Projekttag mit Nazi: Intervention im Hamburger Schulskandal

Eine het­ze­ri­sche Ver­tei­di­gungs­re­de des natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Rechts­an­walts Alfred Holl aus dem Jahr 1924, auf die sich Wolf ohne Abstri­che beruft. Für die Schul­be­hör­de offen­bar kein Problem.

Nach den Aus­ein­an­der­set­zun­gen an zwei Ham­bur­ger Schu­len zum anti­fa­schis­ti­schen Enga­ge­ment eini­ger ihrer Schü­ler war es am Hele­ne-Lan­ge-Gym­na­si­um mit Bil­li­gung der Schul­be­hör­de zu einer Vor­trags­ver­an­stal­tung des AfD-Poli­ti­kers und Mit­glieds der Bür­ger­schaft, Alex­an­der Wolf, gekom­men. Dass Wolf ein lupen­rei­ner Nazi mit enthu­si­as­ti­schen Bezü­gen zum Natio­nal­so­zia­lis­mus ist, war dabei kein Hin­de­rungs­grund. Ein erschüt­tern­des Bei­spiel für ver­scho­be­ne und ver­schro­be­ne Sag­bar­keits­gren­zen, aus der Feder eines Schü­ler­va­ters, des Poli­to­lo­gen Dr. Mar­kus Mohr.

Nie wieder eine Plattform für den Burschenschaftler Alexander Wolf am Helene Lange Gymnasium und auch nicht anderswo!

Einen exklu­si­ven Auf­tritt in der Schul­klas­se 10c des Hele­ne-Lan­ge-Gym­na­si­ums (HLG) zum soge­nann­ten Euro­pa­tag am Diens­tag 26. März 2019 ver­schaff­te dem AfD-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den in der Ham­bur­ger Bür­ger­schaft Dr. Alex­an­der Wolf die Schul­be­hör­de unter Lei­tung von Schul­se­na­tor Ties Rabe zusam­men mit dem HLG-Schul­lei­ter Hol­ger Mül­ler: Extre­mis­mus und Men­schen­rech­te. Eben das wur­de über erklär­ten Wider­spruch und einer Anti­fa-Kund­ge­bung mit der Andro­hung von Haus­ver­bo­ten und einem Poli­zei­ein­satz vor dem HLG erfolg­reich durch­ge­setzt. Der Wolf-Auf­tritt hat sowohl in der Schu­le wie auch in der Öffent­lich­keit erheb­li­chen Unwil­len aus­ge­löst: Noch am glei­chen Tag wur­de von dem Spre­cher der Schul­be­hör­de Peter Albrecht öffent­lich ver­brei­tet: „Wir wür­den nie­mals Ver­tre­ter einer Par­tei als Red­ner ver­mit­teln. Nicht von der AfD und auch nicht von ande­ren Par­tei­en“ (Welt v. 25.3.2019). Eine Lüge, wie man heu­te weiß. Der wei­sungs­ab­hän­gi­ge Schul­lei­ter Mül­ler hat sein Vor­ge­hen in der Cau­sa Wolf in einem Offe­nen Brief an die Schul­öf­fent­lich­keit gerecht­fer­tigt. Zugleich hat er dar­in dazu ein­ge­la­den an die­ser Debat­te mit Anre­gun­gen, Fra­gen, aber auch Kri­tik teil­zu­neh­men. Die­ser Bit­te will ich als Vater zwei­er Schul­kin­der am HLG ger­ne nach­kom­men. Bezie­hen kann ich mich dabei auch auf eine Aus­sa­ge von Schul­se­na­tor Rabe in einer Sit­zung des Schul­aus­schus­ses der Ham­bur­ger Bür­ger­schaft am 30. April: Er beklag­te dort die gro­ße Ver­un­si­che­rung die im Leh­rer­kol­le­gi­um des HLG nach dem enga­gier­ten Anti­fa-Pro­test gegen den Wolf-Auf­tritt ent­stan­den sein soll, wel­che Poli­ti­ker man denn in Zukunft noch ein­la­den kann. Mit der fol­gen­den Stel­lung­nah­me möch­te ich zu einer Ver­sach­li­chung der Dis­kus­si­on beitragen.

