AfD: Privatisierungs- und Verarmungspartei

Eine Ana­ly­se des Pro­gramms der Par­tei „Alter­na­ti­ve für Deutsch­land“ zeigt: völ­kisch und fami­li­en­po­li­tisch reak­tio­när, das war ja klar. Aber auch ohne ihre neo­li­be­ra­len Grün­der­pro­fes­so­ren ran­ken sich die Ideo­lo­gien der Ungleich­heit im Pro­gramm die­ser deutsch­na­tio­na­len und rechts­ra­di­ka­len Par­tei um einen neo­li­be­ra­len und pri­va­ti­sie­rungs­ori­en­tier­ten Kern, mit dem die Rei­chen wei­ter rei­cher, die Armen wei­ter ärmer wür­den. Mehr lesen

Das braune Elend: Pogrom in Bautzen

Auch 2014 und 2015 zeigten Nazis Präsenz in Bautzen. Foto von 2015: Caruso Pinguin, flickr, CC BY-NC 2.0
Auch 2014 und 2015 zeig­ten Nazis Prä­senz in Baut­zen. Foto von 2015: Caru­so Pin­gu­in, flickr, CC BY-NC 2.0

Wer sol­che Medi­en hat, braucht kei­ne „Lügen­pres­se“ mehr. Allein die Schlag­zei­len des – pars pro toto – Mit­tel­deut­schen Rund­funks (MDR) stel­len eine Rea­li­tät dar, die es nicht gibt. Die­se Art der Dar­stel­lung ist eine unter­las­se­ne Hil­fe­leis­tung, eine Anstif­tung zum Pogrom und deckt die eigent­li­chen Täter_innen in Baut­zen, näm­lich den orga­ni­sier­ten Rechts­ter­ro­ris­mus in Deutschland.

Poli­zei: Gewalt ging von Asyl­su­chen­den aus“, „Kra­wal­le in Baut­zen: ‚Stim­mung ist bedroh­lich und ange­spannt‘“, „Alko­hol­ver­bot und Aus­gangs­sper­re für jun­ge Flücht­lin­ge“ – die Geschich­te geht dann so: Besof­fe­ne Flücht­lin­ge haben einen bedroh­li­chen Kra­wall ver­ur­sacht und bekom­men dafür Haus­ar­rest und Alko­hol­ver­bot, sie haben ange­fan­gen und sind „unser“ Problem.

Wei­ter­le­sen „Das brau­ne Elend: Pogrom in Bautzen“

NSU-Watch Brandenburg“ nimmt Arbeit auf

Einen guten Start wün­schen wir 

NSU-Watch Brandenburg“ stellt sich der Öffentlichkeit vor

Anläss­lich der 1. Sit­zung des Unter­su­chungs­aus­schus­ses zum The­ma „Orga­ni­sier­te rechts­extre­me Gewalt und Behör­den­han­deln, vor allem zum Kom­plex Natio­nal­so­zia­lis­ti­scher Unter­grund (NSU)“ im Bran­den­bur­ger Land­tag, stellt sich das Pro­jekt „NSU-Watsch Bran­den­burg — Hin­ter den Kulis­sen“ am 12.07.2016 der Öffent­lich­keit vor. Die ras­sis­ti­sche Mord­se­rie des NSU mar­kiert eine Zäsur in der bun­des­re­pu­bli­ka­ni­schen Ge­schichte. Die Taten des NSU, sein Netz­werk und die Rol­le der Behör­den sind noch lan­ge nicht auf­ge­klärt. Gera­de auch im Land Bran­den­burg stellt sich die Fra­ge: Wel­che Rol­le spiel­ten, was wuss­ten die Behörden?

