Nach den Auseinandersetzungen an zwei Hamburger Schulen zum antifaschistischen Engagement einiger ihrer Schüler war es am Helene-Lange-Gymnasium mit Billigung der Schulbehörde zu einer Vortragsveranstaltung des AfD-Politikers und Mitglieds der Bürgerschaft, Alexander Wolf, gekommen. Dass Wolf ein lupenreiner Nazi mit enthusiastischen Bezügen zum Nationalsozialismus ist, war dabei kein Hinderungsgrund. Ein erschütterndes Beispiel für verschobene und verschrobene Sagbarkeitsgrenzen, aus der Feder eines Schülervaters, des Politologen Dr. Markus Mohr.
Nie wieder eine Plattform für den Burschenschaftler Alexander Wolf am Helene Lange Gymnasium und auch nicht anderswo!
Einen exklusiven Auftritt in der Schulklasse 10c des Helene-Lange-Gymnasiums (HLG) zum sogenannten Europatag am Dienstag 26. März 2019 verschaffte dem AfD-Fraktionsvorsitzenden in der Hamburger Bürgerschaft Dr. Alexander Wolf die Schulbehörde unter Leitung von Schulsenator Ties Rabe zusammen mit dem HLG-Schulleiter Holger Müller: Extremismus und Menschenrechte. Eben das wurde über erklärten Widerspruch und einer Antifa-Kundgebung mit der Androhung von Hausverboten und einem Polizeieinsatz vor dem HLG erfolgreich durchgesetzt. Der Wolf-Auftritt hat sowohl in der Schule wie auch in der Öffentlichkeit erheblichen Unwillen ausgelöst: Noch am gleichen Tag wurde von dem Sprecher der Schulbehörde Peter Albrecht öffentlich verbreitet: „Wir würden niemals Vertreter einer Partei als Redner vermitteln. Nicht von der AfD und auch nicht von anderen Parteien“ (Welt v. 25.3.2019). Eine Lüge, wie man heute weiß. Der weisungsabhängige Schulleiter Müller hat sein Vorgehen in der Causa Wolf in einem Offenen Brief an die Schulöffentlichkeit gerechtfertigt. Zugleich hat er darin dazu eingeladen an dieser Debatte mit Anregungen, Fragen, aber auch Kritik teilzunehmen. Dieser Bitte will ich als Vater zweier Schulkinder am HLG gerne nachkommen. Beziehen kann ich mich dabei auch auf eine Aussage von Schulsenator Rabe in einer Sitzung des Schulausschusses der Hamburger Bürgerschaft am 30. April: Er beklagte dort die große Verunsicherung die im Lehrerkollegium des HLG nach dem engagierten Antifa-Protest gegen den Wolf-Auftritt entstanden sein soll, welche Politiker man denn in Zukunft noch einladen kann. Mit der folgenden Stellungnahme möchte ich zu einer Versachlichung der Diskussion beitragen.
Auf seiner Homepage listet Wolf von seiner Geburt bis zu seinem Beruf sieben Punkte aus seinem Lebenslauf auf und benennt zwei „Mitgliedschaften/Aktivitäten“, darunter seine Mitgliedschaft im Bund der Steuerzahler. Mitte Februar 2015 deckte das Hamburger Abendblatt (HAB) die von Wolf verschwiegene Mitgliedschaft in der völkisch-nazistischen Burschenschaft Danubia auf, in der er seit 1989 aktiv ist. Dem Bericht ist weiter zu entnehmen, dass Wolf 1989 auch zu den Gründern des Republikanischen Hochschulverbandes (RHV) gehört und diesem eine Zeit lang vorsteht. Diese Gruppierung ist eine Untergliederung der von dem ehemaligen SS-Mann Franz Schönhuber geführten Partei Die Republikaner. Mit dem Ende seines Studiums 1994 sei der dann in der in München ansässigen Burschenschaft zu den sogenannten „Alten Herren“ übergewechselt, bei denen er nach 1998 für eine Amtszeit den Vorsitz des Altherrenverbands der Danuben ausgeübt habe. Das Abendblatt lässt Wolf selbst zu Wort kommen: „Austreten aus der extrem rechten Verbindung möchte er heute dennoch nicht. Eine Burschenschaft sei wie eine Familie, da müssten die Älteren auf die Jüngeren aufpassen, sagt Wolf.“ (HAB online v. 12.2.2015)
„Frei in Rede – Kühn in Tat“ — Zur Geschichte der Burschenschaft Danubia