Auf sei­ner Home­page lis­tet Wolf von sei­ner Geburt bis zu sei­nem Beruf sie­ben Punk­te aus sei­nem Lebens­lauf auf und benennt zwei „Mitgliedschaften/Aktivitäten“, dar­un­ter sei­ne Mit­glied­schaft im Bund der Steu­er­zah­ler. Mit­te Febru­ar 2015 deck­te das Ham­bur­ger Abend­blatt (HAB) die von Wolf ver­schwie­ge­ne Mit­glied­schaft in der völ­kisch-nazis­ti­schen Bur­schen­schaft Danu­bia auf, in der er seit 1989 aktiv ist. Dem Bericht ist wei­ter zu ent­neh­men, dass Wolf 1989 auch zu den Grün­dern des Repu­bli­ka­ni­schen Hoch­schul­ver­ban­des (RHV) gehört und die­sem eine Zeit lang vor­steht. Die­se Grup­pie­rung ist eine Unter­glie­de­rung der von dem ehe­ma­li­gen SS-Mann Franz Schön­hu­ber geführ­ten Par­tei Die Repu­bli­ka­ner. Mit dem Ende sei­nes Stu­di­ums 1994 sei der dann in der in Mün­chen ansäs­si­gen Bur­schen­schaft zu den soge­nann­ten „Alten Her­ren“ über­ge­wech­selt, bei denen er nach 1998 für eine Amts­zeit den Vor­sitz des Alt­her­ren­ver­bands der Danu­ben aus­ge­übt habe. Das Abend­blatt lässt Wolf selbst zu Wort kom­men: „Aus­tre­ten aus der extrem rech­ten Ver­bin­dung möch­te er heu­te den­noch nicht. Eine Bur­schen­schaft sei wie eine Fami­lie, da müss­ten die Älte­ren auf die Jün­ge­ren auf­pas­sen, sagt Wolf.“ (HAB online v. 12.2.2015)

