Der 32-jährige Europaabgeordnete Marco Zanni aus dem lombardischen Lovere ist ein ambitionierter und wandlungsfähiger junger Mann. Zusammen mit weiteren 16 Mitgliedern der Partei „Movimento 5 Stelle“ (M5S) zog er im Jahr 2014 in das EU-Parlament in Brüssel ein. Die populistische Partei hatte im Mai 2014 mit 21,15 Prozent der abgegebenen Stimmen ein überraschend gutes Ergebnis erzielt. Im Jahr 2017 überwarf sich Marco Zanni u.a. wegen des EU-Kurses der Partei mit dem autoritären Parteiführer Beppo Grillo und trat aus der M5S aus. Zanni schwenkte nach rechts und trat der Fraktion „Europa der Nationen und der Freiheit“ (ENF) bei, die von der damaligen Front-National Chefin Marine Le Pen geleitet wurde. Zeitgleich wurde er Mitglied der Lega, die im Jahr 2014 mit 6,2 Prozent der abgegebenen Stimmen und 5 Mandatsträger*innen in das Europäische Parlament eingezogen war.
Schon 2017 schwärmte Zanni für ein souveränistisches Bündnis zwischen der Lega und der faschistischen „Fratelli d‚Italia“ (FdI). In einem Interview äußerte er: “Il fronte sovranista ha bisogno di collanti, dobbiamo fare gruppo. La manifestazione della Lega e di Fratelli d’Italia è un’iniziativa giusta.” (dt.: „Die Front der Sovranisten braucht eine gute Verbindung, wir müssen eine Gruppe bilden. Die Kundgebung der Lega und der Fratelli d’Italia ist dafür eine ausgezeichnete Initiative.“) Seine Ambitionen nach ganz rechts zeigte er ein weiteres Mal im September des gleichen Jahres. Marco Zanni folgte einer Einladung der faschistischen CasaPound Italia zu ihrem jährlich stattfindenden Festival „Direzione Rivoluzione“ (dt.: Richtung Revolution) und diskutierte mit dem Parteisekretär Simone di Stefano und dem CasaPound Verantwortlichen für Lazio, Mauro Antonini, über die Möglichkeiten eines „Italexit“.
Im Mai dieses Jahres vervierfachte die Lega ihren Stimmenanteil auf 34,4 Prozent und zog mit 28 Parlamentarier*innen in das Parlament in Brüssel ein. Dort hat die Lega am 12. Juni mit acht weiteren rechten Parteien, dem „Vlaams Belang“ aus Belgien, der „Dänischen Volkspartei“, der „Alternative für Deutschland“, der „Estnische Konservative Volkspartei“, der Partei „Wahre Finnen“, dem „Rassemblement National“ aus Frankreich, der „Freiheitlichen Partei Österreichs“ und der „Svoboda a přímá demokracie“ aus Tschechien, eine 73-köpfige Fraktion mit dem Titel „Identität und Demokratie“ gegründet, die als Nachfolgeorganisation der Fraktion „Europa der Nationen und der Freiheit“ gilt. Marco Zanni wurde zum Vorsitzenden dieser nun fünftstärksten Fraktion des Europaparlaments bestimmt. Seine Stellvertreter sind Jörg Meuthen von der AfD und Nicolas Bay vom Rassemblement National.