TORTU — Was vom Rassismus bleibt

„Asphyx“ von And­rei Cucu. Ein Werk in der Aus­stel­lung „AARC#1 — TORTU“, das ein­drück­lich ver­sucht, die kom­ple­xen Dyna­mi­ken von Ras­sis­mus sicht- und hör­bar zu machen

Wir wol­len eine Dis­kus­si­on zwi­schen Kunst und Poli­tik star­ten“, erklärt Sel­da Asal, die Grün­de­rin des Apart­ment Pro­jects in ihrer Eröff­nungs­re­de zur Aus­stel­lung „AARC#1 – TORTU“. In zwei Ber­li­ner Pro­jekt­räu­men  wer­den am letz­ten Juni-Wochen­en­de im Rah­men einer mul­ti­me­dia­len Aus­stel­lung sie­ben Arbei­ten prä­sen­tiert, die sich die gro­ße Fra­ge nach den Aus­wir­kun­gen von Ras­sis­mus stel­len – und per­sön­li­che Ant­wor­ten lie­fern.  Die bei­den Pro­jekt­räu­me — das Apart­ment Pro­ject in Neu­kölln und das Errant sound in Mit­te — könn­ten unter­schied­li­cher nicht sein: Geschlif­fe­ne Die­len und Stuck­de­cken in einem Hin­ter­hof in Ber­lin-Mit­te und kah­ler Beton­bo­den mit Indus­triechar­me in einer Neben­stra­ße der Son­nen­al­lee in Neu­kölln. Doch die Betreiber*innen der bei­den Räu­me ver­bin­det das gemein­sa­me Bedürf­nis, künst­le­ri­sche Ant­wor­ten zu fin­den auf ein poli­ti­sches The­ma. Ein The­ma, das in den letz­ten Mona­ten auch den gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Dis­kurs immer mehr in Atem hält. Des­halb grün­de­ten die Künstler*innen nach dem ras­sis­ti­schen Mas­sen­mord in Hanau im Febru­ar das „Artists against Racism col­la­bo­ra­ti­ve“ (AARC).

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120 Tage nach Hanau: Räume für Solidarität

Gedenk­stät­te vor der ehe­ma­li­gen Shi­sha-Lounge „Mid­night“ am Heu­markt. (Foto: Hei­ko Koch)

Ver­sio­ne italiana

Tra­duc­ción espaniola

Neun Men­schen mit (fami­liä­rer) Migra­ti­ons­ge­schich­te fan­den am 19. Febru­ar in Hanau einen gewalt­sa­men Tod. Ein 43-jäh­ri­ge Ras­sist erschoss sie und ver­wun­de­te zahl­rei­che wei­te­re Per­so­nen — zum Teil schwer. Am 19. Febru­ar betrat der Täter in der Hanau­er Innen­stadt gegen 22 Uhr zwei Loka­le in der Stra­ße „Am Heu­markt“ und erschoss drei Män­ner. In der Bar „La Vot­re“ den 33-jäh­ri­gen Wirt Kaloyan Vel­kov, in der Shi­sa-Lounge „Mid­night“ den 30-jäh­ri­gen Inha­ber Sedat Gür­büz und auf der Stra­ße den 34-jäh­ri­gen Fatih Sara­çoğ­lu. Anschlie­ßend fuhr er in den benach­bar­ten Stadt­teil Kes­sel­stadt. Auf dem Park­platz vor einem Hoch­haus am Kurt-Schu­ma­cher-Platz erschoss er Vili Vio­rel Păun. Con­ti­nue rea­ding „120 Tage nach Hanau: Räu­me für Solidarität“

Debatte: Antisemitismuskritik in der Pädagogik

Anti­se­mi­ti­sche Ideen und Äuße­run­gen sind gera­de wie­der erschre­ckend aktu­ell (hier Teilnehmer*innen einer „Hygie­ne­de­mos“). Die Fra­ge des päd­ago­gi­schen Umgangs damit natür­lich auch. Foto: Privat