Frei in Rede – Kühn in Tat“ — Zur Geschichte der Burschenschaft Danubia

Nimmt man die 1998 vom dem Danu­ben und dem Funk­tio­när der Par­tei die Repu­bli­ka­ner Hen­ning Len­the ver­öf­fent­lich­te zwei­bän­di­ge Chro­nik der Bur­schen­schaft Danu­bia „Frei in Rede – Kühn in Tat“ zur Hand, so erweist sich, dass es sich bei die­ser Grup­pie­rung um eine der aller­ers­ten Adres­sen in der Geschich­te des deut­schen Faschis­mus im 20. Jahr­hun­dert han­delt. Die Chro­nik rühmt die Tat des Danu­ben Alfons Hau­er, der 1919 dem Mör­der des bay­ri­schen Minis­ter­prä­si­den­ten Kurt Eis­ner, dem Gra­fen Arco-Val­ley „mit einem Trick aus der Haft der roten Gar­den” befreit haben soll. Vie­le Danu­ben hät­ten dem Frei­korps Epp ange­hört kann man dar­in lesen, dass mit sei­nen Mit­glie­dern Ernst Röhm, Rudolf Heß, Edu­ard Dietl usw. als eine zen­tra­le Geburts­zel­le des frü­hen Natio­nal­so­zia­lis­mus gilt. In der Chro­nik liest man auch den knap­pen Hin­weis, dass sich der Bun­des­bru­der Dr. Holl im Jah­re 1923 „als Straf­ver­tei­di­ger“ in „eine Per­son der Zeit­ge­schich­te“ ver­wan­delt haben soll. Um was mag es dabei han­deln, fragt man sich, da es dazu in der Chro­nik kei­ne wei­te­re Auf­klä­rung gibt. Durch eine Recher­che andern­orts kann man in Erfah­rung brin­gen, dass es sich hier um den Flie­ger­of­fi­zier Dr. jur. Alfred Holl han­delt, (1883 – 1966) der sich als Rechts­an­walt mit einem mar­kan­ten Plä­doy­er im Pro­zess um den Hit­ler-Putsch vom 9. Novem­ber 1923 für sei­nen Man­dan­ten Dr. Fried­rich Weber her­vor­tat. In dem gedruckt vor­lie­gen­den Plä­doy­er vom 22. März 1924 macht der Danu­be Holl dabei aus sei­nem Her­zen kei­ne Mör­der­gru­be: Unter Beru­fung auf sei­nen „Freund Hit­ler“ setzt er sich für die Put­schis­ten als „Män­ner“ ein, die vor allem „den Welt­ver­brü­de­rungs­teu­fel, die mar­xis­ti­sche Bewe­gung, den Pazi­fis­mus, den über­spann­ten Föde­ra­lis­mus, das Juden­tum als Fäul­nis­er­re­ger im Volks­le­ben, die von einem Juden ver­fass­te und daher undeut­sche Wei­ma­rer Ver­fas­sung, das par­la­men­ta­ri­sche Sys­tem mit sei­ner öden Mehr­heits­an­be­tung, den volks­zer­stö­ren­den Klas­sen­kampf und die Inter­na­tio­na­le in jeder Form“ bekämp­fen. Eben die­se beschrieb er als eine völ­ki­sche Sturm­trup­pe für ein „bra­ves Volk“ das „mit ganz gesun­dem Emp­fin­den (…) die ers­ten Maß­nah­men (…) gegen das ver­hass­te Ber­li­ner Regi­ment der Juden, Mar­xis­ten, Demo­kra­ten und Pazi­fis­ten“ begrüß­ten. In der Chro­nik kann man aber lesen, dass es der Alte Herr der Bur­schen­schaft Holl selbst gewe­sen ist, der dann im Dezem­ber 1933 mit dafür sorgt, dass einer der frü­hes­ten Gefolgs­leu­te Hit­lers und der spä­ter jah­re­lang als Staats­se­kre­tär im Goeb­bels-Minis­te­ri­um für Volks­auf­klä­rung und Pro­pa­gan­da amtie­ren­de Herr­mann Esser in die Danu­bia auf­ge­nom­men wird. Froh gestimmt und offen­her­zig heißt es hier in der 1998 gedruck­ten Chro­nik, dass der „per­sön­lich (als) ein inte­grer Mann“ beschrie­be­ne Anti­se­mit Esser „die natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Pro­mi­nenz in unse­ren Rei­hen“ ver­grö­ßert habe. In der Chro­nik wird auch die soge­nann­te „Juden­fra­ge“ direkt ange­spro­chen. Ohne wei­te­re Erläu­te­run­gen wird auf einen Grund­satz­be­schluss der Deut­schen Bur­schen­schaft (DB) aus dem Jah­re 1920 ver­wie­sen, in dem man „die Auf­nah­me von Juden und Juden­stämm­lin­gen aus­nahms­los“ ableh­ne, und sich dazu ver­pflich­tet die Mit­glie­der der Bur­schen­schaft „so zu erzie­hen, das eine Hei­rat mit einer jüdi­schen oder far­bi­gen Frau aus­ge­schlos­sen ist und daß in einem sol­chen Fal­le das betref­fen­de Mit­glied aus­schei­det.“ Folgt man der Danu­bia-Chro­nik wei­ter, so muss die Epo­che des Natio­nal­so­zia­lis­mus auch aus der Rück­schau im Jah­re 1998 eine schö­ne Zeit gewe­sen sein. Dar­auf ver­weist eine ohne Rela­ti­vie­run­gen gebrauch­te unmiss­ver­ständ­li­che For­mu­lie­rung, in der schnör­ke­l­os dazu auf­for­dert wird, sich dar­an zu erin­nern, „dass das dama­li­ge Groß­deutsch­land zwar ein schö­ner, aber auch sehr kur­zer Traum“ gewe­sen sein soll.

Danubia — Frei- und Rückzugsraum für Nazi-Totschläger und Nazi-Intellektuelle

Nach der Befrei­ung vom Faschis­mus am 8. Mai 1945 wur­de die Danu­bia zunächst von den Besat­zungs­be­hör­den ver­bo­ten. Einer Lizen­sie­rung als Ver­ein stan­den „unüber­wind­li­che Schwie­rig­kei­ten gegen­über“ wie es in der Chro­nik heißt. Die „alten Her­ren, die im Geis­te trotz Krieg und Nach­kriegs­not jung geblie­ben“ sei­en, waren mit dem „zen­tra­len Pro­blem“ der Ent­na­zi­fi­zie­rung kon­fron­tiert. O‑Ton Chro­nik: „Es gab fast kei­nen, der nicht Mit­glied der Par­tei oder einer ihrer Unter­glie­de­run­gen war. Dar­in lag auch die Schwie­rig­keit, die Danu­bia in einer zeit­ge­mä­ßen Form wie­der zu errich­ten.“ Aber schon im Juni 1954 konn­te Bun­des­bru­der Dr. Jur. Holl nach der Wie­der­grün­dung 1949 auf dem Bur­schen­tag in Regens­burg auf der zen­tra­len Kund­ge­bung an der Wall­hal­la unter gro­ßem Jubel die Fest­re­de auf dem Kom­mers halten.