Nimmt man die 1998 vom dem Danuben und dem Funktionär der Partei die Republikaner Henning Lenthe veröffentlichte zweibändige Chronik der Burschenschaft Danubia „Frei in Rede – Kühn in Tat“ zur Hand, so erweist sich, dass es sich bei dieser Gruppierung um eine der allerersten Adressen in der Geschichte des deutschen Faschismus im 20. Jahrhundert handelt. Die Chronik rühmt die Tat des Danuben Alfons Hauer, der 1919 dem Mörder des bayrischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner, dem Grafen Arco-Valley „mit einem Trick aus der Haft der roten Garden” befreit haben soll. Viele Danuben hätten dem Freikorps Epp angehört kann man darin lesen, dass mit seinen Mitgliedern Ernst Röhm, Rudolf Heß, Eduard Dietl usw. als eine zentrale Geburtszelle des frühen Nationalsozialismus gilt. In der Chronik liest man auch den knappen Hinweis, dass sich der Bundesbruder Dr. Holl im Jahre 1923 „als Strafverteidiger“ in „eine Person der Zeitgeschichte“ verwandelt haben soll. Um was mag es dabei handeln, fragt man sich, da es dazu in der Chronik keine weitere Aufklärung gibt. Durch eine Recherche andernorts kann man in Erfahrung bringen, dass es sich hier um den Fliegeroffizier Dr. jur. Alfred Holl handelt, (1883 – 1966) der sich als Rechtsanwalt mit einem markanten Plädoyer im Prozess um den Hitler-Putsch vom 9. November 1923 für seinen Mandanten Dr. Friedrich Weber hervortat. In dem gedruckt vorliegenden Plädoyer vom 22. März 1924 macht der Danube Holl dabei aus seinem Herzen keine Mördergrube: Unter Berufung auf seinen „Freund Hitler“ setzt er sich für die Putschisten als „Männer“ ein, die vor allem „den Weltverbrüderungsteufel, die marxistische Bewegung, den Pazifismus, den überspannten Föderalismus, das Judentum als Fäulniserreger im Volksleben, die von einem Juden verfasste und daher undeutsche Weimarer Verfassung, das parlamentarische System mit seiner öden Mehrheitsanbetung, den volkszerstörenden Klassenkampf und die Internationale in jeder Form“ bekämpfen. Eben diese beschrieb er als eine völkische Sturmtruppe für ein „braves Volk“ das „mit ganz gesundem Empfinden (…) die ersten Maßnahmen (…) gegen das verhasste Berliner Regiment der Juden, Marxisten, Demokraten und Pazifisten“ begrüßten. In der Chronik kann man aber lesen, dass es der Alte Herr der Burschenschaft Holl selbst gewesen ist, der dann im Dezember 1933 mit dafür sorgt, dass einer der frühesten Gefolgsleute Hitlers und der später jahrelang als Staatssekretär im Goebbels-Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda amtierende Herrmann Esser in die Danubia aufgenommen wird. Froh gestimmt und offenherzig heißt es hier in der 1998 gedruckten Chronik, dass der „persönlich (als) ein integrer Mann“ beschriebene Antisemit Esser „die nationalsozialistische Prominenz in unseren Reihen“ vergrößert habe. In der Chronik wird auch die sogenannte „Judenfrage“ direkt angesprochen. Ohne weitere Erläuterungen wird auf einen Grundsatzbeschluss der Deutschen Burschenschaft (DB) aus dem Jahre 1920 verwiesen, in dem man „die Aufnahme von Juden und Judenstämmlingen ausnahmslos“ ablehne, und sich dazu verpflichtet die Mitglieder der Burschenschaft „so zu erziehen, das eine Heirat mit einer jüdischen oder farbigen Frau ausgeschlossen ist und daß in einem solchen Falle das betreffende Mitglied ausscheidet.“ Folgt man der Danubia-Chronik weiter, so muss die Epoche des Nationalsozialismus auch aus der Rückschau im Jahre 1998 eine schöne Zeit gewesen sein. Darauf verweist eine ohne Relativierungen gebrauchte unmissverständliche Formulierung, in der schnörkelos dazu auffordert wird, sich daran zu erinnern, „dass das damalige Großdeutschland zwar ein schöner, aber auch sehr kurzer Traum“ gewesen sein soll.
