Faszinierende „Angstmacher“: Unsystematische Abschweifungen zu Thomas Wagners „1968 und die Neue Rechte“

in erin­ne­rung an hen­ning eichberg

Von Volk­mar Wölk

Manch­mal sind es Klei­nig­kei­ten, die bei einem Buch, das man gera­de ver­schlun­gen hat, nach­träg­lich zu einem Grum­meln füh­ren, das all­mäh­lich immer stär­ker wird. So wie bei einem lecke­ren Gericht des­sen reich­li­che und inter­es­san­te Wür­zung dazu geführt hat, dass zunächst nicht zu bemer­ken war, dass das Haupt­pro­dukt wohl nicht mehr ganz frisch war. Beim jüngs­ten Buch von Tho­mas Wag­ner, „Die Angst­ma­cher. 1968 und die Neue Rech­te“, einem sowohl sehr lesens­wer­ten als auch sehr dis­kus­si­ons­be­dürf­ti­gen Band, war der Aus­lö­ser die­ses zuneh­men­den Unwohl­seins der Teil eines Gesprächs des Autors mit Hen­ning Eich­berg, einem lang­jäh­rig füh­ren­den Ideo­lo­gen der natio­nal­re­vo­lu­tio­nä­ren Strö­mung der Neu­en Rech­ten[1], das in dem Kapi­tel „Der Sound der Lin­ken“ wört­lich wie­der­ge­ge­ben wird.

Wei­ter­le­sen „Fas­zi­nie­ren­de „Angst­ma­cher“: Unsys­te­ma­ti­sche Abschwei­fun­gen zu Tho­mas Wag­ners „1968 und die Neue Rechte““

Gestank im freundlichen Land: Die Plädoyers der Nebenklage im NSU-Prozess

Bun­des­an­walt Her­bert Die­mer schützt den Staat vor unan­ge­neh­men Fra­gen Foto: Robert Andreasch

Mit dem Beginn der Plä­doy­ers der Neben­kla­ge schlägt im NSU-Pro­zess vor dem Ober­lan­des­ge­richt (OLG) in Mün­chen noch ein­mal die Stun­de der Wahr­heit: Mit bril­lan­ten und auf­ein­an­der abge­stimm­ten Schluß­vor­trä­gen fächer­ten die Ver­tre­ter der Betrof­fe­nen des NSU-Ter­ror noch ein­mal den gan­zen Skan­dal auf, den der „NSU-Kom­plex“ dar­stellt und zu des­sen Auf­ar­bei­tung und Auf­klä­rung der Mam­mut­pro­zess auch nach 400 Ver­hand­lungs­ta­gen und vier­ein­halb Jah­ren Lauf­zeit nicht eben viel bei­getra­gen hat. 95 Betrof­fe­ne der neo­na­zis­ti­schen Ver­bre­chen des NSU haben sich der Ankla­ge des Gene­ral­bun­des­an­walts gegen die fünf Ange­klag­ten ange­schlos­sen und eini­ge weni­ge von ihnen mel­de­ten sich in der Plä­doy­er­pha­se auch selbst zu Wort, ein Recht, das sie nur als Neben­klä­ger im Straf­pro­zess haben. Das war kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit, denn die Ent­täu­schung gera­de bei den Betrof­fe­nen ist groß, dass der Pro­zess es nicht ver­mocht hat, die Hin­ter­grün­de der Taten, das bun­des­wei­te Neo­na­zi-Netz­werk, das hin­ter dem NSU stand, und die Ver­stri­ckung staat­li­cher, vor allem geheim­dienst­li­cher Stel­len und ihres hoch­pro­ble­ma­ti­schen „V‑Leu­te-Sys­tems“, eines dicht um das NSU-Kern­trio geleg­ten Rings von Spit­zeln aus der Sze­ne, auf­zu­hel­len. Im Gegen­teil: Von der Bun­des­an­walt­schaft kon­se­quent geleug­net, hat auch das Gericht etwa zur Mit­te des Ver­fah­rens die Fra­ge nach NSU-Netz­werk und Geheim­dienst­ver­stri­ckung ad acta gelegt. Wei­ter­le­sen „Gestank im freund­li­chen Land: Die Plä­doy­ers der Neben­kla­ge im NSU-Prozess“

