Die Rosa Luxemburg Stiftung kooperiert in Sachen NSU-Komplex eng mit den Partner_innen von NSU-Watch, einem kritischen und unanhängigen Internetprojekt, das sich die Beobachtung, Dokumentation und kritische Begleitung des Prozesses gegen fünf Angeklagte aus dem «Nationalsozialistischen Untergrund» (NSU) und seinem Umfeld auf die Fahnen geschrieben hat. Die wertvolle Arbeit von NSU-Watch hat jetzt mit dem renommierten Otto Brenner Preis der gleichnamigen Stiftung die verdiente Anerkenung erhalten: die RLS gratuliert den Kolleg_innen und freut sich auf weitere fruchtbare Zusammenarbeit.
Wir dokumentieren hier eine Zitat aus der Pressemitteilung der Otto Brenner Stiftung: «Im Rahmen des Wettbewerbs zeichnet die Jury des Otto Brenner Preises auch innovative und wegweisende Medienprojekte aus. 2013 geht der ‚Medienprojektpreis‘, dotiert mit 2.000 Euro, an die Initiative ‚NSU-watch: Aufklären und Einmischen‘. Nur wenige deutsche und türkische Journalisten fanden per Losentscheid Zugang zum Münchener NSU-Prozess, wichtige Medien müssen wegen Platznot bis heute draußen bleiben. Die Lösung des Problems findet sich im Internet. Ein Bündnis mehrerer Initiativen um das antifaschistische pressearchiv und bildungszentrum berlin e.V. (apabiz) und die Antifaschistische Informations‑, Dokumentations- und Archivstelle München e.V. (a.i.d.a.) lässt seine akkreditierten Berichterstatter möglichst lückenlose Protokolle der Verhandlungstage anfertigen und stellt diese frei ins World Wide Web – noch dazu ins Türkische übersetzt, was eine, nach Einschätzung der Jury, ‚zusätzlich verdienstvolle interkulturelle Dolmetscherleistung‘ ist. Wer nicht dabei war, kann alles nachlesen – das ist die wahrhaft demokratische Dienstleistung, die die Website ‚NSU-watch‘ seit Prozessbeginn mustergültig vollbringt, urteilt die Jury. Aus den seitenlangen Nachschriften lässt sich mehr als der Verhandlungsverlauf eines beliebigen Tages rekonstruieren – vor dem Auge des Lesers entsteht eine deutsche Sittengeschichte von Hass und Schuld, Versagen und Verantwortung, man erlebt die nicht immer uneigennützigen Akteure der Rechtsfindung, Anwälte wie Richter, quasi ‚live‘ bei der Arbeit. Kein großer Moment geht verloren, kein profaner wird vergessen. ‚NSU-watch‘ ist nach Auffassung der Jury ‚eine informative Website von radikaler Transparenz und ohne die im klassischen Journalismus unvermeidlichen Verkürzungen‘. ‚Aufbewahren für alle Zeit!‘, schreibt die Jury und hofft: ‚Möge diesem politischen Medienprojekt der Atem nicht ausgehen!‘»