Zwei Jahre nach Eisenach

Zahlreiche Veranstaltungen zur Selbstenttarnung des NSU

Am 4. Novem­ber 2011 ging in Eisen­ach vor den Augen der Poli­zei ein Wohn­mo­bil in Flam­men auf. Dar­in wur­den zwei Lei­chen gefun­den, die offen­sicht­lich vor­her gewalt­sam zu Tode kamen. Stun­den spä­ter explo­dier­te in der Zwi­ckau­er Früh­lings­stra­ße eine Woh­nung und brann­te aus. In den fol­gen­den Tagen roll­te eine Lawi­ne von unge­heu­er­li­chen Erkennt­nis­sen durchs Land: die bei­den toten Män­ner in dem Wohn­wa­gen waren Uwe Mund­los und Uwe Böhn­hardt, die Woh­nung in Brand setz­te in Zwi­ckau Bea­te Zsch­ä­pe, die sich vier Tage nach Eisen­ach den Behör­den stell­te. Die drei sol­len der Kern einer neo­na­zis­ti­schen Ter­ror­ban­de mit dem Namen „Natio­nal­so­zia­lis­ti­scher Unter­grund“ (NSU) gewe­sen sein und nach ihrem Unter­tau­chen 1998 wäh­rend der Jah­re 2000 und 2007 neun Men­schen aus ras­sis­ti­schen Moti­ven und eine Poli­zis­tin ermor­det haben, min­des­tens drei Spreng­stoff­an­schlä­ge, einer davon mit einer ver­hee­ren­den Nagel­bom­be in Köln mit vie­len Ver­letz­ten, und (min­des­tens) 15 Bank­rau­be ver­übt haben.

Hin­ter dem Agie­ren des NSU und sei­nes wohl meh­re­re Hun­dert Per­so­nen umfas­sen­den Unter­stüt­zer_in­nen-Netz­werks öff­ne­te sich das Pan­ora­ma des wohl  größ­ten Geheim­dienst­skan­dals der Geschich­te der Bun­des­re­pu­blik und eines unvor­stell­ba­ren behörd­li­chen Ras­sis­mus in den Mord­er­mitt­lun­gen. Gegen die Fami­li­en und das sozia­le Umfeld der Opfer und die Ermor­de­ten selbst wur­de über Jah­re mit kru­den Vor­wür­fen und ras­sis­ti­schen Anschul­di­gun­gen ermit­telt und selbst als die Mord­se­rie mit der immer glei­chen Tat­waf­fe offen­bar wur­de, rück­ten die Behör­den nicht von ihrer starr­sin­ni­gen Annah­me ab, es müs­se sich um For­men „Orga­ni­sier­ter Kri­mi­na­li­tät“ (OK) im Aus­län­der­mi­lieu han­deln. Für die betrof­fe­nen Fami­li­en eine bis zu einem Jahr­zehnt wäh­ren­de Demü­ti­gung ohne das je auch nur ansatz­wei­se Spu­ren ins Nazi-Milieu ver­folgt wor­den wären. Wie weit staat­li­che Ver­stri­ckung in das Gesche­hen gegan­gen ist, ist bis heu­te nicht ansatz­wei­se geklärt, im Gegen­teil: ein bei­spiel­los dreis­ter Ver­tu­schungs- und Obstruk­ti­ons­skan­dal der in der Kri­tik ste­hen­den Behör­den (Poli­zei, Inlands­ge­heim­dienst „Ver­fas­sungs­schutz“, Bun­des­nach­rich­ten­dienst (BND), Mili­tä­ri­scher Abschirm­dienst (MAD) usw.) über­schat­tet selbst die Auf­klä­rungs­be­mü­hun­gen Par­la­men­ta­ri­scher Unter­su­chungss­aus­schüs­se (im Bun­des­tag, in den Lan­des­par­la­men­ten von Thü­rin­gen, Sach­sen und Bay­ern — tei­lös bereits abge­schlos­sen) und des NSU-Pro­zes­ses vor dem Ober­lan­des­ge­richt in Mün­chen (seit 6.5.2013). Da wird Infor­ma­ti­on vor­ent­hal­ten und mani­pu­liert, Akten geschred­dert oder vor­ent­hal­ten und eine Auf­klä­rung zu Fra­gen der Geheim­dienst-Infor­man­ten im Umfeld der Mör­der hin­ter­trie­ben. Tat­säch­lich las­sen sich rund um die „Zwi­ckau­er Zel­le“ sage und schrei­be 24 V‑Leute des Ver­fas­sungs­schut­zes und ande­rer Behör­den nach­wei­sen. Vie­le unge­klär­te Fra­gen (z.B.: War der Tod Mund­los‘ und Böhn­hardts wirk­lich Selbst­mord?) und haar­sträu­ben­de Unge­reim­hei­ten sind nach wie vor unauf­ge­klärt. Wel­che natio­na­len Netz­werk­emit dem und inter­na­tio­na­len Ver­bin­dun­gen zum NSU nach­weis­bar sind ebenso.