Danubia — Frei- und Rückzugsraum für Nazi-Totschläger und Nazi-Intellektuelle
Nach der Befreiung vom Faschismus am 8. Mai 1945 wurde die Danubia zunächst von den Besatzungsbehörden verboten. Einer Lizensierung als Verein standen „unüberwindliche Schwierigkeiten gegenüber“ wie es in der Chronik heißt. Die „alten Herren, die im Geiste trotz Krieg und Nachkriegsnot jung geblieben“ seien, waren mit dem „zentralen Problem“ der Entnazifizierung konfrontiert. O‑Ton Chronik: „Es gab fast keinen, der nicht Mitglied der Partei oder einer ihrer Untergliederungen war. Darin lag auch die Schwierigkeit, die Danubia in einer zeitgemäßen Form wieder zu errichten.“ Aber schon im Juni 1954 konnte Bundesbruder Dr. Jur. Holl nach der Wiedergründung 1949 auf dem Burschentag in Regensburg auf der zentralen Kundgebung an der Wallhalla unter großem Jubel die Festrede auf dem Kommers halten.
Ende 1957 erwarb die Burschenschaft ihr Haus in der Münchener Möhlstraße 21. In der Chronik wird dem „Danubenhaus“ auch ein zweiseitiger Abriss gewidmet, ohne natürlich die Vorbesitzer, die jüdischen Eheleute Julius und Luise Kaufmann zu erwähnen, von denen das Haus im Jahre 1938 „arisiert“ wurde. In diesem Haus wurde dann am 15. Juli 1961 die Burschenschaftliche Gemeinschaft (BG), bestehend aus 42 deutschen und österreichischen Burschenschaften, gegründet. In dem Gründungsprotokoll bekennt sich die BG „zum volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff“ und bezieht sich positiv auf ein „Großdeutschland“ in den Grenzen vom 1. September 1939. Ganz in diesem Geist unterstützten auch Danuben terroristische Aktionen gegen die Republik Italien in Südtirol. In den 1970er Jahren gilt die Danubia als die Kaderschmiede für den Nationaldemokratischen Hochschulbund der NPD. Ihr Haus diente am 21. Juli 1977 als Unterschlupf für ein Rollkommando der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD). Auf Anforderung der Danubia war damals unter der Führung des NPD-Aktivsten Max Kerscher eine 15 bis 20 Mann starke Truppe gewaltbereiter Schläger aus Regensburg nach München gereist. Die Schläger dienten der Danubia dazu, um vor der Uni-Mensa auf vermeintlich linke Studenten einprügeln zu lassen. In einem zwei Jahre später dazu anberaumten Strafprozess vor einer Kammer des Landgericht München I wurde nach der Anhörung von 50 Zeugen der Hintergrund und das ganze Ausmaß der 20 Minuten lang anhaltenden Prügelorgie deutlich. Elf Studenten wurden dabei zum Teil schwer verletzt. In dem Urteil steht nachzulesen: „Es wurde vereinbart, dass Fahrtkosten ersetzt und Verpflegung von der Danubia gestellt würden.“ Nach der Prügelorgie zogen sich die Schläger wie zuvor abgesprochen in das Danubenhaus zurück. Das Urteil vermerkt dazu, dass die Schlägergruppe mit „Cola, Essen und Zigaretten“ versorgt und eine „Manöverkritik“ abgehalten wurde. Später bedankte sich die Danubia schriftlich für den „tapferen Einsatz“. Alle fünf Angeklagten wurden am 3. August 1979 wegen schweren Landfriedensbruches beziehungsweise gefährlicher Körperverletzung zu Haftstrafen ohne Bewährung verurteilt. (Az. 6 KLS 113 Js 4610⁄77)
Im Mai 1989 wurde in dem Haus der Danubia der Republikanische Hochschulverband (RHV) aus der Taufe gehoben. Für die kommenden Monate fungieren Hans-Ulrich Kopp, der 1998 für die Danubia-Chronik von Lenthe den Geleit-Text verfassen sollte, Alexander von Schrenck-Notzing und Alexander Wolf als seine Sprecher. Ziel dieser Studentengruppierung war es, die neofaschistische Partei „Die Republikaner“ unter der Leitung des SS-Mannes Schönhuber zu „intellektualisieren.