Ende 1957 erwarb die Bur­schen­schaft ihr Haus in der Mün­che­ner Möhl­stra­ße 21. In der Chro­nik wird dem „Danu­ben­haus“ auch ein zwei­sei­ti­ger Abriss gewid­met, ohne natür­lich die Vor­be­sit­zer, die jüdi­schen Ehe­leu­te Juli­us und Lui­se Kauf­mann zu erwäh­nen, von denen das Haus im Jah­re 1938 „ari­siert“ wur­de. In die­sem Haus wur­de dann am 15. Juli 1961 die Bur­schen­schaft­li­che Gemein­schaft (BG), bestehend aus 42 deut­schen und öster­rei­chi­schen Bur­schen­schaf­ten, gegrün­det. In dem Grün­dungs­pro­to­koll bekennt sich die BG „zum volks­tums­be­zo­ge­nen Vater­lands­be­griff“ und bezieht sich posi­tiv auf ein „Groß­deutsch­land“ in den Gren­zen vom 1. Sep­tem­ber 1939. Ganz in die­sem Geist unter­stütz­ten auch Danu­ben ter­ro­ris­ti­sche Aktio­nen gegen die Repu­blik Ita­li­en in Süd­ti­rol. In den 1970er Jah­ren gilt die Danu­bia als die Kader­schmie­de für den Natio­nal­de­mo­kra­ti­schen Hoch­schul­bund der NPD. Ihr Haus dien­te am 21. Juli 1977 als Unter­schlupf für ein Roll­kom­man­do der Natio­nal­de­mo­kra­ti­schen Par­tei Deutsch­lands (NPD). Auf Anfor­de­rung der Danu­bia war damals unter der Füh­rung des NPD-Aktivs­ten Max Ker­scher eine 15 bis 20 Mann star­ke Trup­pe gewalt­be­rei­ter Schlä­ger aus Regens­burg nach Mün­chen gereist. Die Schlä­ger dien­ten der Danu­bia dazu, um vor der Uni-Men­sa auf ver­meint­lich lin­ke Stu­den­ten ein­prü­geln zu las­sen. In einem zwei Jah­re spä­ter dazu anbe­raum­ten Straf­pro­zess vor einer Kam­mer des Land­ge­richt Mün­chen I wur­de nach der Anhö­rung von 50 Zeu­gen der Hin­ter­grund und das gan­ze Aus­maß der 20 Minu­ten lang anhal­ten­den Prü­gel­or­gie deut­lich. Elf Stu­den­ten wur­den dabei zum Teil schwer ver­letzt. In dem Urteil steht nach­zu­le­sen: „Es wur­de ver­ein­bart, dass Fahrt­kos­ten ersetzt und Ver­pfle­gung von der Danu­bia gestellt wür­den.“ Nach der Prü­gel­or­gie zogen sich die Schlä­ger wie zuvor abge­spro­chen in das Danu­ben­haus zurück. Das Urteil ver­merkt dazu, dass die Schlä­ger­grup­pe mit „Cola, Essen und Ziga­ret­ten“ ver­sorgt und eine „Manö­ver­kri­tik“ abge­hal­ten wur­de. Spä­ter bedank­te sich die Danu­bia schrift­lich für den „tap­fe­ren Ein­satz“. Alle fünf Ange­klag­ten wur­den am 3. August 1979 wegen schwe­ren Land­frie­dens­bru­ches bezie­hungs­wei­se gefähr­li­cher Kör­per­ver­let­zung zu Haft­stra­fen ohne Bewäh­rung ver­ur­teilt. (Az. 6 KLS 113 Js 461077)

