei­ern in allen Mit­glieds­staa­ten ein­zu­füh­ren. In Deutsch­land wird im Herbst eine Ent­schei­dung zur Revi­si­on des Pro­sti­tu­ti­ons­ge­set­zes gefällt wer­den. Jüngst wur­de im Bun­des­rat eine Erlaub­nis­pflicht für Bor­del­le beschlos­sen. Ange­heizt wur­de die Debat­te vor eini­gen Mona­ten aber auch durch eine Kam­pa­gne der Zeit­schrift Emma, die Pro­sti­tu­ti­on mit Skla­ve­rei gleich­ge­setzt und eine Rück­nah­me des Pro­sti­tu­ti­ons­ge­set­zes (Pro­stG in Kraft seit 2002) for­der­te. Die Mei­nun­gen zu die­sen Ent­wick­lun­gen gehen auch inner­halb der gesell­schaft­li­chen und poli­ti­schen Lin­ken weit aus­ein­an­der. Zwi­schen der For­de­rung nach kate­go­ri­schem Ver­bot und einer unkri­ti­schen Pro-Pro­sti­tu­ti­ons-Hal­tung lie­gen vie­le ver­schie­de­ne Positionen.

Das im April 2014 von der Rosa-Luxem­burg-Stif­tung ver­öf­fent­lich­te «Standpunkte»-Papier mit dem Titel «Libe­ral zu sein reicht nicht aus» von PG Macio­ti hat zu zahl­rei­chen, stark von­ein­an­der abwei­chen­den Reak­tio­nen geführt. Aus die­se Anlass wird mit die­sem Blog wird ein mode­rier­tes Forum eröff­net, das Raum für Anmer­kun­gen, Aus­tausch und Dis­kus­si­on schafft und die Debat­te für eine wei­te­re Öffent­lich­keit erschließt. Ver­öf­fent­licht wer­den  Debat­ten­bei­trä­ge, die sich auf das Papier bezie­hen,  aber auch dar­über hin­aus­ge­hen­de Posi­tio­nen ein­neh­men kön­nen. Wir bit­ten wenn mög­lich um Bei­trä­ge in geschlech­ter­ge­rech­ter Sprache.

Die hier ver­tre­te­nen Posi­tio­nen sind indi­vi­du­el­le Mei­nungs­äu­ße­run­gen und geben nicht zwangs­läu­fig die Mei­nung des Redak­ti­ons­teams wieder.

Redak­ti­on: Koray Yıl­maz-Gün­ay, Refe­rent für Migra­ti­on; Dr. Eva Schä­fer, Refe­ren­tin für Geschlech­ter­ver­hält­nis­se; Katha­ri­na Pühl, Refe­ren­tin für femi­nis­ti­sche Gesell­schafts- und Kapi­ta­lis­mus­ana­ly­se; Lau­ra Bre­mert, Prak­ti­kan­tin Refe­rat femi­nis­ti­sche Gesell­schafts- und Kapi­ta­lis­mus­ana­ly­se;  Lukas Fuchs, Mit­ar­beit im Bereich Migra­ti­on der Aka­de­mie für Poli­ti­sche Bil­dung der Rosa-Luxemburg-Stiftung.