Bombendroher André M.: Die Stimme eines Psychopathen

Bom­ben­dro­hung: Fast erwar­tungs­ge­mäß muss­te am ers­ten Pro­zess­tag des Ver­fah­rens gegen André M. am 21. April das Gerichts­ge­bäu­de für eine Stun­de geräumt wer­den. Foto: Burschel

Mord, schwe­re Kör­per­ver­let­zung und das Her­bei­füh­ren von Spreng­stoff­ex­plo­sio­nen — es sind schwe­re Ver­bre­chen, für deren Andro­hung André M. sich vor Gericht ver­ant­wor­ten muss. In mehr als hun­dert Droh­mails an Per­so­nen des öffent­li­chen Lebens und Behör­den soll M. sei­ner Wut auf die Welt Luft gemacht haben. Von dem Plan, die in den Droh­bot­schaf­ten beschrie­be­nen Ver­bre­chen auch in die Tat umzu­set­zen, ist auf­grund der Sach­la­ge aus­zu­ge­hen. Aus­ge­sagt dazu hat  M. bis­her nicht, der Ange­klag­te strei­tet alle Vor­wür­fe ab.

Seit Ende April kann man im Land­ge­richt Ber­lin in Moa­bit das Auf­rol­len der Ermitt­lungs­er­geb­nis­se in der Straf­sa­che mit­ver­fol­gen und sich selbst ein Bild machen von einer, von natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ideo­lo­gien befeu­er­ten, kran­ken See­le.  Ende Juni gibt es zum ers­ten Mal auch einen pri­va­ten Ein­blick in das Gedan­ken­le­ben von André M.: An zwei Ver­hand­lungs­ta­gen wer­den zahl­lo­se ver­stö­ren­de Sprach­nach­rich­ten von ihm an eine Chat­part­ne­rin abgespielt.

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TORTU — Was vom Rassismus bleibt

„Asphyx“ von And­rei Cucu. Ein Werk in der Aus­stel­lung „AARC#1 — TORTU“, das ein­drück­lich ver­sucht, die kom­ple­xen Dyna­mi­ken von Ras­sis­mus sicht- und hör­bar zu machen

Wir wol­len eine Dis­kus­si­on zwi­schen Kunst und Poli­tik star­ten“, erklärt Sel­da Asal, die Grün­de­rin des Apart­ment Pro­jects in ihrer Eröff­nungs­re­de zur Aus­stel­lung „AARC#1 – TORTU“. In zwei Ber­li­ner Pro­jekt­räu­men  wer­den am letz­ten Juni-Wochen­en­de im Rah­men einer mul­ti­me­dia­len Aus­stel­lung sie­ben Arbei­ten prä­sen­tiert, die sich die gro­ße Fra­ge nach den Aus­wir­kun­gen von Ras­sis­mus stel­len – und per­sön­li­che Ant­wor­ten lie­fern.  Die bei­den Pro­jekt­räu­me — das Apart­ment Pro­ject in Neu­kölln und das Errant sound in Mit­te — könn­ten unter­schied­li­cher nicht sein: Geschlif­fe­ne Die­len und Stuck­de­cken in einem Hin­ter­hof in Ber­lin-Mit­te und kah­ler Beton­bo­den mit Indus­triechar­me in einer Neben­stra­ße der Son­nen­al­lee in Neu­kölln. Doch die Betreiber*innen der bei­den Räu­me ver­bin­det das gemein­sa­me Bedürf­nis, künst­le­ri­sche Ant­wor­ten zu fin­den auf ein poli­ti­sches The­ma. Ein The­ma, das in den letz­ten Mona­ten auch den gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Dis­kurs immer mehr in Atem hält. Des­halb grün­de­ten die Künstler*innen nach dem ras­sis­ti­schen Mas­sen­mord in Hanau im Febru­ar das „Artists against Racism col­la­bo­ra­ti­ve“ (AARC).