Im Mai 1989 wur­de in dem Haus der Danu­bia der Repu­bli­ka­ni­sche Hoch­schul­ver­band (RHV) aus der Tau­fe geho­ben. Für die kom­men­den Mona­te fun­gie­ren Hans-Ulrich Kopp, der 1998 für die Danu­bia-Chro­nik von Len­the den Geleit-Text ver­fas­sen soll­te, Alex­an­der von Schrenck-Not­zing und Alex­an­der Wolf als sei­ne Spre­cher. Ziel die­ser Stu­den­ten­grup­pie­rung war es, die neo­fa­schis­ti­sche Par­tei „Die Repu­bli­ka­ner“ unter der Lei­tung des SS-Man­nes Schön­hu­ber zu „intel­lek­tua­li­sie­ren.“ In dem dafür Ende Okto­ber 1989 ver­öf­fent­lich­ten Hoch­schul- und Bil­dungs­po­li­ti­schen Pro­gramm wird Klar­text gespro­chen: Gleich im ers­ten Satz wird das „Recht des deut­schen Vol­kes auf (…) (die) Bewah­rung sei­ner natio­na­len Iden­ti­tät“ in Wider­spruch zu der „unter huma­ni­tä­ren Vor­wän­den ange­streb­ten Ver­wirk­li­chung der mul­ti­kul­tu­rel­len Gesell­schaft“ pro­kla­miert. Aus der Sicht des RHV steht die „Erzie­hung zu ‘Anti­fa­schis­mus’, ‘Anti­ras­sis­mus’ und ‘Anti­mi­li­ta­ris­mus’««<“ dem Anspruch auf „Frei­heit und Wis­sen­schaft“ ent­ge­gen. Natür­lich spricht man sich gegen „Gleich­ma­che­rei“ und für eine „Eli­ten­för­de­rung“ mit einem „wei­ten Hori­zont“ aus. Der RHV mach­te ein „voll­stän­di­ges und zusam­men­hän­gen­des Geschichts­bild” gel­tend und schluss­fol­ger­te dar­aus das – wie er for­mu­lier­te – „Ende der fächer­über­grei­fen­den eben­so ein­sei­ti­gen wie pene­tran­ten Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung an unse­ren Schu­len.“ Und dazu wur­de von dem RHV die kla­re und unmiss­ver­ständ­li­che Ansa­ge gemacht, dass die „poli­ti­sche und sozia­le Iden­ti­täts­fin­dung des Her­an­wach­sen­den deut­schen Staats­bür­gers (…) nicht auf Voka­beln wie >Ausch­witz< und >Lidi­ce< redu­ziert wer­den“ sol­le. Und aus­ge­rech­net zu die­sen Lei­chen­hau­fen fiel dem RHV unmit­tel­bar der Merk­satz ein: „Die posi­ti­ven Errun­gen­schaf­ten der deut­schen Geschich­te und Geis­tes­ge­schich­te sind als sol­che darzustellen.“

Der RHV bestand etwa ein Jah­re bevor er sich im Früh­jahr 1990 nach Zer­würf­nis­sen mit der Par­tei der Repu­bli­ka­ner auf­lös­te. Die wesent­li­chen Protag­nis­ten wie Wolf und Kopp trans­for­mier­ten sich spä­tes­tens von da in das auf­stre­ben­de Zei­tungs­pro­jekt Jun­ge Frei­heit. Der Grün­der und heu­ti­ge Chef­re­dak­teur Die­ter Stein war sel­ber Akti­vist im RHV-Orts­ver­band Frei­burg. Die­se von Beginn an durch das Milieu der Bur­schen­schaf­ten viel­fäl­tig geför­der­te Zei­tung ver­folgt seit nun­mehr drei Jahr­zehn­ten das Pro­jekt eines völ­ki­schen Natio­na­lis­mus. Hier agiert Wolf und orga­ni­siert seit 30 Jah­ren sei­ne Kon­tak­te. Wolf lernt eine Viel­zahl von Nazis per­sön­lich ken­nen, so gut wie allen Nazis in die­sem Land ist der AfD-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de in der Ham­bur­ger Bür­ger­schaft wohlbekannt.

Par­al­lel zum Enga­ge­ment von Wolf für die Jun­ge Frei­heit ent­wi­ckeln sich die seit dem Ende der 1980er Jah­re von der Bur­schen­schaft Danu­bia eta­blier­ten soge­nann­ten Bogen­hau­se­ner Gesprä­che über die Jah­re zu einem Stell­dich­ein von Nationalsozialist*innen, Holocaustleugner*innen und Geschichtsrevisionist*innen aller Cou­leur (Micha­el Wal­ker, Wil­helm Stäg­lich, Horst Mahler, Ernst Nol­te, Hell­mut Diwald, Heinz Magen­hei­mer, der ehe­ma­li­ge NPD-Bun­des­vor­sit­zen­de Gün­ther Deckert, Hans-Hel­muth Knüt­ter und schwin­del­erre­gend vie­le mehr). Auf ihrer Home­page bewirbt die Danu­bia die Ver­an­stal­tun­gen mit dem Hin­weis, dass die Refe­ra­te ihren Mit­glie­dern das „not­wen­di­ge Rüst­zeug“ lie­fern sol­len, sich gegen den „herr­schen­den Zeit­geist“ zu stel­len. Nach Aus­kunft der Bay­ri­schen Staats­re­gie­rung wer­den die „Ver­an­stal­tun­gen der Mün­che­ner Bur­schen­schaft Danu­bia (…) nach eige­ner Dar­stel­lung von ‘unse­ren jun­gen Bun­des­brü­dern in eige­ner Regie’ orga­ni­siert. Die soge­nann­ten ‘Alten Her­ren’ ste­hen dabei unter­stüt­zend zur Sei­te, außer­dem gewäh­ren die ‘Alten Her­ren’ Hil­fe und Unter­stüt­zung wäh­rend des Stu­di­ums.“ (Bay. Land­tag Drs. 179235 v. 22.1.2016)