Das Feld von Anti­se­mi­tis­mus­kri­tik und ‑bekämp­fung ist emo­tio­nal und poli­tisch hoch auf­ge­la­den. Im poli­ti­schen Dis­kurs sind man­che Ver­eindeu­ti­gun­gen und nor­ma­ti­ve Aus­sa­gen nach­voll­zieh­bar und in ein­zel­nen Fäl­len sogar not­wen­dig. Anti­se­mi­tis­mus kann durch Bil­dungs­maß­nah­men nicht abge­schafft wer­den. Was aber im Rah­men der Mög­lich­kei­ten liegt, ist Anti­se­mi­tis­mus „zu erken­nen, Empa­thie mit den Opfern her(zu)stellen sowie Gegen­stra­te­gien (zu) erpro­ben.“ (S.9) Ein sol­ches Bewusst­sein über die Gren­zen des­sen, was Bil­dungs­ar­beit leis­ten kann, liegt quer zu öffent­li­chen und poli­ti­schen Erwar­tun­gen an die Päd­ago­gik, wenn im Anschluss an als anti­se­mi­tisch wahr­ge­nom­me­ne Vor­fäl­le nach der päd­ago­gi­schen Feu­er­wehr geru­fen wird. Con­ti­nue rea­ding „Debat­te: Anti­se­mi­tis­mus­kri­tik in der Pädagogik“

#leavenoonebehind: Appelle verhallen ungehört

„Kin­der ret­ten“: Der Appell zum Schutz wenigs­tens der ver­letz­lichs­ten Grup­pen unter den an den EU-Außen­gren­zen gestran­de­ten Geflüch­te­ten ver­hallt bis­her unge­hört. Foto: Uwe Hiksch

Die Bun­des­re­gie­rung hat nicht den poli­ti­schen Wil­len Men­schen in Not zu hel­fen!“, beginnt Tareq Alaows von der See­brü­cke sein State­ment auf einer Online-Pres­se­kon­fe­renz, die die See­brü­cke  gemein­sam mit Pro Asyl und den Lan­des­flücht­lings­rä­ten vor weni­gen Tagen aus­ge­rich­tet hat. Unter dem Titel „Nie­mand darf zurück­ge­las­sen wer­den“ berich­te­ten Vertreter*innen die­ser Orga­ni­sa­tio­nen und ein Bewoh­ner der Gemein­schafts­un­ter­kunft in Hen­nings­dorf (Ober­ha­vel) über die Situa­ti­on und die Per­spek­ti­ven von Geflüch­te­ten in Deutsch­land und an den euro­päi­schen Außen­gren­zen. Con­ti­nue rea­ding „#lea­ve­noone­be­hind: Appel­le ver­hal­len ungehört“

Sammellager: Rassistisches Corona-Handling

Rech­te von Geflüch­te­ten? „Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen“

Die Berich­te aus und über Unter­künf­ten für Geflüch­te­te aus ver­schie­de­nen Tei­len Deutsch­lands zeich­nen alle ein ähn­li­ches Bild: In vie­len Sam­mel­la­gern ist die Situa­ti­on für die Men­schen vor Ort nach wie vor kata­stro­phal. Wir berich­te­ten bereits Mit­te April dar­über: Min­dest­ab­stän­de kön­nen auf­grund der Enge, man­gel­haf­ter Gemein­schafts­toil­let­ten und geteil­ter Wohn­räu­me nicht ein­ge­hal­ten wer­den und füh­ren zu rasan­ten Aus­brei­tungs­ket­ten mit dem SARS-CoV-2-Virus. Feh­len­de und vor­ent­hal­te­ne Infor­ma­tio­nen bzw. deren Über­set­zung bedeu­ten außer­dem  eine enor­me psy­chi­sche Belas­tung für vie­le Bewohner*innen. Ihnen wird dabei regel­mä­ßig jeg­li­che Hand­lungs­mög­lich­keit und Ent­schei­dungs­frei­heit entzogen.

Con­ti­nue rea­ding „Sam­mel­la­ger: Ras­sis­ti­sches Corona-Handling“