Als das Kern­trio des NSU abtauch­te und mor­dend durchs Land zog, waren ande­re Neo­na­zis und dazu V‑Leute des Ver­fas­sungs­schut­zes nicht fern. Ganz nah dran: der Spit­zel mit dem Deck­na­men „Piat­to“, ein beson­ders bru­ta­ler Neo­na­zi, der für sei­ne Infor­ma­tio­nen zehn­tau­sen­de Euro vom bran­den­bur­gi­schen Geheim­dienst bekam. Er lie­fer­te bereits kurz nach dem Abtau­chen von Zsch­ä­pe, Mund­los und Böhn­hard kon­kre­te Hin­wei­se auf deren Ver­bleib. Der Bran­den­bur­ger Ver­fas­sungs­schutz plat­zier­te ihn nach sei­ner vor­zei­ti­gen Haft­ent­las­sung in Chem­nitz und damit im direk­ten Unter­stüt­zungs­um­feld des Kern-Tri­os. Es stel­len sich die Fra­gen: Hät­ten Bran­den­bur­ger Behör­den die Mor­de ver­hin­dern kön­nen? Finan­zier­te der Bran­den­bur­ger Ver­fas­sungs­schutz mit der Bezah­lung sei­nes V‑Manns “Piat­to” und ande­rer V‑Personen den Auf- und Aus­bau der Bran­den­bur­ger Neo­na­zi­sze­ne maß­geb­lich mit? Wel­che neo­na­zis­ti­schen Struk­tu­ren und Protagonist_innen waren für Anschlä­ge, Über­fäl­le und Mor­de in Bran­den­burg verantwortlich?

NSU-Watch Bran­den­burg will hel­fen, die­se und vie­le ande­re wich­ti­ge Fra­gen auf­zu­klä­ren. Wir wer­den den bran­den­bur­gi­schen Unter­su­chungs­aus­schuss zum The­ma „Orga­ni­sier­te rechts­extre­me Gewalt und Behör­den­han­deln, vor allem zum Kom­plex Natio­nal­so­zia­lis­ti­scher Unter­grund (NSU)“ kri­tisch und unab­hän­gig beglei­ten, indem wir eige­ne Berich­te und Pro­to­kol­le von den Sit­zun­gen erstel­len. Außer­dem wer­den wir eige­ne Recher­chen und Ana­ly­sen ver­öf­fent­li­chen, um die neo­na­zis­ti­sche Sze­ne und die frag­wür­di­ge Rol­le der Geheim­diens­te und Ermitt­lungs­be­hör­den trans­pa­rent zu machen und ihre unter­stüt­zen­den Tätig­kei­ten für die bran­den­bur­gi­sche mili­tan­te Neo­na­zi­sze­ne auf­zu­de­cken. Unser Blick ist dabei eben­so auf den gesell­schaft­lich ver­an­ker­ten Ras­sis­mus gerich­tet, der letzt­lich die ras­sis­ti­schen Anschlä­ge und Mor­de – die es in Bran­den­burg auch ohne den NSU gab – ermöglicht(e). NSU-Watch Bran­den­burg ist Teil des bun­des­wei­ten NSU Watch-Netz­wer­kes aus anti­fa­schis­ti­schen und anti­ras­sis­ti­schen Initia­ti­ven und Einzelpersonen.

nsu-watch-brb

brandenburg.nsu-watch.info
brandenburg@nsu-watch.info



Detmolder Auschwitzprozess: 5 Jahre symbolische Haft

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REINHOLD HANNING wird in Det­mold wegen Bei­hil­fe zum 170.000fachen Mord zu 5 Jah­ren Gefäng­nis ver­ur­teilt. Links neben ihm einer sei­ner Anwäl­te, Andre­as Sch­ar­mer Bild: Jarach