Am 13. Janu­ar 2001 wur­de in dem Danu­ben­haus dem poli­zei­lich bekann­ten 19-jäh­ri­gen Neo­na­zi Chris­toph Schul­te Unter­schlupf gewährt, unmit­tel­bar nach­dem die­ser als Haupt­tä­ter aus einer Grup­pe von etwa 50 Neo­na­zis her­aus den 31-jäh­ri­gen Arte­mi­os T. halb tot geprü­gelt hat­te. Der ras­sis­tisch moti­vier­te Über­fall, für den Schul­te spä­ter zu fünf Jah­ren Gefäng­nis ver­ur­teilt wur­de, ereig­ne­te sich aus einer Geburts­tags­fei­er her­aus, die gemein­sam von dem Mit­glied der Danu­bia Rei­ner Mehr und Mar­tin Wie­se orga­ni­siert wur­de. Der Kame­rad des Danu­ben Mehr, der Rechts­ter­ro­rist Wie­se, wird im Sep­tem­ber 2003 im Zusam­men­hang mit einem geplan­ten Spreng­stoff­an­schlag auf die Grund­stein­le­gung des neu­en Jüdi­schen Kul­tur­zen­trums am 9. Novem­ber 2003 in Mün­chen fest­ge­nom­men und spä­ter dafür zu einer Frei­heits­stra­fe von sie­ben Jah­ren ver­ur­teilt. Der bay­ri­sche Innen­mis­ter Beck­stein sprach damals von einer „Brau­nen Armee Fraktion“.

Im Juni 2001 mach­te ein Fern­seh­team Auf­nah­men in dem Danu­ben­haus in der Möhl­stra­ße in Bogen­hau­sen. In der Süd­deut­schen Zei­tung (SZ) stand dazu zu lesen, dass „ein Mit­glied des Dreh­teams Hit­lers ‘Mein Kampf’ (druck­frisch) aus dem Regal (fisch­te). Im Ein­band fand er die Wid­mung ‘Für den lie­ben Georg zum 19. Geburts­tag’, dane­ben das Danu­bia-Zei­chen. An den Wän­den hin­gen Land­ser-Fotos aus dem Zwei­ten Welt­krieg, ‘ange­deu­te­te Haken­kreu­ze’ und Paro­len wie die­se: ‘Es ist die größ­te Ehre für das Vater­land zu ster­ben’ samt hym­ni­scher Wür­di­gung des anti­se­mi­ti­schen Nazi-Dich­ters Kol­ben­he­yer.“ (SZ v. 28.6.2001). Auch in die­ser Zeit übt Alex­an­der Wolf den Vor­sitz der Alten Her­ren in die­ser Bur­schen­schaft aus. Die im Juni 2001 auf­ge­deck­te Affä­re um die Unter­stüt­zung eines Nazi-Tot­schlä­gers mach­te erneut offen­bar, dass die Danu­bia für Nazis aller Cou­leur auch als ein logis­ti­scher Rück­zugs­raum dien­te. Den Alten Her­ren Wolf moti­vier­te eben das dazu, sei­ne in die Öffent­lich­keit gera­te­ne Bur­schen­schaft umsich­tig zu ver­tei­di­gen. Aus einer von Wolf gemein­sam mit dem dama­li­gen Danu­bia Spre­cher Sascha Jung ver­fass­ten, unda­tier­ten Stel­lung­nah­me, ver­mut­lich aus dem Früh­som­mer des Jah­res 2005, geht her­vor, wie sie dazu raten, Gegen­dar­stel­lungs­an­sprü­che gegen eine unlieb­sa­me Pres­se­be­richt­erstat­tung in Angriff zu nehmen.