Aber auch eine kri­ti­sche und lin­ke Öffent­lich­keit hat von dem mör­de­ri­schen Agie­ren des NSU kei­ne Kennt­nis genom­men und sich von den Medi­en, die die Poli­zei­ver­sio­nen unge­prüft und auf­la­gen­stei­gernd skan­da­li­siert über­nah­men, den Bären der kri­mi­nel­len Machen­schaf­ten im „Aus­län­der­mi­lieu“ auf­bin­den las­sen: nie­mand hat gegen die Eti­ket­tie­rung der grau­sa­men Hin­rich­tun­gen als „Döner-Mor­de“ je laut­stark pro­tes­tiert oder auch nur Zwei­fel ange­mel­det. Auch nach­dem in Kas­sel, nach der Ermor­dung des jun­gen Inter­net­ca­fé-Betrei­bers Halit Yoz­gat am 6. April 2006, tau­sen­de Men­schen migran­ti­schen Hin­ter­grunds unter dem Mot­to „Kein 10. Opfer“ demons­trier­ten, wach­te eine deut­sche Öffent­lich­keit — mit den ras­sis­ti­schen Erklä­run­gen offen­bar ein­ver­stan­den — nicht auf.

Immer­noch ver­hal­ten und erst lang­sam arti­ku­liert sich ein Auf­schrei, der all das nicht mehr zu akzep­tie­ren bereit ist und beginnt, eine öffent­li­che Dis­kus­si­on der Skan­da­le, des behörd­li­chen und gesell­schaft­li­chen Ras­sis­mus und der enor­men Gefah­ren für das Gemein­we­sen, die von den unkon­trol­lier­ba­ren (Inlands-)Geheimdiensten aus­ge­hen, zu erzwin­gen. Zum Jah­res­tag der Selbst­ent­tar­nung des NSU fin­den neben einer Demons­tra­ti­on am Sams­tag, 2.11.2013 um 12 Uhr am Platz der Luft­brü­cke in Ber­lin-Tem­pel­hof eine gan­ze Rei­he von Ver­an­stal­tun­gen statt, auf die wir hier auf anti­f­ra* auf­merk­sam machen wollen:

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NSU-Naziterror zwischen Aufklärung und Vertuschung

4.11.web4.11.2013, 19 Uhr, im Mon­arch, Ska­lit­zer Str. 134

Vor zwei Jah­ren, am 4. Novem­ber 2011, star­ben zwei NSU-Mör­der nach einem Bank­raub in Eisen­ach. Nach und nach wur­de die mons­trö­se Dimen­si­on der Taten des „Natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Unter­grunds“ (NSU) der Öffent­lich­keit bekannt. Neun Men­schen wur­den aus ras­sis­ti­schen Moti­ven ermor­det, eine Poli­zis­tin starb unter völ­lig unkla­ren Umstän­den, zahl­rei­che Men­schen wur­den schwer verletzt.

Unter dem Schock des Bekannt­wer­dens eines Ter­ror­netz­werks ver­such­te die kri­ti­sche Öffent­lich­keit aus Journalist_innen, migra­ti­ons­po­li­ti­schen Initia­ti­ven und Antifaschist_innen Licht ins Dun­kel des NSU-Kom­ple­xes zu brin­gen. Ras­sis­ti­sche Ermitt­lungs­ar­beit und sys­te­ma­ti­sche För­de­rung von Nazi­grup­pen durch die Behör­den und Geheim­diens­te wur­de sicht­bar. Die Geheim­diens­te began­nen damit, gezielt Akten zu ver­nich­ten und die Öffent­lich­keit zu täu­schen und ver­däch­ti­ge Mit­ar­bei­ter zu schüt­zen. Nach zwei Jah­ren sind immer noch vie­le Fra­gen offen und etli­che Details deu­ten auf eine plan­vol­le Ver­schleie­rung der Auf­klä­rung und sogar Begüns­ti­gung des NSU-Ter­rors durch Staats­or­ga­ne hin.

