Vergessene Opfer rechter Gewalt in Baden-Württemberg

Die drei Spät­aus­sied­ler-Jugend­li­chen Vik­tor Fili­mo­no­vim, Wal­de­mar Ickert und Alek­san­der Schlei­cher wer­den wäh­rend eines Dis­ko­the­ken­be­su­ches in Hei­den­heim an der Brenz im Dezem­ber 2003 von dem Neo­na­zi Leon­hard Schmidt ersto­chen. Leon­hard Schmidt wur­de von der Poli­zei ein­deu­tig der rech­ten Sze­ne zuge­ord­net. Auch die Staats­an­walt­schaft räum­te ein, «ohne den zumin­dest damals bestehen­den ‹aus­län­der­feind­li­chen Hin­ter­grund› sei das gesam­te Tat­ge­sche­hen nicht erklär­bar.» Trotz­dem tut sie sich sehr schwer damit, ein ras­sis­ti­sches Tat­mo­tiv ein­zu­räu­men. Auch der Ober­bür­ger­meis­ter Bern­hard Ilg (CDU) möch­te kein sol­ches Motiv erken­nen: «Die Wahr­heit ist doch, dass ein Deut­scher drei Deut­sche umge­bracht hat.» Als es dann zu einem spon­ta­nen Gedenk­marsch kommt, wer­den die Teil­neh­men­den vom Hei­den­hei­mer Stadt­ober­haupt beschul­digt, den drei­fa­chen Mord für ihre Zwe­cke zu missbrauchen.

Der Arbeits­kreis «Unver­ges­sen, Opfer rech­ter Gewalt in Baden Würt­tem­berg» hat sich zum Ziel gesetzt, Mord­fäl­le durch rech­te Gewalt  in der Regi­on zu doku­men­tie­ren. Bei der Doku­men­ta­ti­on soll das Opfer im Mit­tel­punkt ste­hen,  indem jeweils die Bio­gra­phie der ermor­de­ten Indi­vi­du­en auf der Inter­net­sei­te ver­öf­fent­licht wird. Erst danach wer­den die Tat sowie der anschlie­ßen­de Ermitt­lungs- und Pro­zess­ver­lauf beschrieben.

Dabei sol­len sowohl Fäl­le por­trä­tiert wer­den, bei denen ein rech­tes Tat­mo­tiv nach­ge­wie­sen ist, als auch Fäl­le, bei denen ein mut­maß­li­ches ras­sis­ti­sches, anti­se­mi­ti­sches, homo­pho­bes, anti­zi­ga­nis­ti­sches oder sozi­al­dar­wi­nis­ti­sches Tat­mo­tiv unter­stellt wer­den kann.  Das eine (nach­träg­li­che) Aner­ken­nung eines rech­ten Tat­hin­ter­grun­des in vie­len Fäl­len not­wen­dig ist, haben die NSU-Mor­de auf trau­ri­ge Art und Wei­se zum Vor­schein gebracht. Obwohl bei den Mor­den durch den NSU oft ein ras­sis­ti­sches Tat­mo­tiv das nahe lag, wur­de es von den Behör­den  sys­te­ma­tisch aus­ge­schlos­sen – und was noch schlim­mer ist: Statt­des­sen wur­den die Opfer bzw. ihre Ange­hö­ri­gen kriminalisiert.

Bis jetzt wur­den sie­ben Mord­fäl­le nach 1990 und zwei Mord­fäl­le vor 1990 auf dem Blog ver­öf­fent­licht, in denen poli­zei­lich ein ras­sis­ti­sches Tat­mo­tiv ein­ge­räumt wur­de.  Der Arbeits­kreis Unver­ges­sen for­dert dazu auf, bekannt wer­den­de (Ver­dachts-) Fäl­le rech­ter Gewalt in Baden-Würt­tem­berg an braun­zone­ba­wue ät hush­mail punkt com wei­ter­zu­lei­ten, um eine Doku­men­ta­ti­on und ein Erin­nern zu ermög­li­chen, sowie das Aus­maß der Mor­de durch Rech­te in dem Bun­des­land aufzuzeigen.