Es soll­ten auch die Umtrie­be der Danu­bia sein, die dafür sorg­ten, dass der SPD-Par­tei­vor­stand im März 2006 beschloss eine Mit­glied­schaft in der SPD mit der Mit­glied­schaft in der ein­deu­tig als bio­lo­gis­tisch, völ­kisch und groß­deutsch aus­ge­rich­te­ten Bur­schen­schaft­li­chen Gemein­schaft und damit auch in der Danu­bia für unver­ein­bar zu erklä­ren. (SPIE­GEL-Online v. 28.3.2006)

Die nazis­tisch pro­fi­lier­ten poli­ti­schen Mar­kie­run­gen der Danu­bia las­sen sich bis in die jüngs­te Gegen­wart nach­ver­fol­gen: 2015 publi­ziert der Danu­be Fred Dus­wald für die öster­rei­chi­sche Zeit­schrift Die Aula einen Text unter der Über­schrift „Maut­hau­sen-Befrei­te als Mas­sen­mör­der“ und führt wei­ter aus, dass die KZ-Insas­sen nach ihrer Befrei­ung zu einer „Land­pla­ge“ gewor­den sei­en, was „nur noch von KZ-Feti­schis­ten“ bestrit­ten wer­de. Die befrei­ten „Kri­mi­nel­len“ sei­en „rau­bend und plün­dernd, mor­dend und schän­dend“ umher­ge­zo­gen, und hät­ten mit sowje­ti­schen Sol­da­ten „in der Bege­hung schwers­ter Ver­bre­chen“ gewett­ei­fert. (sz​.de v. 5.10.2015) Mit­te Mai 2017 wird aus dem Ver­tei­di­gungs­aus­schuss des Bun­des­ta­ges bekannt, dass der Mili­tä­ri­sche Abschirm­dienst (MAD) Hin­wei­se ver­folgt, dass der ter­ror­ver­däch­ti­ge Ober­leut­nant Fran­co A. Kon­tak­te auch zu eini­gen Stu­den­ten aus der Bur­schen­schaft Danu­bia unter­hal­ten haben soll. (FAZ​.NET v. 17.5.2017)

Ja, durch unsre Fäuste fällt …“ — Wolf gedenkt dem Hitlerjungen Quex

In einem Gespräch mit dem Ham­bur­ger Abend­blatt vom Febru­ar 2015 hat­te Wolf noch sein aktu­el­les Enga­ge­ment als älte­rer Herr der Danu­ben mit dem Hin­weis camou­fliert, dass er es selbst gewe­sen sei, „der das Bekennt­nis zur demo­kra­ti­schen Grund­ord­nung bei der Auf­nah­me in die Bur­schen­schaft durch­ge­setzt“ habe. In der rund 750 Sei­ten umfas­sen­den Danu­bia-Chro­nik fin­det sich dazu auch nicht der gerings­te Hin­weis. Seit dem Novem­ber 2017 ist jedoch belegt, dass Wolf 1994 anläss­lich des 49. Jah­res­ta­ges des Kriegs­en­des in klei­ner Auf­la­ge und ohne ISBN-Num­mer für sei­ne Bur­schen­schaft ein Lie­der­buch mit dem Titel „Schlacht­ruf – Natio­na­le Lie­der“ her­aus­ge­ge­ben hat. Auf dem Umschlag prangt ein Adler und im Heft fin­det sich eine Viel­zahl von Nazi­lie­dern. Dar­un­ter auch die Hym­ne der Hit­ler­ju­gend „Uns­re Fah­ne flat­tert uns vor­an“, mit der wäh­rend der Nazi­zeit Sol­da­ten und Jugend­li­che auf die völ­ki­sche Ideo­lo­gie ein­ge­schwo­ren wur­den. Das Lied stammt von dem vom Inter­na­tio­na­len Mili­tär­ge­richts­hof in Nürn­berg als Haupt­kriegs­ver­bre­cher ver­ur­teil­ten Reichs­ju­gend­füh­rers Bal­dur von Schi­rach. Es wur­de in dem im Sep­tem­ber 1933 urauf­ge­führ­ten Pro­pa­gan­da­film Hit­ler­jun­ge Quex Unter­ti­tel: „Ein Film vom Opfer­geist der deut­schen Jugend“, das ers­te Mal ver­brei­tet. Text­zei­len die­ses Lie­des: „Deutsch­land, du wirst leuch­tend ste­hen, mögen wir auch unter­ge­hen (…) Wir sind der Zukunft / Sol­da­ten. Jugend! Jugend! / Trä­ger der kom­men­den Taten / Ja, durch uns­re Fäus­te fällt / Wer sich uns entgegenstellt.“

