Löbau: „Wir fordern ein Ende des Kuschelns mit AfD und PEGIDA

Logo der Augen Aug e.V.Auch in Löbau hat es am Wochen­en­de 20./21. Febru­ar 2016 einen gefähr­li­chen Anschlag mit Molo­tow­cock­tails auf eine Geflüch­te­ten-Unter­kunft gege­ben. Das Gebäu­de beher­bert der­zeit 300 Asyl­su­chen­de, der Anschlag war also ver­such­ter Mord an den Bewoh­nern. Wir doku­men­tie­ren hier die Pres­se­mit­tei­lung der geschätz­ten Kolleg_innen von „Augen auf e.V.“ Oberlausitz:

Die Saat geht auf – gedüngt durch eine Kultur des Schweigens und Wegsehens

Säch­si­sche, zivil­ge­sell­schaft­li­che Initia­ti­ven ver­ur­tei­len den ver­such­ten Brand­an­schlag auf das Flücht­lings­heim in Löbau und die unglaub­li­che Pogrom­stim­mung wäh­rend und nach dem Brand eines geplan­ten Flücht­lings­hei­mes in Baut­zen und for­dern von der demo­kra­ti­schen Gesell­schaft kon­se­quen­tes und ent­schlos­se­nes Handeln.

In der Nacht vom 18. Febru­ar wur­de das Asyl­be­wer­ber­heim Löbau Ziel eines Brand­an­schla­ges. Das Heim wird von über 300 Men­schen bewohnt, deren Leben durch die Tat in Gefahr war. Sofort nach dem Über­griff wur­de die Poli­zei infor­miert, wel­che die mut­maß­li­chen­Tä­ter fest­neh­men konn­te. Bereits im Vor­feld wur­den die Beschul­dig­ten von einem cou­ra­gier­ten Mit­glied unse­res Ver­ei­nes dar­an gehin­dert zwei Flücht­lin­ge kör­per­lich zu atta­ckie­ren. In Fol­ge gab es angeb­lich noch eine ver­ba­le Aus­ein­an­der­set­zung auf dem Markt­platz und in der Nacht soll­ten, nach dem Wil­len der Täter, 300 Flücht­lin­ge ster­ben. Das und nichts ande­res ist die unge­schön­te Tat­sa­che – der ver­such­te Mord war kein Spaß und kann auch nicht als Argu­ment „besorg­ter Bür­ger“ abge­tan werden!

In der Nacht zum 21.Februar brann­te das ehe­ma­li­ge Hotel Husa­ren­hof in der Nach­bar­stadt Baut­zen aus. Die­ser war geplant als mög­li­che Unter­kunft für 300 Flücht­lin­ge. Der Brand und die Lösch­ar­bei­ten wur­den von einer schau­lus­ti­gen, schrei­en­den Men­schen­men­ge beglei­tet, wel­che jubelnd der Ver­nich­tung des Husa­ren­ho­fes zusah.

Am Bei­spiel Löbau lässt sich die Ent­wick­lung zu die­sem men­schen­feind­li­chen Kli­ma, allein in den letz­ten Mona­ten, gut nach­voll­zie­hen – ver­mehrt wird in der Stadt rech­te Pro­pa­gan­da ver­teilt, wer­den mas­sen­haft Auf­kle­ber mit Paro­len ver­klebt, Ban­ner mit rech­ter Het­ze heim­lich an Brü­cken und Gebäu­den ange­bracht, es wer­den Räu­me enga­gier­ter Ver­ei­ne auf­ge­bro­chen und neben Zer­stö­run­gen auch Haken­kreu­ze und ande­re ver­bo­te­ne Sym­bo­le hin­ter­las­sen, es gibt Über­grif­fe und Belei­di­gun­gen gegen­über den hier leben­den Flücht­lin­gen, Par­tei­bü­ros wer­den ange­grif­fen oder zuge­klebt, des Näch­tens schal­len Hit­ler­grü­ße durch die Stadt, Men­schen wer­den bepö­belt und gejagt. Die Straf­ta­ten erfol­gen zum Teil ohne Kon­se­quenz und vor den Augen der Poli­zei — Ermitt­lun­gen dazu wer­den vor­schnell und ergeb­nis­los beendet.

In Baut­zen hin­ge­gen mobi­li­siert seit vie­len Mona­ten die radi­ka­le Rech­te unter dem Deck­man­tel des „besorg­ten Bür­gers“ zu fast monat­li­chen Demons­tra­tio­nen und Kund­ge­bun­gen, bei wel­chen Hass und Men­schen­feind­lich­keit, Dumm­heit und Het­ze Ver­ei­ni­gung feiern.
Flücht­lings­un­ter­stüt­zer und Bür­ger wer­den dis­kre­di­tiert, ange­grif­fen, ver­bal und kör­per­lich bedroht.

In der Ober­lau­sitz wird immer deut­li­cher, dass unge­hin­dert rech­te kriminelle/terroristische Struk­tu­ren auf­ge­baut wer­den kön­nen. Deut­lich sind die­se Bestre­bun­gen zu spü­ren und der Anstieg, als auch die Qua­li­tät der Taten zei­gen, dass die rech­te Sze­ne sich pro­fes­sio­na­li­siert und von einer brei­ten Mas­se unter­stützt wird.