Möllner Rede im HAU: Unbeugsam im Exil

Die Familien Arslan, Yilmaz, Bektaş, Taşköprü, Bejarano und Freunde von Oury Jalloh gemeinsam auf der Bühne des HAU.
Die Fami­li­en Ars­lan, Yil­maz, Bek­taş, Taş­köprü, Beja­ra­no und Freun­de von Oury Jal­loh gemein­sam auf der Büh­ne des HAU. Foto: Perinelli

 

Die Soli­da­ri­tät, Anteil­nah­me und der Wunsch nach wür­di­gem und poli­ti­schem Geden­ken hat­te die Rei­hen des „Heb­bel am Ufer“ bis hin­auf in die schwin­del­erre­gen­den Rän­ge unterm Dach gefüllt. Die „Möll­ner Rede im Exil“ ist seit 2013 im gan­zen Land unter­wegs, nach­dem sie als von den Betrof­fe­nen selbst­be­stimm­ter, kri­ti­scher Teil des offi­zi­el­len Geden­kens von der Stadt Mölln von der Agen­da gestri­chen wor­den war. Jedes Jahr hal­ten bekann­te Per­sön­lich­kei­ten die Rede zum Geden­ken an die bei einem Brand­an­schlag auf das Haus einer tür­ki­schen Fami­lie in Mölln getö­te­ten drei Men­schen: Am 23. Novem­ber 1992 — vor 25 Jah­ren — star­ben die 51jährige Bahi­de und die 10jährige Yeliz Ars­lan sowie die 14jährige Ayşe Yil­maz, nach­dem zwei bekann­te Neo­na­zis das Wohn­haus der Fami­lie Ars­lan in Brand gesetzt hat­ten. Wei­te­re Fami­li­en­mit­glie­der wur­den teil­wei­se sehr schwer ver­letzt. Wei­ter­le­sen „Möll­ner Rede im HAU: Unbeug­sam im Exil“

Italien: Neun Prozent für CasaPound in Ostia

Wahlerfolg für CasaPound Italia: Neun Prozent für die „fascisti del terzo millennio“ in römischem Stadtteil
Luca Mar­sel­la zieht in Roms Stadt­teil Ostia ins Kom­mu­nal­par­la­ment ein und ver­spricht sei­nen Wähler_innen „ihre Wut in die Stadt­ver­wal­tung zu tragen“.
Von Heiko Koch

Im Muni­ci­pio X, dem römi­schen Stadt­be­zirk Ostia, war am 5. Novem­ber 2017 Wahl. Zwei Jah­re lang war der Stadt­be­zirk auf Grund von Ver­stri­ckun­gen der ört­li­chen Ver­wal­tung mit der Mafia kom­mis­sa­risch ver­wal­tet wor­den. Nun stan­den erneut Wah­len für den 150 Qua­drat­ki­lo­me­ter gro­ßen und unge­fähr 230.000 Einwohner_innen zäh­len­den Bezirk am Tyr­rhe­ni­schen Meer an. Wei­ter­le­sen „Ita­li­en: Neun Pro­zent für Casa­Pound in Ostia“

Gedenkort für Burak geschützt

Sebas­ti­an Engel vom Bünd­nis Neu­kölln erläu­tert den Kundgebungsteilnehmer_innen den Kon­text des Pro­tes­tes unweit des Sockels für die Gedenk­ta­fel für den Ermor­de­ten Burak B. Foto: Burschel

Den etwa 35 Men­schen, die sich am ver­gan­ge­nen Sonn­tag, 29.10.2017, trotz des wahr­haft wid­ri­gen Wet­ters am künf­ti­gen Gedenk­ort für den Anfang April 2012 ermor­de­ten Burak B. an der Ecke Rudower Str. / Möwen­weg ein­fan­den, war es ein Bedürf­nis, die­sen Ort vor der Prä­senz von Neo­na­zis zu schüt­zen. Die­se hat­ten schräg gegen­über, nahe den Gebäu­den des Kli­ni­kums Neu­kölln eine Kund­ge­bung zum „Geden­ken“ an den 2009 im Neu­köll­ner Hos­pi­tal ver­stor­be­nen Ras­se­f­a­na­ti­ker und Erz­neo­na­zi Jür­gen Rie­ger ange­mel­det: Erschei­nen soll­te an jenem Sonn­tag dann jedoch nie­mand von den brau­nen Hor­den. Wei­ter­le­sen „Gedenk­ort für Burak geschützt“