Fünf Jah­re Haft, die er höchst­wahr­schein­lich nie antre­ten wird. Auf den ers­ten Blick mag das Urteil, das das Lan­des­ge­richt Det­mold (Nord­rhein-West­fa­len) am Frei­tag, 17. Juni 2016, gegen Rein­hold Han­ning wegen der Bei­hil­fe zum Mord in 170.000 Fäl­len zwi­schen Janu­ar 1943 und Juni 1944 aus­ge­spro­chen hat, sinn­los erschei­nen. Aber der Sinn liegt gera­de dar­in, dass ein Urteil auch über 70 Jah­re nach der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen „End­lö­sung der Juden­fra­ge“, dem Holo­caust, und auch über einen 94 Jah­re alten Täter von einem deut­schen Gericht über­haupt gespro­chen wor­den ist. Das ist was Wil­liam E. Glied, der als einer von 58 Neben­klä­ge­rin­nen und ‑klä­gern auf­ge­tre­ten ist, sich gewünscht hat­te: denen, die die Shoa leug­nen, ent­ge­gen­hal­ten zu kön­nen: „Guckt euch noch mal an, was gera­de ein deut­sches Gericht aus­ge­spro­chen hat“.

Und da hat er auch Recht, denn es ist das ers­te Mal, dass ein deut­sches Gericht den orga­ni­sier­ten Mas­sen­mord in Ausch­witz wirk­lich ver­ur­teilt hat. Nicht nur die Tode in den Gas­kam­mern, son­dern auch die Ermor­dung der Häft­lin­ge im Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger selbst durch Ver­hun­gern las­sen und töd­li­che Lebens­be­din­gun­gen, durch Erschie­ßung, will­kür­li­che Selek­tio­nen und ande­re Arten der Ermor­dung. Die in der Haupt­ver­hand­lung ver­nom­me­nen Zeu­gen haben all dies viel­fach und erschüt­ternd detail­liert geschil­dert und so eine „Geschichts­stun­de“ gege­ben, die die Kam­mer gewür­digt hat. Die Vor­sit­zen­de Rich­te­rin Anke Grud­da hat sich wäh­rend der ein­stün­di­gen Urteils­ver­kün­dung mehr­mals direkt an den Ange­klag­ten im Roll­stuhl gewandt, der zwar auf­merk­sam, aber ohne Regung zuhör­te. Wei­ter­le­sen „Det­mol­der Ausch­witz­pro­zess: 5 Jah­re sym­bo­li­sche Haft“

Kreatives Aktenhandling: Wie lange kann der Verfassungsschutz noch seine Mitverantwortung an NSU-Verbrechen vertuschen?

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Hin­ter die tris­ten Mau­ern des Münch­ner OLG hat man immer noch einen bes­se­ren Ein­blick als hin­ter die des GBA, des BKA oder des .       Bild: Fritz Burschel

Der Ange­klag­te im NSU-Pro­zess Ralf Wohl­le­ben trug vor sei­ner Inhaf­tie­rung Ende 2011 nachts ein T‑Shirt. Das möch­te man zwar gar nicht wis­sen, aber die­ses Schlaf-Shirt hat es in sich: „Eisen­bahn­ro­man­tik“ steht in Frak­tur auf sei­ner Vor­der­sei­te und dar­un­ter sind die Gleis­an­la­gen vor der bekann­ten Sil­hou­et­te des Ver­nich­tungs­la­gers Ausch­witz-Bir­ken­au abge­bil­det. Nach Wohl­le­bens Ein­las­sun­gen im Mün­che­ner Ver­fah­ren Ende 2015, wo er sich im Grun­de als ver­folg­te Unschuld und eben­so auf­rech­ten wie fried­lie­ben­den Natio­na­lis­ten prä­sen­tier­te, hat­ten sich die Anklä­ger der Bun­des­an­walt­schaft (BAW) des viel­sa­gen­den Asser­vats erin­nert und eine Poli­zei­zeu­gin gela­den, die zu die­sem Fund aus­sa­gen soll­te. Das Beweis­stück jeden­falls doku­men­tiert doch eine gewis­se ideo­lo­gi­sche Ein­deu­tig­keit der poli­ti­schen Aus­rich­tung des Ange­klag­ten Wohl­le­ben. Wei­ter­le­sen „Krea­ti­ves Akten­hand­ling: Wie lan­ge kann der Ver­fas­sungs­schutz noch sei­ne Mit­ver­ant­wor­tung an NSU-Ver­bre­chen vertuschen?“