Nie­mand wun­dert sich mehr dar­über, dass sol­che Taten gera­de in Sach­sen immer wie­der ver­übt wer­den, oft wur­den Ana­ly­sen geschrie­ben, war­um das gera­de hier gehäuft mög­lich ist, es wur­de vor rech­ten Ten­den­zen und Ent­wick­lun­gen gewarnt – und doch ändert sich nur wenig. Im Gegen­teil – rech­te Über­grif­fe, men­schen­feind­li­che Het­ze und Gewalt wer­den zur Nor­ma­li­tät, die Täter ent­kom­men uner­kannt oder unbe­straft, Poli­ti­ker und Ver­ant­wort­li­che reagie­ren mit dem alt­be­kann­ten Ver­schwei­gen und Ver­harm­lo­sen. Dazu kommt das per­ma­nen­te Rei­ten der Extre­mis­mus­theo­rie – stän­dig wird ver­gli­chen, wird rela­ti­viert – denn wo rech­te Gewalt ist, muss auch lin­ke Gewalt sein! Ein Irr­weg der hier aber Staats­dok­trin zu sein scheint – nicht jeder, der sich gegen Men­schen­hass und Rechts­ra­di­ka­lis­mus stellt ist ein „Lin­ker“, nicht jeder, der die Demo­kra­tie ver­tei­digt ist ein Extre­mist, nicht jeder der sei­ne Stim­me erhebt, darf mund­tot gemacht werden!

Daher for­dern wir ein kon­se­quen­tes und ent­schlos­se­nes Han­deln. Wir for­dern Behör­den und Ver­ant­wort­li­che auf, Hab und Leben der Flücht­lin­ge und Bür­ger zu schüt­zen. Wir for­dern die Poli­zei zu kon­se­quen­ter Auf­klä­rung und Ermitt­lung auf. Wir for­dern die Jus­tiz­be­hör­den dazu auf Straf­tä­ter mit aller Här­te zu bestra­fen. Wir for­dern von Poli­ti­kern und ver­ant­wort­li­chen Behör­den kla­re State­ments und ein Ende des Ver­tu­schungs­ver­hal­tens. Wir for­dern ein Ende des Kuschelns mit AfD und PEGIDA. Wir for­dern ein Ende der Ver­un­glimp­fung demo­kra­ti­schen und mensch­li­chem Enga­ge­ments. Wir for­dern Auf­klä­rung und Bil­dung gegen die ras­sis­ti­sche Lebens­ein­stel­lung säch­si­scher Bür­ger. Wir for­dern von der säch­si­schen Regie­rung ein Ende der Poli­tik des Aus­sit­zens und Auf­bau und För­de­rung einer brei­ten, viel­fäl­ti­gen Demo­kra­tie. Wir for­dern von Stadt­rä­ten und Bür­ger­meis­tern den offe­nen Dia­log mit der Öffent­lich­keit und kla­re Stel­lung­nah­me gegen Men­schen­feind­lich­keit! Wir for­dern von den Medi­en gründ­li­che, objek­ti­ve Arbeit. Wir for­dern von allen Bür­gern – zeigt Soli­da­ri­tät mit den Opfern, gewöhnt euch nicht an Het­ze und Gewalt, wer­det aktiv, unter­stützt Enga­gier­te und Flücht­lin­ge, steht auf und erhebt eure Stim­me! Wir for­dern von Opfern und Betrof­fe­nen der Hass­kri­mi­na­li­tät – bleibt stark, ver­netzt euch, zeigt kon­se­quent alles an und lasst euch nicht mund­tot machen!

Wir for­dern ein Ende der säch­si­schen Ver­hält­nis­se, die­ser Demo­kra­tie, die kei­ne mehr ist – es geht hier nicht um Macht­spie­le, es geht um kei­nen natio­na­len Not­stand, es geht nicht um den Unter­gang eines Vol­kes – es geht hier ein­zig um Men­schen und deren Leben!

Der „Augen auf e.V.“ steht für geleb­te Demo­kra­tie. Wir set­zen uns in Sach­sen für Tole­ranz, Respekt und Mensch­lich­keit ein. Ras­sis­mus, Frem­den­feind­lich­keit und men­schen­ver­ach­ten­den Mei­nun­gen und Taten tre­ten wir aktiv entgegen.

Augen auf“ möch­te außer­dem das Mit­ein­an­der för­dern und Men­schen unter­schied­lichs­ter Her­kunft zusam­men­brin­gen. Ein Mit­tel des Ver­eins, um Men­schen zu errei­chen und sie zum Mit­ma­chen zu begeis­tern sind Kul­tur, Auf­klä­rung und Sport in all ihrer Vielfalt.
Der Ver­ein und sei­ne Pro­jek­te wur­den mehr­fach ausgezeichnet.

Wir freu­en uns jeder­zeit über Inter­es­se, Unter­stüt­zung und Mitmacher!“