Vie­le Lin­ke waren von Beginn an sprach­los ange­sichts der Mord­se­rie und der bei­na­he täg­li­chen Ent­hül­lun­gen: was zu Tage kam spot­te­te jeder „Ver­schwö­rungs­theo­rie“. Nicht zuletzt, weil auch in und sei­tens der Anti­fa zu wenig kri­ti­sche Nach­fra­gen in den zurück­lie­gen­den zehn Jah­ren gestellt wor­den waren. Kaum jemand kann alle Facet­ten der NSU-Mord­se­rie und der Rol­le des Staa­tes über­bli­cken. Eine Situa­ti­on, die Raum für Fra­gen und zur Dis­kus­si­on verlangt.

Wir wol­len ver­su­chen im Gespräch eini­ge Blick­win­kel zusam­men zu bringen.

Miraz Bezar hat den Unter­su­chungs­aus­schuss im Bun­des­tag beglei­tet, Fritz Bur­schel (RLS) besucht als Kor­re­spon­dent von Radio Lot­te und NSU Watch den Pro­zess und Julia­ne Kara­ka­ya­li betrach­tet die gesell­schaft­li­che Dis­kus­si­on um Ras­sis­mus im Kon­text der NSU-Debatte.

Eine Ver­an­stal­tung von Avan­ti-Pro­jekt undog­ma­ti­sche Linke/IL

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Der NSU-Komplex und dessen Aufklärung. Eine kritische Zwischenbilanz zum zweiten Jahrestag der NSU-Selbstenttarnung.

Sonn­tag, den 3. Novem­ber, 19 Uhr im Ver­an­stal­tungs­raum, Fran­zö­si­sche Fried­rich­stadt­kir­che, Gen­dar­men­markt 5, 10117 Berlin.

BAGKR_Veranstaltung201310_kleinZwei Jah­re nach der Selbst­ent­tar­nung des Natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Unter­grunds (NSU) ist eine öffent­li­che Zwi­schen­bi­lanz zum Stand der Auf­klä­rung des NSU-Kom­ple­xes drin­gend not­wen­dig. Auch wenn es mitt­ler­wei­le die Abschluss­be­rich­te der par­la­men­ta­ri­schen Unter­su­chungs­aus­schüs­se im Bun­des­tag und im Baye­ri­schen Land­tag gibt und der Pro­zess gegen Bea­te Zsch­ä­pe & Co. am Ober­lan­des­ge­richt (OLG) Mün­chen seit einem hal­ben Jahr läuft, sind noch vie­le Fra­gen offen. Die Jour­na­lis­tin Andrea Röp­ke recher­chiert seit zwan­zig Jah­ren zur mili­tan­ten Neo­na­zi­sze­ne in Deutsch­land. Sie warnt davor, den NSU als iso­lier­tes Trio dar­zu­stel­len. Rechts­an­walt Yavuz Narin ver­tritt als Neben­klä­ger­an­walt die Fami­lie von Theo­do­rus Boul­ga­ri­des, der am 15. Juni 2005 vom NSU in Mün­chen erschos­sen wur­de. Die Fami­lie lei­det noch immer unter den Fol­gen der ein­sei­ti­gen Ermitt­lun­gen der Poli­zei. Yavuz Narin berich­tet über den aktu­el­len Stand des Pro­zes­ses am OLG Mün­chen. Ulli Jentsch arbei­tet im Anti­fa­schis­ti­schen Pres­se­ar­chiv (apa­biz) e.V., das das Pro­jekt NSU-Watch mit­in­iti­iert hat. Damit wird eine umfas­sen­de Beglei­tung der Auf­ar­bei­tung des NSU-Kom­ple­xes sicher­ge­stellt, auch wenn das media­le und poli­ti­sche Inter­es­se dar­an nach­lässt. Die BAG K+R unter­stützt das Pro­jekt. Der Bevoll­mäch­tig­te des Rates der EKD Dr. Mar­tin Dutz­mann wird in sei­nem Gruß­wort zur Ver­an­stal­tung über die Not­wen­dig­keit kirch­li­chen Enga­ge­ments gegen Rechts­extre­mis­mus und kirch­li­cher Soli­da­ri­tät mit den Opfern des NSU und all­täg­li­cher ras­sis­ti­scher Gewalt spre­chen. Dr. Rüdi­ger Sach­au (Direk­tor der Evan­ge­li­schen Aka­de­mie zu Ber­lin) wird einen Schluss­kom­men­tar aus Sicht der Evan­ge­li­schen Aka­de­mie geben.