“ In dem dafür Ende Oktober 1989 veröffentlichten Hochschul- und Bildungspolitischen Programm wird Klartext gesprochen: Gleich im ersten Satz wird das „Recht des deutschen Volkes auf (…) (die) Bewahrung seiner nationalen Identität“ in Widerspruch zu der „unter humanitären Vorwänden angestrebten Verwirklichung der multikulturellen Gesellschaft“ proklamiert. Aus der Sicht des RHV steht die „Erziehung zu ‘Antifaschismus’, ‘Antirassismus’ und ‘Antimilitarismus’««<“ dem Anspruch auf „Freiheit und Wissenschaft“ entgegen. Natürlich spricht man sich gegen „Gleichmacherei“ und für eine „Elitenförderung“ mit einem „weiten Horizont“ aus. Der RHV machte ein „vollständiges und zusammenhängendes Geschichtsbild” geltend und schlussfolgerte daraus das – wie er formulierte – „Ende der fächerübergreifenden ebenso einseitigen wie penetranten Vergangenheitsbewältigung an unseren Schulen.“ Und dazu wurde von dem RHV die klare und unmissverständliche Ansage gemacht, dass die „politische und soziale Identitätsfindung des Heranwachsenden deutschen Staatsbürgers (…) nicht auf Vokabeln wie >Auschwitz< und >Lidice< reduziert werden“ solle. Und ausgerechnet zu diesen Leichenhaufen fiel dem RHV unmittelbar der Merksatz ein: „Die positiven Errungenschaften der deutschen Geschichte und Geistesgeschichte sind als solche darzustellen.“
Der RHV bestand etwa ein Jahre bevor er sich im Frühjahr 1990 nach Zerwürfnissen mit der Partei der Republikaner auflöste. Die wesentlichen Protagnisten wie Wolf und Kopp transformierten sich spätestens von da in das aufstrebende Zeitungsprojekt Junge Freiheit. Der Gründer und heutige Chefredakteur Dieter Stein war selber Aktivist im RHV-Ortsverband Freiburg. Diese von Beginn an durch das Milieu der Burschenschaften vielfältig geförderte Zeitung verfolgt seit nunmehr drei Jahrzehnten das Projekt eines völkischen Nationalismus. Hier agiert Wolf und organisiert seit 30 Jahren seine Kontakte. Wolf lernt eine Vielzahl von Nazis persönlich kennen, so gut wie allen Nazis in diesem Land ist der AfD-Fraktionsvorsitzende in der Hamburger Bürgerschaft wohlbekannt.
Parallel zum Engagement von Wolf für die Junge Freiheit entwickeln sich die seit dem Ende der 1980er Jahre von der Burschenschaft Danubia etablierten sogenannten Bogenhausener Gespräche über die Jahre zu einem Stelldichein von Nationalsozialist*innen, Holocaustleugner*innen und Geschichtsrevisionist*innen aller Couleur (Michael Walker, Wilhelm Stäglich, Horst Mahler, Ernst Nolte, Hellmut Diwald, Heinz Magenheimer, der ehemalige NPD-Bundesvorsitzende Günther Deckert, Hans-Helmuth Knütter und schwindelerregend viele mehr). Auf ihrer Homepage bewirbt die Danubia die Veranstaltungen mit dem Hinweis, dass die Referate ihren Mitgliedern das „notwendige Rüstzeug“ liefern sollen, sich gegen den „herrschenden Zeitgeist“ zu stellen. Nach Auskunft der Bayrischen Staatsregierung werden die „Veranstaltungen der Münchener Burschenschaft Danubia (…) nach eigener Darstellung von ‘unseren jungen Bundesbrüdern in eigener Regie’ organisiert. Die sogenannten ‘Alten Herren’ stehen dabei unterstützend zur Seite, außerdem gewähren die ‘Alten Herren’ Hilfe und Unterstützung während des Studiums.“ (Bay. Landtag Drs. 17⁄9235 v. 22.1.2016)
Am 13. Januar 2001 wurde in dem Danubenhaus dem polizeilich bekannten 19-jährigen Neonazi Christoph Schulte Unterschlupf gewährt, unmittelbar nachdem dieser als Haupttäter aus einer Gruppe von etwa 50 Neonazis heraus den 31-jährigen Artemios T. halb tot geprügelt hatte. Der rassistisch motivierte Überfall, für den Schulte später zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurde, ereignete sich aus einer Geburtstagsfeier heraus, die gemeinsam von dem Mitglied der Danubia Reiner Mehr und Martin Wiese organisiert wurde. Der Kamerad des Danuben Mehr, der Rechtsterrorist Wiese, wird im September 2003 im Zusammenhang mit einem geplanten Sprengstoffanschlag auf die Grundsteinlegung des neuen Jüdischen Kulturzentrums am 9. November 2003 in München festgenommen und später dafür zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt. Der bayrische Innenmister Beckstein sprach damals von einer „Braunen Armee Fraktion“.