Zu der Zeit der Publi­ka­ti­on war Wolf so alt wie Bal­dur von Schi­rach bei Amts­an­tritt als Reichs­ju­gend­füh­rer im Jah­re 1933 und hat­te sein ers­tes juris­ti­sches Staats­examen abge­legt und war sich der Pro­ble­ma­tik der Straf­ver­fol­gung von NS-Pro­pa­gan­da bewusst. In gewief­ter Dik­ti­on erklärt er: „Auf his­to­risch-kri­ti­sche Kom­men­tie­run­gen glaubt der Her­aus­ge­ber guten Gewis­sens ver­zich­ten zu kön­nen: die Tex­te spre­chen für sich selbst“, und greift im Vor­wort zu dem Trick zu behaup­ten, das Lie­der­buch habe ledig­lich „wis­sen­schaft­lich-doku­men­ta­ri­schen Cha­rak­ter“, mit dem es um „staats­bür­ger­li­che Auf­klä­rung“ gehe. Gleich­wohl macht Wolf aus sei­ner geschichts­re­vi­sio­nis­ti­schen Ideo­lo­gie kei­nen Hehl: „’Der Schlacht­ruf’ soll einen Bei­trag lie­fern zu Wut, Trau­er, Scham und Ent­set­zen ange­sichts der nun 50 Jah­re zurück­lie­gen­den bedin­gungs­lo­sen Kapi­tu­la­ti­on und auf­ru­fen zu einem ent­schlos­se­nen ‚Nie wie­der’!“: Ein „Nie wie­der!“ das sich auf die Kapi­tu­la­ti­on des NS-Ver­bre­cher­re­gimes bezieht und eine Ver­höh­nung des gleich­lau­ten­den „Nie wie­der!“ der von den NS-Ver­bre­chen ent­setz­ten Demo­kra­ten und Anti­fa­schis­ten der Bun­des­re­pu­blik. Der Pres­se bie­tet Wolf auf die­se Ent­hül­lung hin die fau­le Aus­re­de, dass er heu­te „für die Her­aus­ga­be nicht mehr zur Ver­fü­gung“ ste­hen wür­de. (Mopo v. 23.11.2017) Das ist eine ver­lo­ge­ne Rela­ti­vie­rung. Offen­kun­dig alle­mal, dass sich Wolf aktu­ell durch die Umstän­de noch dazu gezwun­gen sieht, öffent­lich immer mal wie­der von „Demo­kra­tie“ zu schwa­dro­nie­ren, um so sei­ne Bur­schen­schaft Danu­bia als nazis­ti­schen Fami­li­en­ver­band in der Öffent­lich­keit abzuschirmen.

Tertium non datur — Beschluss

Dr. jur Alex­an­der Wolf ist ein bedeu­ten­der Prot­ago­nist der völ­kisch-nazis­ti­schen Bur­schen­schaft Danu­bia. Er frönt der Obses­si­on die Hym­ne der Hit­ler­ju­gend zu brül­len, sich in das Koma zu sau­fen und sich und ande­ren die Fres­se ein­zu­schla­gen. Der Danu­be Wolf steht knie­tief in der Tra­di­ti­on sei­nes Bun­des­bru­ders Dr. jur Alfred Holl, der schon lan­ge vor ihm „gegen das ver­hass­te Ber­li­ner Regi­ment der Juden, Mar­xis­ten, Demo­kra­ten und Pazi­fis­ten“ gehetzt hat. In die­sem Geis­te ver­herr­licht Wolf ex nega­tivo die Nazi­zeit, er ver­herr­lich­te mit dem Lie­der­buch die deut­schen Angriffs- und Ver­nich­tungs­krie­ge und spart eine Aus­ein­an­der­set­zung mit der Kata­stro­phe des Natio­nal­so­zia­lis­mus und dem Holo­caust aus. Die Bur­schen­schaft von Wolf sym­pa­thi­siert damals wie heu­te mit Nazi-Ter­ro­ris­ten. Alex­an­der Wolf ist ein in die AFD-Wol­le ein­ge­färb­ter Nationalsozialist.

Der Beschluss der nach die­sem kur­zen Durch­gang durch die poli­ti­sche Vita von Dr. Wolf zu zie­hen ist, ist ein­deu­tig: Ihm ist nir­gend­wo in der Öffent­lich­keit eine Platt­form zu eröff­nen. Eine Schul­aus­bil­dung, die, wie es in der Prä­am­bel zum Leit­bild der ers­ten UNESCO-Schu­le in BRD am Ein­gang des HLG zu lesen steht, den Anspruch auf „die Ver­wirk­li­chung der Men­schen­rech­te und die Erzie­hung zu einem fried­li­chen Mit­ein­an­der“ for­mu­liert, hat hier zwin­gend die Fra­ge zu dis­ku­tie­ren: In wel­cher Art und Wei­se kann Dr. jur Alex­an­der Wolf aus dem poli­ti­schen Leben in der Bun­des­re­pu­blik aus­ge­schal­tet werden.