Vor­anmel­dung erbe­ten bis zum 31. Okto­ber 2013 per E‑Mail an: stuermann@​asf-​ev.​de.

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Nürn­berg: Eröff­nung der Ausstellung

Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen“

NSU-Opfer_AusstellungDie 22 Tafeln umfas­sen­de Aus­stel­lung Die Opfer des NSU und die Auf­ar­bei­tung der Ver­bre­chen wur­de in den Jah­ren 2012 und 2013 von der Diplom-Sozi­al­wir­tin Bir­git Mair im Auf­trag des in Nürn­berg ansäs­si­gen Insti­tuts für sozi­al­wis­sen­schaft­li­che For­schung, Bil­dung und Bera­tung (ISFBB) e.V. kon­zi­piert und erstellt. Die Aus­stel­lung wur­de als Wan­der­aus­stel­lung ent­wi­ckelt und kann ab sofort über den Ver­ein ISFBB e.V. gebucht werden.

Die Aus­stel­lungs­er­öff­nung fin­det statt am:

Frei­tag, 8. Novem­ber 2013, um 18 Uhr 
Ort: Gewerk­schafts­haus Nürn­berg, Korn­markt 5–7, Saal Burg­blick (7. Stock, Auf­zug vorhanden)
Refe­ren­ten: Bir­git Mair (Aus­stel­lungs­ma­che­rin), Leon­hard F. Seidl (Lek­to­rat)
Eine Anmel­dung ist nicht erfor­der­lich. Der Ein­tritt ist frei. Koope­ra­ti­ons­part­ner: Gewerk­schaft ver.di Mit­tel­fran­ken.

Öff­nungs­zei­ten der Aus­stel­lung in Nürn­berg: Die Aus­stel­lung ist vom 8. bis 22. Novem­ber 2013 im 5. und 6. Stock des Gewerk­schafts­hau­ses Nürn­berg, Korn­markt 5–7, zu sehen. Mon­tags bis Don­ners­tag 8.00 Uhr bis 17:00 Uhr, Frei­tag 8.00 Uhr bis 15.00 Uhr. Füh­run­gen sind auch außer­halb der Öff­nungs­zei­ten abends und am Wochen­en­de nach vor­he­ri­ger Ver­ein­ba­rung mög­lich. Füh­run­gen durch die Aus­stel­lung im Gewerk­schafts­haus Nürn­berg kön­nen ab sofort Hono­rar gebucht wer­den. Füh­run­gen sind auch in tür­ki­scher Spra­che mög­lich. Der 60-sei­ti­ge Begleit­band zur Aus­stel­lung kann ab 8. Novem­ber 2013 im K.I.B.S. (Gewerk­schafts­haus Nürn­berg, Erd­ge­schoss) zum Preis von 5 Euro erwor­ben oder auf der Inter­net­sei­te www​.opfer​-des​-nsu​.de bestellt werden.

Die Aus­stel­lung zeigt die Opfer des NSU in einem mensch­li­chen Licht. Ohne das Mit­wir­ken vie­ler Ange­hö­ri­ger der Ermor­de­ten wäre die Aus­stel­lung nicht rea­li­sier­bar gewe­sen. Ihnen allen, vie­len ehren­amt­li­chen Hel­fe­rin­nen und Hel­fern sowie den För­de­rern gilt mein beson­de­rer Dank. Die Aus­stel­lung wur­de bis­her geför­dert von der Ama­deu-Anto­nio-Stif­tung, vom Kul­tur­re­fe­rat der Stadt Mün­chen, der Stadt Ros­tock, vom Bil­dungs- und För­de­rungs­werk der GEW im DGB e.V. und von Einzelpersonen.

