Die Migration der Roma in der Europäischen Union. Eine ethnische Minderheit als Spielball europäischer Politik

Titelbild von transform! Europäische Zeitschrift für kritisches Denken und politischen Dialog 10/2012
Titel­bild von trans­form! Euro­päi­sche Zeit­schrift für kri­ti­sches Den­ken und poli­ti­schen Dia­log 10/2012

Frank­reich schickt Roma nach Rumä­ni­en zurück, Roma rei­sen «frei­wil­lig» nach Maze­do­ni­en aus, Tsche­chi­sche Roma suchen Asyl in Kana­da – die Schlag­zei­len der letz­ten Jah­re haben wie­der­holt den öffent­li­chen Blick auf die Migra­ti­on der Roma in Euro­pa gelenkt. Die Debat­ten, die dar­aus ent­ste­hen, ori­en­tie­ren sich stark am Rechts­sta­tus der Migran­tIn­nen. So lös­te die Aus­wei­sung rumä­ni­scher und bul­ga­ri­scher Roma aus Frank­reich 2010 eine euro­päi­sche Debat­te zum EU-Recht auf Frei­zü­gig­keit aus. Roma aus Maze­do­ni­en und Ser­bi­en, die seit der Visa­li­be­ra­li­sie­rung 2010 in die EU ein­ge­reist sind, wur­den hin­ge­gen zum Gegen­stand einer Debat­te um «Asyl­miss­brauch». Als Reak­ti­on auf ihre Migra­ti­on wird in Brüs­sel inten­siv über die Über­prü­fung von Per­so­nen anhand eth­ni­scher Zug­hö­rig­keit (Eth­nic Pro­fil­ing) an den Außen­gren­zen der EU und über eine tem­po­rä­re Wie­der­ein­füh­rung der Visa­pflicht für Maze­do­ni­en und Ser­bi­en debat­tiert (ESI 2011).

In Deutsch­land the­ma­ti­siert die Men­schen­rechts­kam­pa­gne «Alle blei­ben» die Lage der Koso­vo-Roma, die in den 1990er Jah­ren in Deutsch­land Zuflucht fan­den, jedoch nie eine unbe­fris­te­te Auf­ent­halts­ge­neh­mi­gung erhiel­ten. Seit der Unter­zeich­nung eines Rück­über­nah­me­ab­kom­mens zwi­schen Deutsch­land und dem Koso­vo 2009 sind sie akut von Abschie­bun­gen bedroht (Kropp/Striethorst 2010). Weni­ger öffent­li­che Auf­merk­sam­keit erhält die Migra­ti­on tsche­chi­scher und unga­ri­scher Roma nach Kana­da. Nach zahl­rei­chen Asyl­ge­su­chen von Roma kam es im Som­mer 2009 zu einer diplo­ma­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen Kana­da und der EU, als Kana­da uni­la­te­ral Visa für alle Ein­rei­sen­den aus Tsche­chi­en ein­führ­te (Tóth 2010). Wei­ter­le­sen „Die Migra­ti­on der Roma in der Euro­päi­schen Uni­on. Eine eth­ni­sche Min­der­heit als Spiel­ball euro­päi­scher Politik“