Im Juni 2001 machte ein Fernsehteam Aufnahmen in dem Danubenhaus in der Möhlstraße in Bogenhausen. In der Süddeutschen Zeitung (SZ) stand dazu zu lesen, dass „ein Mitglied des Drehteams Hitlers ‘Mein Kampf’ (druckfrisch) aus dem Regal (fischte). Im Einband fand er die Widmung ‘Für den lieben Georg zum 19. Geburtstag’, daneben das Danubia-Zeichen. An den Wänden hingen Landser-Fotos aus dem Zweiten Weltkrieg, ‘angedeutete Hakenkreuze’ und Parolen wie diese: ‘Es ist die größte Ehre für das Vaterland zu sterben’ samt hymnischer Würdigung des antisemitischen Nazi-Dichters Kolbenheyer.“ (SZ v. 28.6.2001). Auch in dieser Zeit übt Alexander Wolf den Vorsitz der Alten Herren in dieser Burschenschaft aus. Die im Juni 2001 aufgedeckte Affäre um die Unterstützung eines Nazi-Totschlägers machte erneut offenbar, dass die Danubia für Nazis aller Couleur auch als ein logistischer Rückzugsraum diente. Den Alten Herren Wolf motivierte eben das dazu, seine in die Öffentlichkeit geratene Burschenschaft umsichtig zu verteidigen. Aus einer von Wolf gemeinsam mit dem damaligen Danubia Sprecher Sascha Jung verfassten, undatierten Stellungnahme, vermutlich aus dem Frühsommer des Jahres 2005, geht hervor, wie sie dazu raten, Gegendarstellungsansprüche gegen eine unliebsame Presseberichterstattung in Angriff zu nehmen.
Es sollten auch die Umtriebe der Danubia sein, die dafür sorgten, dass der SPD-Parteivorstand im März 2006 beschloss eine Mitgliedschaft in der SPD mit der Mitgliedschaft in der eindeutig als biologistisch, völkisch und großdeutsch ausgerichteten Burschenschaftlichen Gemeinschaft und damit auch in der Danubia für unvereinbar zu erklären. (SPIEGEL-Online v. 28.3.2006)
Die nazistisch profilierten politischen Markierungen der Danubia lassen sich bis in die jüngste Gegenwart nachverfolgen: 2015 publiziert der Danube Fred Duswald für die österreichische Zeitschrift Die Aula einen Text unter der Überschrift „Mauthausen-Befreite als Massenmörder“ und führt weiter aus, dass die KZ-Insassen nach ihrer Befreiung zu einer „Landplage“ geworden seien, was „nur noch von KZ-Fetischisten“ bestritten werde. Die befreiten „Kriminellen“ seien „raubend und plündernd, mordend und schändend“ umhergezogen, und hätten mit sowjetischen Soldaten „in der Begehung schwerster Verbrechen“ gewetteifert. (sz.de v. 5.10.2015) Mitte Mai 2017 wird aus dem Verteidigungsausschuss des Bundestages bekannt, dass der Militärische Abschirmdienst (MAD) Hinweise verfolgt, dass der terrorverdächtige Oberleutnant Franco A. Kontakte auch zu einigen Studenten aus der Burschenschaft Danubia unterhalten haben soll. (FAZ.NET v. 17.5.2017)
„Ja, durch unsre Fäuste fällt …“ — Wolf gedenkt dem Hitlerjungen Quex
In einem Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt vom Februar 2015 hatte Wolf noch sein aktuelles Engagement als älterer Herr der Danuben mit dem Hinweis camoufliert, dass er es selbst gewesen sei, „der das Bekenntnis zur demokratischen Grundordnung bei der Aufnahme in die Burschenschaft durchgesetzt“ habe. In der rund 750 Seiten umfassenden Danubia-Chronik findet sich dazu auch nicht der geringste Hinweis. Seit dem November 2017 ist jedoch belegt, dass Wolf 1994 anlässlich des 49. Jahrestages des Kriegsendes in kleiner Auflage und ohne ISBN-Nummer für seine Burschenschaft ein Liederbuch mit dem Titel „Schlachtruf – Nationale Lieder“ herausgegeben hat. Auf dem Umschlag prangt ein Adler und im Heft findet sich eine Vielzahl von Naziliedern. Darunter auch die Hymne der Hitlerjugend „Unsre Fahne flattert uns voran“, mit der während der Nazizeit Soldaten und Jugendliche auf die völkische Ideologie eingeschworen