Ein­lass­vor­be­halt: Neo­na­zis und Ras­sis­ten wird gemäß Art 10 des Bay­VersG der Zutritt zur Ver­an­stal­tung verwehrt.
Anfra­gen: E‑Mail: birgitmair@t‑online.de, Tele­fon: 0049 (0) 91154 055 934
Wei­te­re Infor­ma­tio­nen unter

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Kein-10_-Opfer NSU und Staat Hand in Hand: Filmscreening in Neukölln

Am 31.10.2013, 20 Uhr, Pro­jekt­raum, Her­mann­stra­ße 48, 2. HH, 1.OG:
Info- und Mobi­li­se­rungs­ver­an­stal­tung mit scree­nings von „ID wit­hout colors“ und „Kein 10. Opfer“.

ID wit­hout colors“ beleuch­tet die erschre­ckend all­täg­li­che Pra­xis des Racial Pro­fil­ing in Deutsch­land, die auch in Ber­lin zur Tages­ord­nung gehört. „Kein 10. Opfer“ ist ein Kurz­film von der Demo im Mai 2006 in Kas­sel. Unter dem Ban­ner „Kein 10. Opfer“ gin­gen rund 2000 Men­schen auf die Stra­ße — fast aus­schließ­lich deutsch-tür­ki­sche Fami­li­en und Ange­hö­ri­ge der Opfer.

Zwei Jah­re nach dem Bekannt­wer­den der NSU-Mor­de zie­hen wir Bilanz. Min­des­tens neun migran­ti­sche Arbei­ter und Klein­un­ter­neh­mer wur­den in den Jah­ren 2000 bis 2006 kalt­blü­tig ermor­det, erschos­sen mit der­sel­ben Tat­waf­fe. Jah­re­lang konn­te die Poli­zei die Mor­de nicht auf­klä­ren, weil Ras­sis­mus nie ernst­haft als Tat­mo­tiv in Erwä­gung gezo­gen wurde.

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Gedenk­stein für die Opfer des NSU in Kas­sel am neu gewid­me­ten Halit-Platz Foto: Burschel

Dres­den: Eine Ver­an­stal­tungs­rei­he der Kam­pa­gne Sach­sens Demokratie

Zwei Jahre danach. Zur Aufklärung des NSU Komplexes

2.11.2013, 19 Uhr, Klei­nes Haus, Gla­ci­es­stra­ße 28
Seit Anfang Mai die­ses Jah­res ste­hen Bea­te Zsch­ä­pe, André Emin­ger, Hol­ger Ger­lach, Cars­ten Schult­ze und Ralf Woh­le­ben vor dem Ober­lan­des­ge­richt in Mün­chen. Zsch­ä­pe wird Mit­tä­ter­schaft bei zehn Mor­den, zwei Spreng­stoff­an­schlä­gen und 15 bewaff­ne­ten Raub­über­fäl­len sowie Mit­glied­schaft in einer ter­ro­ris­ti­schen Ver­ei­ni­gung vor­ge­wor­fen, den Mit­an­ge­klag­ten u.a. Unter­stüt­zung einer ter­ro­ris­ti­schen Ver­ei­ni­gung, Bei­hil­fe zum Mord, Bei­hil­fe zu einem Spreng­stoff­an­schlag, Bei­hil­fe zum Raub. Die­ses Ver­fah­ren soll mit­hil­fe hun­der­ter Zeug_innen die Taten des NSU auf­klä­ren und straf­recht­li­che Auf­ar­bei­tung leis­ten. Zahl­rei­che Ange­hö­ri­ge der Opfer der Mor­de und Anschlä­ge des NSU sind in die­sem Pro­zess Neben­klä­ger. Der Neben­kla­ge­ver­te­ter Peer Stol­le berich­tet vom Ver­lauf und aktu­el­lem Stand des Pro­zes­ses und infor­miert über Mög­lich­kei­ten und Gren­zen der juris­ti­schen Auf­klä­rung der NSU Verbrechen.

Rechts­an­walt Peer Stol­le (Ber­lin), Ver­tre­ter der Neben­kla­ge der Ange­hö­ri­gen von Meh­met Kubaşık,
Mode­ra­ti­on: Jörg Eich­ler, für die Kam­pa­gne Sach­sens Demokratie

In Zusam­men­ar­beit mit Wei­ter­den­ken – Hein­rich-Böll-Stif­tung Sachsen

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Kreuz­ber­ger Gesprä­che 13

Rechtsterrorismus in Deutschland: Welche Konsequenzen zog der Staat seit dem Bekanntwerden der NSU-Mordserie? 