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120 Tage nach Hanau: Räume für Solidarität

Gedenk­stät­te vor der ehe­ma­li­gen Shi­sha-Lounge „Mid­night“ am Heu­markt. (Foto: Hei­ko Koch)

Ver­sio­ne italiana

Tra­duc­ción espaniola

Neun Men­schen mit (fami­liä­rer) Migra­ti­ons­ge­schich­te fan­den am 19. Febru­ar in Hanau einen gewalt­sa­men Tod. Ein 43-jäh­ri­ge Ras­sist erschoss sie und ver­wun­de­te zahl­rei­che wei­te­re Per­so­nen — zum Teil schwer. Am 19. Febru­ar betrat der Täter in der Hanau­er Innen­stadt gegen 22 Uhr zwei Loka­le in der Stra­ße „Am Heu­markt“ und erschoss drei Män­ner. In der Bar „La Vot­re“ den 33-jäh­ri­gen Wirt Kaloyan Vel­kov, in der Shi­sa-Lounge „Mid­night“ den 30-jäh­ri­gen Inha­ber Sedat Gür­büz und auf der Stra­ße den 34-jäh­ri­gen Fatih Sara­çoğ­lu. Anschlie­ßend fuhr er in den benach­bar­ten Stadt­teil Kes­sel­stadt. Auf dem Park­platz vor einem Hoch­haus am Kurt-Schu­ma­cher-Platz erschoss er Vili Vio­rel Păun. Wei­ter­le­sen „120 Tage nach Hanau: Räu­me für Solidarität“

Nicht geklappt: Kriminalisierung von „Rheinmetall entwaffnen!“

Mit bun­ten Ban­nern macht eine Kund­ge­bung vor dem Land­ge­richt Ber­lin auf die ver­bre­che­ri­schen Hand­lun­gen des Rüs­tungs­kon­zerns Rhein­me­tall aufmerksam

Es ist bezeich­nend, dass ich mich hier vor Gericht ver­ant­wor­ten muss und die, die Pro­fit mit dem Tod machen, nicht auf der Ankla­ge­bank sit­zen“, beginnt Lukas B. sei­ne Stel­lung­nah­me vor dem Land­ge­richt Ber­lin (LG), wo er im Rah­men einer Pro­test­ak­ti­on des anti-mili­ta­ris­ti­schen Bünd­nis­ses „Rhein­me­tall Ent­waff­nen!“  aus dem Jahr 2019 ange­klagt ist. Eine Stun­de nach Pro­zess­be­ginn ist das Ver­fah­ren auch schon been­det und das Bünd­nis fei­ert einen Erfolg: B.s Ankla­ge wegen Wider­stands und tät­li­chem Angriff auf Poli­zei­be­am­te wird unter Auf­la­gen fallengelassen.

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Die „Nationalsozialistische Offensive“ vor Gericht

Im impo­san­ten his­to­ri­schen Jus­tiz­ge­bäu­de in der Turm­stra­ße in Moa­bit: Der Pro­zess gegen André M. gibt Ein­bli­cke in das Den­ken eines neo­na­zis­ti­schen Drohbriefschreibers.

Schmäch­tig, in sich zusam­men gesun­ken und mit dem Charme eines intro­ver­tier­ten Com­pu­ter­nerds sitzt der Schles­wig-Hol­stei­ner André M. auf der Ankla­ge­bank und schweigt beharr­lich zu den Ver­bre­chen, die ihm vor­ge­wor­fen werden.

Für über 100 Droh­mails an Behör­den, Per­so­nen des öffent­li­chen Lebens und Politiker*innen wird der Ange­klag­te ver­ant­wort­lich gemacht. Unter dem Namen „natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Offen­si­ve“ soll er Mord- und Bom­ben­dro­hun­gen ver­sandt haben — trie­fend vor natio­nal­so­zia­lis­ti­schem Gedan­ken­gut und inklu­si­ve bru­ta­ler Gewalt­phan­ta­sien. Im April hat­te die Haupt­ver­hand­lung vor dem Land­ge­richt Ber­lin begon­nen und wird wohl noch eini­ge Mona­te andau­ern. Das Ver­fah­ren ist kom­plex, denn unüber­sicht­lich schei­nen die ver­schie­de­nen Strän­ge der Ermitt­lungs­ar­bei­ten gegen M. und kom­pli­ziert die tech­no­lo­gi­schen Details für den Nach­weis inter­net­ba­sier­ter Straf­ta­ten. Wei­ter­le­sen „Die „Natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Offen­si­ve“ vor Gericht“