Gedenkort für Burak geschützt

Sebas­ti­an Engel vom Bünd­nis Neu­kölln erläu­tert den Kundgebungsteilnehmer_innen den Kon­text des Pro­tes­tes unweit des Sockels für die Gedenk­ta­fel für den Ermor­de­ten Burak B. Foto: Burschel

Den etwa 35 Men­schen, die sich am ver­gan­ge­nen Sonn­tag, 29.10.2017, trotz des wahr­haft wid­ri­gen Wet­ters am künf­ti­gen Gedenk­ort für den Anfang April 2012 ermor­de­ten Burak B. an der Ecke Rudower Str. / Möwen­weg ein­fan­den, war es ein Bedürf­nis, die­sen Ort vor der Prä­senz von Neo­na­zis zu schüt­zen. Die­se hat­ten schräg gegen­über, nahe den Gebäu­den des Kli­ni­kums Neu­kölln eine Kund­ge­bung zum „Geden­ken“ an den 2009 im Neu­köll­ner Hos­pi­tal ver­stor­be­nen Ras­se­f­a­na­ti­ker und Erz­neo­na­zi Jür­gen Rie­ger ange­mel­det: Erschei­nen soll­te an jenem Sonn­tag dann jedoch nie­mand von den brau­nen Horden.

Trotz­dem harr­ten die Demons­trie­ren­den fast bis 12 Uhr  dort aus, um sicher­zu­stel­len, dass ein der­art geschmack­lo­ser Auf­zug orga­ni­sier­ter Nazis dort nicht gedul­det, zumin­dest aber nicht unkom­men­tiert blei­ben wür­de. Redner_innen erin­ner­ten an den bis heu­te unge­klär­ten, kalt­blü­ti­gen Mord an Burak B. und den Mord­an­schlä­gen auf sei­ne Freun­de, die mit ihm damals am Tat­tag auf der Stra­ße in  ein Gespräch ver­tieft waren als der Mör­der auf­tauch­te und ohne Vor­war­nung das Feu­er auf die Grup­pe eröff­ne­te. Ein Täter oder Tat­ver­däch­ti­ger ist bis heu­te nicht ermit­telt worden.

Der Ablauf der Tat und die Erfolg­lo­sig­keit der Ermitt­lun­gen boten Redner_innen Gele­gen­heit, an den NSU, sei­ne Ver­bre­chen und den Pro­zess gegen 5 Ange­klag­te im NSU-Pro­zess zu erin­nern und dar­an, dass die Auf­klä­rung, die der Pro­zess und unter­des­sen 13 Par­la­men­ta­ri­sche Unter­su­chungs­aus­schüs­se geleis­tet haben, durch­aus über­schau­bar geblie­ben ist, wäh­rend vie­le boh­ren­de Fra­gen vor allem nach der Ver­stri­ckung der Ver­fas­sungs­schutz genann­ten Inlands­ge­heim­diens­te und nach der Unter­stüt­zung des NSU durch ein bun­des­wei­tes Nazi-Netz­werk sowie nach wei­te­ren Unge­reimt­hei­ten nach wie vor unbe­ant­wor­tet sind. In die­sem Zusam­men­hang wur­de auf die Plä­doy­er­pha­se im Pro­zess in Mün­chen auf­merk­sam gemacht und dar­auf, dass ab Mit­te Novem­ber mit den Schluss­vor­trä­gen der Nebenklagevertreter_innen zu rech­nen ist, wel­che eine gute Gele­gen­heit böten, den Pro­zess noch ein­mal zu besu­chen und Soli­da­ri­tät mit den von den Mor­den und Anschlä­gen des NSU Betrof­fe­nen zu bekun­den. Am Tag X, dem Tag der Urteils­ver­kün­dung in Mün­chen, der der­zeit von Beobachter_innen auf März 2018 taxiert wird, wird es in Mün­chen eine gro­ße, bun­des­wei­te Demons­tra­ti­on gegen einen Schluss­strich in Sachen NSU geben. Eben­so wer­den ent­spre­chen­de Kund­ge­bun­gen an zahl­rei­chen Orten im Land, u.a. auch in Ber­lin, für die­je­ni­gen vor­be­rei­tet, die nicht den wei­ten Weg nach Mün­chen auf sich neh­men können.

Auch am  kom­men­den Sonn­tag, 5. Novem­ber 2017, steht das Geden­ken an Burak B. auf der Agen­da: Seit dem 4. April ist am künf­ti­gen Gedenk­ort ganz in der Nähe des tat­säch­li­chen Tat­orts schon der Sockel für eine Gedenk­ta­fel zu sehen. Am kom­men­den Sonn­tag soll die­se nun fei­er­lich ange­bracht und ein­ge­weiht wer­den.