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Pro­test-Kund­ge­bung mit schwar­zen Luft­bal­lons vor dem Jus­tiz­zen­trum in Mün­chen am 6.5.2013 Foto: NSU-Watch

Am Mitt­woch, 6. Novem­ber 2013, um 19 Uhr im Tiyat­rom, Alte Jakobstra­ße 12, 10969 Ber­lin-Kreuz­berg­Eine Ver­an­stal­tung der Pro­gres­si­ve Volks­ein­heit der Tür­kei in Ber­lin e.V. / Hal­k­çı Devrimci Bir­liği Ber­lin (HDB, Mit­glied in HDF-Föde­ra­ti­on der Volks­ver­ei­ne tür­ki­scher Sozi­al­de­mo­kra­ten) mit

Hei­ke Kleff­ner, Jour­na­lis­tin und wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin der Bun­des­tags­frak­ti­on DIE LINKE zum NSU-Bun­des­tags­un­ter­su­chungs­aus­schuss, Eber­hard Sei­del, Sozio­lo­ge, Jour­na­list, Publi­zist und Geschäfts­füh­rer vom Pro­jekt „Schu­le ohne Ras­sis­mus – Schu­le mit Cou­ra­ge“, Harald Geor­gii, Jurist und Lei­ter des Sekre­ta­ri­ats des NSU-Unter­su­chungs­aus­schuss des Bun­des­ta­ges; Mode­ra­ti­on: Ebru Taş­d­emir (Jour­na­lis­tin) Lei­tung: Ahmet İyi­di­rli (HDB)

Ende Novem­ber 2011 flog die Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on NSU auf. Zwei Jah­re ist es nun her, dass neun von ins­ge­samt zehn Mor­den, began­gen u.a. an acht tür­kisch­stäm­mi­gen und einem grie­chisch­stäm­mi­gen Klein­un­ter­neh­mer, als ras­sis­ti­sche Mor­de bekannt gewor­den sind. Seit­her mach­ten unzäh­li­ge Mel­dun­gen über das Ver­sa­gen und über die Ver­wick­lun­gen staat­li­cher (Ermittlungs-)Behörden in den NSU-Skan­dal Schlag­zei­len in den Medi­en. So hat am 26. Janu­ar 2012 der Deut­sche Bun­des­tag auf Antrag der Abge­ord­ne­ten aller fünf Frak­tio­nen einen Unter­su­chungs­aus­schuss zur Neo­na­zi-Mord­se­rie ein­ge­setzt. Das Gre­mi­um sol­le einen Bei­trag zur „gründ­li­chen und zügi­gen Auf­klä­rung der Taten der Ter­ror­grup­pe leis­ten“, heißt es auf der Web­site des Bun­des­tags, auf der fer­ner erklärt wird, dass „Schluss­fol­ge­run­gen für Struk­tur, Zusam­men­ar­beit, Befug­nis­se und Qua­li­fi­zie­rung der Sicher­heits- und Ermitt­lungs­be­hör­den gezo­gen und Emp­feh­lun­gen für eine effek­ti­ve Bekämp­fung des Rechts­extre­mis­mus aus­ge­spro­chen wer­den“ sol­len. An die­sem Abend wol­len wir mit unse­ren Refe­ren­tIn­nen über die par­la­men­ta­ri­sche und media­le Auf­ar­bei­tung der rechts­extre­mis­ti­schen Taten spre­chen und dabei vor allem in Augen­schein neh­men, wel­che Kon­se­quen­zen nun bis­her tat­säch­lich nach dem Bekannt­wer­den der ras­sis­ti­schen Mord­se­rie für den Staat folgte?

Die­se Ver­an­stal­tungs­rei­he wird im Rah­men des Pro­gramms „Maß­nah­men gegen Rechts­extre­mis­mus, Frem­den­feind­lich­keit und Anti­se­mi­tis­mus“ mit freund­li­cher Unter­stüt­zung des Senats­be­auf­trag­ten für Inte­gra­ti­on und Migra­ti­on durchgeführt.