wurden. Das Lied stammt von dem vom Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg als Hauptkriegsverbrecher verurteilten Reichsjugendführers Baldur von Schirach. Es wurde in dem im September 1933 uraufgeführten Propagandafilm Hitlerjunge Quex Untertitel: „Ein Film vom Opfergeist der deutschen Jugend“, das erste Mal verbreitet. Textzeilen dieses Liedes: „Deutschland, du wirst leuchtend stehen, mögen wir auch untergehen (…) Wir sind der Zukunft / Soldaten. Jugend! Jugend! / Träger der kommenden Taten / Ja, durch unsre Fäuste fällt / Wer sich uns entgegenstellt.“
Zu der Zeit der Publikation war Wolf so alt wie Baldur von Schirach bei Amtsantritt als Reichsjugendführer im Jahre 1933 und hatte sein erstes juristisches Staatsexamen abgelegt und war sich der Problematik der Strafverfolgung von NS-Propaganda bewusst. In gewiefter Diktion erklärt er: „Auf historisch-kritische Kommentierungen glaubt der Herausgeber guten Gewissens verzichten zu können: die Texte sprechen für sich selbst“, und greift im Vorwort zu dem Trick zu behaupten, das Liederbuch habe lediglich „wissenschaftlich-dokumentarischen Charakter“, mit dem es um „staatsbürgerliche Aufklärung“ gehe. Gleichwohl macht Wolf aus seiner geschichtsrevisionistischen Ideologie keinen Hehl: „’Der Schlachtruf’ soll einen Beitrag liefern zu Wut, Trauer, Scham und Entsetzen angesichts der nun 50 Jahre zurückliegenden bedingungslosen Kapitulation und aufrufen zu einem entschlossenen ‚Nie wieder’!“: Ein „Nie wieder!“ das sich auf die Kapitulation des NS-Verbrecherregimes bezieht und eine Verhöhnung des gleichlautenden „Nie wieder!“ der von den NS-Verbrechen entsetzten Demokraten und Antifaschisten der Bundesrepublik. Der Presse bietet Wolf auf diese Enthüllung hin die faule Ausrede, dass er heute „für die Herausgabe nicht mehr zur Verfügung“ stehen würde. (Mopo v. 23.11.2017) Das ist eine verlogene Relativierung. Offenkundig allemal, dass sich Wolf aktuell durch die Umstände noch dazu gezwungen sieht, öffentlich immer mal wieder von „Demokratie“ zu schwadronieren, um so seine Burschenschaft Danubia als nazistischen Familienverband in der Öffentlichkeit abzuschirmen.
Tertium non datur — Beschluss
Dr. jur Alexander Wolf ist ein bedeutender Protagonist der völkisch-nazistischen Burschenschaft Danubia. Er frönt der Obsession die Hymne der Hitlerjugend zu brüllen, sich in das Koma zu saufen und sich und anderen die Fresse einzuschlagen. Der Danube Wolf steht knietief in der Tradition seines Bundesbruders Dr. jur Alfred Holl, der schon lange vor ihm „gegen das verhasste Berliner Regiment der Juden, Marxisten, Demokraten und Pazifisten“ gehetzt hat. In diesem Geiste verherrlicht Wolf ex negativo die Nazizeit, er verherrlichte mit dem Liederbuch die deutschen Angriffs- und Vernichtungskriege und spart eine Auseinandersetzung mit der Katastrophe des Nationalsozialismus und dem Holocaust aus. Die Burschenschaft von Wolf sympathisiert damals wie heute mit Nazi-Terroristen. Alexander Wolf ist ein in die AFD-Wolle eingefärbter Nationalsozialist.
Der Beschluss der nach diesem kurzen Durchgang durch die politische Vita von Dr. Wolf zu ziehen ist, ist eindeutig: Ihm ist nirgendwo in der Öffentlichkeit eine Plattform zu eröffnen. Eine Schulausbildung, die, wie es in der Präambel zum Leitbild der ersten UNESCO-Schule in BRD am Eingang des HLG zu lesen steht, den Anspruch auf „die Verwirklichung der Menschenrechte und die Erziehung zu einem friedlichen Miteinander“ formuliert, hat hier zwingend die Frage zu diskutieren: In welcher Art und Weise kann Dr. jur Alexander Wolf aus dem politischen Leben in der Bundesrepublik ausgeschaltet werden.